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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Sie das Visum sofort ausstellen und schicken Sie es auf dem Luftweg an die Botschaft in Helsinki. Wie reagierte Karlow auf Ihren Anruf?«
    »Mit Skepsis. Er sagte, keiner der beiden Amerikaner habe London besucht, solange er dort an der Botschaft gewesen sei.«
    »Karlow sichert sich schon wieder ab!« Lysenko verließ das Fenster und schlug mit seiner geballten Faust gegen die Handfläche.
    »Ich glaube mich zu erinnern, daß es Zwischenträger waren, die Karlow das Material lieferten – jedesmal ein anderer. Diese Mittelsmänner können zwischen den Staaten und Europa hin und her gereist sein, das Material beschafft und Karlow in den Schoß gelegt haben.« Seine Stimme triefte jetzt von Sarkasmus. »Und wie denkt mein so präzise kalkulierender Stabsoffizier darüber?«
    »Auch ich bin mir nicht sicher. Ich habe Moskau gebeten, das ganze Material von Procane einem anderen Spitzenmann zwecks neuerlicher Analyse zu übergeben.«
    »Ohne meine Zustimmung?«
    »Um Ihnen den Rücken zu stärken …«
    »Keiner von euch würde ohne mein Betreiben auch nur das Geringste erreichen! Denken Sie daran – wenn entweder Dillon oder Stilmar in Moskau auftaucht, wird das dieses aggressive Schwein Reagan vernichten!«

13
    Mauno Sarin saß an seinem Schreibtisch und betrachtete den Briefumschlag, der an ihn persönlich addressiert war. Er schnitt ihn mit einem Messer vorsichtig auf und entnahm ihm das einmal gefaltete Blatt aus teurem Schreibmaschinenpapier. Er las die wenigen getippten Zeilen und fluchte laut.
    »Es wäre nützlich, wenn wir uns in der nächsten oder übernächsten Woche hier treffen könnten. Vielleicht haben Sie Zeit zu einem Gedankenaustausch? André Karlow.«
    Keine Unterschrift. Sogar der Name war mit Schreibmaschine geschrieben – und mit Absicht falsch: »André« statt »Andrei«. Er hielt das Blatt gegen das Licht und untersuchte das Wasserzeichen. Genau, wie er erwartet hatte – es war finnisches Papier, ebenso wie der dazu passende Umschlag.
    Karlow war ein erfinderischer und vorsichtiger Mann. Niemand würde je beweisen können, daß die Kommunikation von Tallinn ausgegangen war. Die absichtlich falsche Schreibung des Namens deutete auf eine Fälschung hin, was, wie Sarin wußte, nicht der Fall war. So funktionierten die Dinge drüben eben – wenn man überleben wollte. Lege nie etwas schriftlich nieder, was später einmal gegen dich verwendet werden kann.
    Der Umschlag trug den Poststempel von Helsinki. Sarin nahm an, daß er von einem verläßlichen Mitarbeiter Karlows aufgegeben worden war, der allein zu diesem Zweck auf der
Georg Ots
herübergefahren war. Die Frage war die, warum Karlow gerade diesen Zeitpunkt gewählt hatte, um ein Treffen vorzuschlagen.
    Die GRU-Morde? Höchst unwahrscheinlich. Er würde sie eher vertuschen, als überall zu verbreiten, daß sie in ihrer »Modellrepublik« ihre eigenen Offiziere nicht schützen konnten. Adam Procane? Ebenso unwahrscheinlich. Blieben Lailas Artikel über den Tod von Alexis Bouvet und über die GRU-Morde.
    Mauno griff in eine Lade und nahm ein Exemplar von
Le Monde
heraus, der Zeitung, für die Alexis gearbeitet hatte. Die Übersetzung eines seiner Mitarbeiter ins Finnische war mit dem Text zusammengeheftet. Sie hatten Lailas Geschichte übernommen und brachten sie unter einer über die ganze Breite des Blattes laufenden Schlagzeile.
    »Französische Auslandskorrespondentin in Finnland umgebracht?« Die Story folgte im wesentlichen der von Laila – mit den üblichen gallischen Übertreibungen und dramatischen Einschüben. Ja, das konnte es sein, was Karlow störte. Die Russen bekamen allmählich im Ausland eine schlechte Presse. Mauno zweifelte nicht daran, daß die Deutschen und die Briten sehr bald die Geschichte mit weiterem Beiwerk bringen würden.
    In dem sehr heiklen Geschäft, mit Moskau Umgang zu pflegen, zeigte sich Mauno als exzellenter Taktiker. Die beste Erwiderung für Karlow würde sein, ihn durch ein neues Thema aus dem Gleichgewicht zu bringen – mit einer Sache, die er nach Moskau melden mußte. Er verließ seinen Schreibtisch und eilte die Treppe hinunter ins Untergeschoß, wo die Telefon- und Sendezentrale untergebracht war. Er ging auf das kleine, gemütliche Zimmerchen zu, in dem der technische Betreuer der Radiotelefonanlage hauste.
    »Pauli, versuch Oberst Karlow in Tallinn ans Telefon zu kriegen.
    Wenn du durchkommst, läßt du mich dann bitte allein? Das Gespräch ist vertraulich.«
    Pauli brauchte drei Minuten, um

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