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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Tür klopfte. Bevor er auf das Klopfen antworten konnte, fuhr Lysenko mit einem Ruck herum und schrie zur Tür hin.
    »Kommen Sie herein, Rebet!«
    Valentin Rebet, Hauptmann, hagergesichtig, beflissen, kam ins Büro, schloß die Tür und zog seinen Mantel aus. Er nickte Karlow zu und sagte höflich: »Schön, Sie wiederzusehen, Oberst.«
    »Sie bleiben jetzt stehen und hören zu«, sagte Lysenko zu ihm.
    Er drehte sich zu Karlow um, legte beide Hände auf die Schreibtischplatte, beugte sich vor und fixierte den Obersten. Seine buschigen Augenbrauen richteten sich auf, als er mit großer Bedächtigkeit zu sprechen begann.
    »Die Bedeutung von Tweeds Ankunft in Stockholm schätzen Sie wohl nicht richtig ein? Er versucht Procane aufzuhalten, bevor dieser in unserem Heimatland um Asyl bitten kann. Die Briten kriechen immer vor den Amerikanern auf dem Boden. Wie schön, wenn sie sich dafür, daß sie einen wichtigen Mann aus Washington daran hindern, zu uns überzulaufen, eine Feder an den Hut stecken könnten! Deshalb ist dieses dreckige Schwein Tweed in Stockholm. Das bedeutet, daß er wissen – oder mutmaßen – muß, daß Procane in der schwedischen Hauptstadt angekommen ist – beziehungsweise in Kürze ankommen wird …«
    »Möglicherweise …«
    »Nein! Das ist sicher. Sie haben Mauno Sarin von der finnischen Schutzpolizei in Kenntnis gesetzt, daß Sie mit ihm gern bald in Tallinn konferieren würden?«
    »Ja, General …«
    »Und dieser britische Korrespondent, Newman, kommt mit ihm?«
    »Sagt er. Ich habe Newmans Visum in der Schreibtischlade liegen.«
    »Schicken Sie es an die Botschaft in Helsinki. Heute! Damit treffen wir zwei Fliegen mit einem Schlag.«
    »Was bedeutet das genau?« fragte Karlow ruhig.
    »Wir zeigen der übrigen Welt, daß hier alles friedlich ist, daß Estland eine Modellrepublik ist. Wenn ich schließlich entscheide, daß er kommen kann, dann arrangieren Sie für diesen Newman eine geführte Stadtrundfahrt. Ich habe seine Akte gelesen. Er ist ein unabhängiges Schwein. Gut für uns, denn er wird schreiben, was er sieht – aber er wird versuchen, von der geplanten Route abzuweichen. Lassen Sie ihn!«
    Lysenko kreiste mit großen Schritten im Raum, unterstrich, was er sagte, mit weiten Bewegungen seiner kurzen, dicken Arme.
    Nichts tat er lieber, als seinen Untergebenen Vorträge zu halten, seinen Standpunkt zu erläutern. Er ließ seinem Redeschwall freien Lauf.
    »Vorher haben Sie die Seitenstraßen von allen verdächtigen Personen gesäubert. Füllen Sie sie statt dessen mit unseren zahmen Moldauern. Er wird den Unterschied nicht erkennen. Ich erkenne ihn selbst nicht! Das ist die erste Fliege.«
    »Und die zweite?« fragte Karlow ruhig.
    »Ist natürlich Mauno Sarin! Sie sagen ihm, daß Procane über Finnland kommt – dessen bin ich mir ohnehin sicher. Er meldet ihnen jeden bedeutenden Amerikaner, der den Fuß auf finnischen Boden setzt. Er läßt ihn beschatten, bewachen, schützen.«
    Er zog ein gefaltetes Papier aus der Tasche und warf es auf Karlows Schreibtisch. Dann starrte er auf die Pikk-Straße hinunter. Der Oberst entfaltete das Papier und überflog es. Er war ein rascher Leser, und nach weniger als einer Minute hob er den Blick.
    »Das ist ein Passierschein für mich, der es mir erlaubt, nach Helsinki zu reisen.«
    »Und Sie wissen, an wie wenige Leute so etwas ausgegeben wird.«
    »Nur daß er nicht vollständig ist. Es fehlt der amtliche Datumsstempel. Und Sie haben ihn nicht unterschrieben.«
    »Aus einem einfachen Grund, Genosse. Die Zeit ist noch nicht reif für Ihre Reise nach Helsinki. Sie fahren erst, wenn Procane eingetroffen ist und sich zu erkennen gegeben hat. Sie eskortieren ihn nach Tallinn, und dann fliegen wir ihn nach Moskau.«
    Karlow lehnte sich zurück, öffnete die Schublade und ließ den Passierschein hineinfallen. Er schloß die Lade und versperrte sie.
    Nach einem kurzen Blick auf Rebet wandte er sich Lysenko zu.
    »Da ich das Procane-Unternehmen leite, muß ich von jetzt an auch die Anweisungen an das Team Rupescu-Poluschkin in Stockholm erteilen. Außerdem haben sie mir Bericht zu erstatten.«
    »Sie haben ihre Instruktionen …«
    »Wenn meinem Ersuchen nicht stattgegeben wird, General, werde ich unverzüglich in Moskau stärksten Protest einlegen – verbunden mit der Mitteilung, daß das ganze Unternehmen in Gefahr ist, wegen Teilung der Kommandogewalt zu scheitern. Ich habe einen Zeugen dieses Gesprächs, General. Hauptmann Rebet.«
    »Sie

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