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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Wiebke schminkte sich nicht, gab sich keine Mühe mit ihren Haaren, konnte nicht kochen und war nicht witzig. Ein noch viel unfassbareres Wunder, dass es ihr irgendwann mal gelungen war, sich meinen Volker zu krallen. Volker ließ sich nur ungern von mir zu diesem Thema befragen. Er hatte ihr »halt ein Kind gemacht«, woraufhin sie darauf bestand, zu heiraten. Und dann bekamen sie eben noch ein Kind. Glücklich war mein armer Volker mit dieser Dörrpflaume nie. Er hatte einfach das Warnschild nicht gesehen, auf dem stand: Fantasie- und humorfreie Zone! Achtung, nicht heiraten!
    Aber was sollte ich mir weiter Gedanken über sie machen. Viel lieber redete ich über unsere neuen Nachbarn. »Sie sind so was von nett!«, schwärmte ich glücklich.
    »Im Moment versperren sie mit ihrem Kranwagen einfach nur die Einfahrt«, brummte Volker und nahm einen Schluck Weißwein. Ich beobachtete, wie sich sein Kehlkopf hob und senkte. Gibt es so was, dachte ich, dass man sogar in den Kehlkopf seines Mannes verliebt sein kann? Volker hatte einen kräftigen Hals, der immer braun gebrannt war und besonders zu seinem weißen Hemdkragen einfach umwerfend männlich aussah. Normalerweise betrachte ich wirklich keine Kehlköpfe und sehe ihnen beim Schlucken zu, aber Volker war die berühmte Ausnahme. Die berühmte große Liebe, die es sonst nur in Romanen und Filmen gibt. An dem Tag, an dem Volker und ich uns begegnet waren, hatte der liebe Gott ganz bestimmt wahnsinnig gute Laune gehabt. Ganz im Gegensatz zu Volker jetzt.
    »Die knallen doch wirklich noch einen Balkon an ihren Fertigbau. Wirklich sehr stilvoll«, ätzte Volker. »Wo wir jahrelang an unserem Haus gebaut und alles von Hand haben zimmern lassen, wollen die das in einer Woche aus dem Boden stampfen.«
    »Ach, Volker!« Ich strich ihm eine seiner grauen Strähnen aus der Stirn und zwirbelte sie zwischen meinen Fingern. »Lass sie doch! Es sind junge Leute! Besonders sie, denn sie ist mindestens fünfzehn Jahre jünger als er. Wenn nicht sogar zwanzig. Sie ist Österreicherin, und er kommt aus Norddeutschland. Was für eine reizende Mischung!«
    Volker packte meinen Finger und hielt ihn fest. »Was ist der noch mal von Beruf, hast du gesagt?«
    »Kapitän! Ist das nicht aufregend?«
    »Seit wann siedeln sich norddeutsche Seefahrer in Salzburg an? Wo schwimmt denn sein Kahn? Auf dem Wallersee?«
    »Ach, komm!« Ich stupste ihm zärtlich-tadelnd die Wange. »Der fährt einen Ozeanriesen, du! Der ist immer mindestens vier Monate auf allen Weltmeeren unterwegs! Sie haben sich ja an Bord eines solchen Traumschiffes kennengelernt«, schwärmte ich weiter. »Sein Vater hat ihm das Grundstück vererbt, und er setzt jetzt seine kleine Frau drauf, damit sie in Ruhe niederkommen kann.«
    »Das klingt ja grässlich kitschig. Maria und Josef auf Herbergssuche.« Volker schob meine Hand behutsam weg. Er mochte es nicht, wenn ich ihm ins Gesicht fasste. Er behauptete, eine fürchterlich empfindliche Haut zu haben und von jeder Berührung Pickel zu bekommen.
    »Jedenfalls kriegen sie ein Baby!« Ich rutschte von Volker ab, um ihm ins Gesicht zu sehen, als ich diese kleine Bombe platzen ließ. »Ist das nicht süß?«
    »Nein!«, sagte Volker und stand abrupt auf. »Ich höre jetzt schon das Geplärre unter unserem Schlafzimmerfenster: Hüäää, hüääää, hüäää!«, machte er so täuschend echt, dass ich lachen musste.
    »Das kannst du aber perfekt!«
    »Na, es ist ja noch gar nicht so lange her, dass unsere Mädchen so gequäkt haben! Nacht für Nacht! Und als die Erste damit fertig war, fing die Zweite an! Zehn Jahre zuvor habe ich das Gleiche schon mit meinen Söhnen erlebt. Vielen Dank auch!«
    »Aber Volker!« Liebevoll strich ich ihm über den Arm. »Du bist doch nachts nicht aufgestanden! Ich habe doch im Kinderzimmer übernachtet, damit du deine Ruhe hattest!«
    »Das ist ja auch nicht zu viel verlangt«, brummte Volker und legte dann versöhnlich den Arm um mich. »Ich war damals gerade mit meinen Nachtdiensten im Krankenhaus fertig und hatte ungefähr zehn Jahre lang nicht mehr durchgeschlafen.«
    Er griff zur Fernbedienung und stellte unseren gemeinsamen Lieblingssender, Klassik Radio, an. Der »Ungarische Tanz« von Brahms erklang. Dann begann Volker, ganz selbstverständlich den Tisch zu decken. Also hallo? Wenn Volker kein Traummann war, wer dann? Als Gott Volker schuf, hatte er wahrscheinlich gerade einen runden Geburtstag. Den Trillionsten vielleicht.
    »Meine Güte, was

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