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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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haben, und drückte auf den Klingelknopf. Magda Rupescu öffnete nicht sofort, und Poluschkins Füße scharrten ungeduldig auf dem Boden.
    Dann entdeckte er das Guckloch, das sich in der Türmitte in Augenhöhe befand. Er wartete, während drei verschiedene Schlösser aufgesperrt wurden. Die Tür ging auf, und er hielt den Atem an. Magda sah begehrenswerter aus, als er sie in Erinnerung hatte.
    Dichtes rotes Haar hing bis zu den Schultern herab. Sie war dreißig Jahre alt, schlank, aber proportioniert, einssiebzig groß und hatte eine leichenblasse Haut. Die Blässe wurde noch betont durch das helle Rot ihres Lippenstiftes, ihr einziges Make-up übrigens. Sie musterte ihn durch ihre dunklen Brillengläser.
    »Willst du den ganzen Tag auf dem Korridor stehen?« fragte sie auf schwedisch.
    Langsam trat er durch den Türrahmen, streifte ihre linke Brust und stellte seine Tasche ab. Er blickte sich um. Die Wohnung war größer, als er erwartet hatte.
    Hinter ihm fiel die Tür heftig ins Schloß. Ihre langen, flinken Finger beschäftigten sich mit den Schlössern, hängten die Kette wieder ein. Sie nahm die Brille ab, drehte sich rasch um und sah ihn mit ihren kalten grünlichen Augen an. Sie legte die Hände auf die Hüften, bevor sie zu sprechen begann.
    »Berühr mich noch einmal so, und ich bring dich um!«
    »Du bringst mich um!«
    Er sagte das in spöttischem Ton, und seine schlaffen Lippen verzogen sich zu einem widerlichen Lächeln. Ihre rechte Hand vollführte eine rasche Bewegung, zog etwas aus der Tasche ihres schwarzen Kleides, und er spürte, wie die scharfe Spitze eines Instruments seine Kehle kitzelte. Er stand bewegungslos. Sie hielt eine Art Stilett in der Hand.
    »Ja«, wiederholte sie, »ich bring dich um. Das waren meine Worte. Wir haben hier ein Geschäft zu erledigen. Unsere ganze Energie und Konzentration muß darauf gerichtet sein. Verstehst du?«
    »Kein Grund zur Aufregung. Wir sollen zusammenarbeiten.«
    »Nicht im Bett. Verstanden? Dein Schlafraum ist hinter dieser Tür hier. Meiner ist hinter jener Tür dort. Ich versperre sie nicht, wenn ich schlafe. Wenn du reingekrochen kommst, schlitze ich dich auf. Hast du verstanden, Poluschkin?«
    »Ja, hab ich. Und es wäre mir lieb, wenn du dieses Ding wegtätest.
    Was ist das überhaupt? Ich hab so was noch nie gesehen.«
    Sie ließ die Waffe sinken, ihr Verhalten wurde mit einem Mal wieder normal, ihre Stimme klang distanziert. Sie demonstrierte ihm, wie die Sache funktionierte. Sie drückte gegen das Ende des Griffes. Die Stahlnadel trat zurück, und Poluschkin erkannte, daß sie von einer Feder bewegt wurde.
    »Du wirst nicht erraten, woher das ist«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aus England! Sie nennen es Corkette. Es ist ein Korkenzieher. Man stößt die Nadel in den Flaschenkorken und pumpt Luft in die Flasche. Der Korken wird herausgepreßt. Einer unserer Techniker hat das Ding präpariert. Wer denkt schon daran, daß es eine Waffe ist?«
    »Aber du kannst das nicht auf einer belebten Straße jemandem in die Kehle rammen«, wandte der Russe ein.
    »Aber du kannst es deinem Opfer von hinten in die Wirbelsäule stoßen, die Nadel im Griff verschwinden lassen und weitergehen.
    Besonders geeignet auf einer belebten Straße. Ich habe es immer bei mir. Sogar wenn ich zu Bett gehe«, fügte sie hinzu. »Und unter welchem Namen reist du?«fragte sie in geschäftsmäßigem Ton.
    »Bengt Thalin. Vertreter einer Scheinfirma in Helsinki.«
    »Zeig mir deinen Paß.«
    »Du glaubst mir nicht? Und wir sollen ein Team sein? Spar dir die großen Töne.«
    »Ich bin bei dieser Operation der Chef. Das hat dir dein Vorgesetzter mitgeteilt. Er hat mich angerufen, während du noch im Flugzeug gesessen hast. Zeig mir deinen Paß.«
    Widerstrebend holte er den Paß aus seiner Tasche, und sie ging damit zum Fenster, um ihn genau zu prüfen. Das machte Poluschkin so wütend, daß er ihr nachging.
    »Wozu überprüfen? Unsere Leute wissen, was sie tun.«
    »Ich war einmal in der Abteilung für Personaldokumente in Moskau beschäftigt. Dort werden, wie du weißt, auch alle Ausweise für Agenten, die ins Ausland gehen, hergestellt. Pässe inbegriffen. Manchmal sind sie dort nicht besonders geschickt – und machen Fehler.« Sie gab ihm den Paß zurück. »Der hier ist in Ordnung.«
    »Herzlichen Dank«, antwortete Poluschkin ironisch.
    »Erspare mir deinen Sarkasmus. Meine Haut ist genauso in Gefahr. Wenn Hornbergs Leute dich schnappen, könnten sie auch mich

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