Der Überlebende: Roman (German Edition)
einhundertfünfzig Kilo, seine Oberarme haben die Dimensionen von Oberschenkeln, seine Oberschenkel sind dicker als die Hüftpartie eines Magermodels. Cornelius Purps ist Analyst, er überwacht die Performance der Engagements von D’Wolf und beurteilt potentielle Anlagen. Außerdem ist er Superschwergewichtsboxer. Er hat für Deutschland an einer Olympiade teilgenommen, kam allerdings über das Viertelfinale nicht hinaus. Er ist zu groß, zu stark und deshalb nicht beweglich genug. Eine Profikarriere war nie Thema für ihn, aber durch das Boxen verdiente er sich sein Studium. Er wäre ein furchteinflößender Wrestler gewesen, tatsächlich hatte er Angebote, aber er war zu intelligent, sie anzunehmen. Obwohl er gut in die Szene hineingepasst hätte, sein Großvater war ein schwarzer GI.
Seinen riesengroßen Kopf hat Cornelius Purps kahlgeschoren, um den Mund herum trägt er einen schmalen Bart. Die Ohren sind verblüffend klein. Obwohl er schon über das Topalter hinaus ist, hat er noch nie bei einem Firmenturnier gegen einen der siegeshungrigen jungen Kollegen verloren, üblicherweise gewinnt er durch k.o. Im Rahmen von Charity-Veranstaltungen tritt er gegen Profiboxer an, meistens verliert er nach Punkten. Die anderen treffen häufig, aber es hat keine Wirkung bei ihm, landet er jedoch einen Treffer, kommen die anderen in Schwierigkeiten.
D’Wolf beabsichtigte, einen Nischenhersteller für Steuerungen in den USA zu kaufen, um die eigene Produktpalette abzurunden. Peter evaluierte das Produktprogramm der Firma, Cornelius Purps bewertete sie. Peter war immer wild darauf gewesen, gegen Cornelius Purps zu kämpfen, aber der hatte sich spröde gezeigt. Seine Kämpfe müssten sich nach seinen Präsentationen und nicht seine Präsentationen nach seinen Kämpfen richten. Er erhalte so viele Angebote, und so oft könne er nicht kämpfen, nach jedem Kampf dauere es eine Zeit, bis er wieder klar im Kopf sei. Weil sie bei diesem Projekt zusammenarbeiteten, konnte er jetzt freilich nicht mehr nein sagen.
Freitagnachmittag waren jede Menge Zuschauer gekommen, die sich mit mir darüber wunderten, dass die Kämpfer nicht, wie bei den Amateuren eigentlich vorgeschrieben, einen Kopfschutz trugen. Als Ringrichter und Punktrichter fungierten zwei Trainer aus der Boxschule, von der Peter den gebrauchten Boxring für den Fitnessbereich gekauft hatte. Vorher hatte Peter verkündet, es sei nicht sein Ziel, zu gewinnen, sondern die drei Runden durchzustehen.
Er war guter Dinge und nutzte die Gelegenheit, um erst einmal den Personalchef k.o. zu schlagen, die beiden konnten sich überhaupt nicht leiden. Der Personalchef diskutierte mit einem Mitarbeiter neben dem Boxsack, an dem sich Peter einschlagen wollte. Unvorsichtigerweise umfasste der Personalchef den Boxsack mit beiden Händen, Peter begann mit einem Schlag, in den er seine ganze Kraft legte. Der Boxsack traf den Personalchef an der Schläfe, er ging zu Boden. Peter half ihm auf, es tue ihm leid, er habe ihn nicht gesehen.
Als Peter in seinem glänzenden roten Mantel mit Kapuze den Ring betrat, klatschten die Zuschauer und riefen seinen Namen. Er tänzelte, während er den Mantel auszog, und der Beifall schwoll an. Mit stoischer Gelassenheit entledigte sich Cornelius Purps seiner weißen Trainingsjacke. Peter ist groß und durchaus kräftig, aber neben Cornelius Purps wirkte er schmächtig und verloren, da nützte auch die rote glänzende Boxerhose nichts.
Die beiden kämpften ohne Sekundanten, ein Junge aus der Boxschule nahm die Zeit und betätigte den Gong.
Die Planken des Boxrings waren verblichen und fleckig, um die rostigen Eckpfosten hing die Stoffbespannung in Fetzen herunter. Peter hatte ein altes Schild aus einer amerikanischen Boxschule mitgebracht und neben dem Ring aufgehängt:
Winners are simply willing to do what losers won’t
Der Kampf dauerte nur eine Runde. Cornelius Purps marschierte in die Mitte des Rings und blieb dort, Peter umkreiste ihn. Er gab sich äußerst konzentriert, als gehe es um die Weltmeisterschaft. Ich verstehe nichts vom Boxen, aber es hieß immer, Peter boxe technisch sehr gut. Zunächst wehrte Cornelius Purps einfach nur die Schläge ab, seinerseits griff er gar nicht an. Was Peter auch versuchte, wo immer seine Fäuste hinzielten, da war schon eine Faust von Cornelius Purps. Die Zuschauer feuerten Peter an. Dann begann Cornelius Purps zu schlagen. Fast ansatzlos, im Kontrast zu seinem Gegner, der jeweils ausholen musste. Seine
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