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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Möglichkeit, von einem der Kreise eine Verbindungslinie zu einem anderen ziehen zu können. Doch es gab keinerlei Verbindungsglied. Er zündete sich eine Zigarette an. In einem Kreis hatte er notiert:
    »Morde an GRU-Offizieren in Estland?« Konnte sich um ein reines Gerücht handeln. Weiß Gott, Finnland war voll von Gerüchten, oft vom Personal der amerikanischen und sowjetischen Botschaft in Umlauf gesetzt. Soviel wußte er von seinem letzten Aufenthalt.
    »Schutzpolizei.« In einem anderen Kreis auf dem Notizblatt. Ein ganz neues Faktum. Warum waren die so interessiert an Alexis?
    Newman hegte den starken Verdacht, daß sie die Dinge, die Alexis im Hotelzimmer zurückgelassen hatte, abgeholt hatten, um alle Spuren ihres Aufenthaltes in Helsinki zu beseitigen. Wenn das der Fall war, dann hatten sie Pfuscharbeit geleistet – selbst wenn nicht vorauszusehen gewesen war, daß er so schnell im Hotel auftauchen würde, in dem sie gewohnt hatte.
    Die Finnen waren – international gesehen – in einer schwierigen Position. Auf ihre Ostgrenze fiel riesenhaft und drohend der Schatten Rußlands. Die Sowjets versorgten die Finnen mit dem nötigen Öl, im Austausch für finnische Industriegüter. Theoretisch konnte der Kreml Helsinki in den Würgegriff nehmen.
    Aber die Finnen vollführten ihren Seiltanz zwischen Ost und West mit größtem Geschick. Sie bewahrten sich ihre labile Unabhängigkeit, indem sie es einerseits ablehnten, zu einem Satelliten der Sowjets zu werden, und andererseits durch den Handel mit dem Westen ein Gegengewicht zum Bären im Osten schafften.
    Newman setzte sich an den Tisch und nahm zwei weitere Kreise auf dem Blatt in Augenschein. »Ratakatu«. Das Hauptquartier der Schutzpolizei, in einem ganz anderen Stadtteil Helsinkis gelegen als das Polizeipräsidium in Pasila.
    Dieser Punkt beunruhigte ihn. Laila hatte ihm eingestanden, daß ihr Vater Chef dieser Polizeieinheit war. Berichtete sie ihm vielleicht in diesem Augenblick von ihren Gesprächen mit Newman?
    Doch etwas sprach dagegen. Laila hatte den Artikel über Alexis’ tödlichen Unfall geschrieben. Mauno Sarin war bestimmt nicht besonders erbaut darüber. Womit auszuschließen war, daß Mauno seine Tochter an der Kandare hatte.
    »Hubschrauber«. Ein neues Faktum, über das Newman gestolpert war. Wohin hatte sie sich mit der Hughes 500 D fliegen lassen? Er mußte alle Einzelheiten dieses Fluges in Erfahrung bringen. Newman war überzeugt, daß jedes neue Wissen über Alexis’ letzten Schritte ihn der Wahrheit näher brachte. Geduld. Sie war bei allem, was Auslandskorrespondenten anstellten, um eine Story auszugraben, der Schlüssel zum Erfolg.
    »Hier ist eine Liste aller aus Helsinki auslaufenden Schiffe und ihrer Abfahrtszeiten«, sagte Laila und reichte Newman ein Blatt Papier über den Tisch.
    Sie saßen im Obergeschoß des Runden Restaurants, das man über eine Wendeltreppe erreichte, und aßen zu Abend. Sie hatten einen Tisch an der Innenbrüstung und konnten auf die Tische im Erdgeschoß hinunterblicken. Newman nahm das Blatt und überflog die in säuberlicher Schrift notierten Auslaufzeiten.
    »Sie vergeuden Ihre Zeit nie, oder?« kommentierte er.
    »In meinem Beruf muß man sofort die Dinge weiterzubringen suchen.« Sie errötete, als ihr ihre Worte bewußt wurden. »Aber natürlich wissen Sie das seit Jahren.«
    »Ich gratuliere Ihnen.«
    »Ist was darunter, was Ihnen weiterhilft?» fragte sie, bevor sie weiteraß.
    »Sogar eine negative Information kann nützlich sein«, erwiderte er.
    »Also ist das, was Sie gesucht haben, nicht dabei?«
    »Schauen Sie, Laila, Sie wissen ebensogut wie ich, die Eliminierung von Anhaltspunkten lenkt die Aufmerksamkeit auf jene Anhaltspunkte, denen man nachgehen soll.«
    Newman schenkte Chablis nach, um seine Erregung zu verbergen.
    Unter den zahlreichen angeführten Schiffen war nur eines, die
Georg Ots,
die um 10.30 Uhr auslief. Nach Tallinn, Estland.
    Es sah ganz nach Ausflugsschiff für Touristen aus: Ankunft in Tallinn um 15 Uhr, Abfahrt von Tallinn um 19.30 Uhr, Rückkehr nach Helsinki um 22.30 Uhr. Was Newman verwirrte, war, daß Laila den Namen der Linie mit »Oy Saimaa Lines Ltd.« angegeben hatte – was ermutigend finnisch klang. In Klammern aber hatte sie »Estnische Schiffahrtslinie« hinzugefügt, was bedeutete, daß die
Georg Ots
wahrscheinlich ein sowjetischer Kahn war.
    »Wo haben Sie sich diese Liste beschafft?« wollte er wissen.
    »Im Ageba-Reisebüro. Sie haben nahe beim Hotel

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