Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
»Nimm sie mit ins Haus. Ich sehe dort mal nach dem Rechten.«
    »Pass auf dich auf, Liebster!«, rief ich ihm besorgt hinterher. Ich kam mir vor wie in einem Krimi.
    »Schlägt der die Lisa?«, jammerte Paulinchen verstört. »Mama, ich habe ANGST !«
    »Still, du blödes Baby! Du bist so bescheuert!«, giftete Charlotte.
    Ich schluckte. So langsam wurde mir das alles zu viel.
    »Charlotte, glotz jetzt keine Löcher in die Luft! Kannst du bitte mal mit anpacken?« Ich erschrak selbst, wie schneidend meine Stimme war. Wie eine Frau auf der Flucht rannte ich mit den verängstigten Kindern durch die Dämmerung ins Haus. Zitternd verriegelte ich von innen die Tür, die kleine Fanny fest an mich gepresst.
    »Mama, ist der Sven gefährlich?«
    »Quatsch! Der hat nur was mit Lisa zu besprechen.« Meine Gedanken rasten hin und her wie eine Flipperkugel. Sven. Volker. Lisa. Würde die Aussprache friedlich vonstatten gehen? Sollte ich nach drüben gehen? Beruhigend auf sie einwirken? Mich erklären? Zugeben, dass alles meine Schuld war? Nein, mein Platz war hier.
    Paulinchen saß zusammengekauert auf der Bank vor dem Kamin und schluchzte.
    »Tut der unserer Lisa was?«
    »Nein, bestimmt nicht. Bitte beruhige dich.«
    Ich legte das Baby vorsichtig in Charlottes Arme und beugte mich zu Paulinchen hinunter, die fast schon hysterisch war.
    »Aber warum taucht der Sven plötzlich wieder auf?«
    »Ich weiß es nicht, Liebes. Vielleicht hat er endlich Land urlaub.«
    Weil ich blöde Kuh den auch noch herzitiert habe, dachte ich bei mir. Ich musste verrückt gewesen sein, ihn anzurufen!
    »Aber er kann ja gar nicht mehr in sein Haus!«, schluchzte das arme Paulinchen, als ob das ihre dringendste Sorge wäre. »Da wohnen ja jetzt Nathan und Emil!«
    Mein Gott, was haben wir uns in deren Leben eingemischt!, ging es mir durch den Kopf.
    Charlotte, meine Vernünftige, inzwischen vierzehn, wiegte das vor Schreck quäkende Fannylein. »Mama, ich glaube sie hat Hunger. Soll ich Lisa holen?«
    Ich zitterte am ganzen Körper. »Das geht jetzt nicht.«
    Ganz bleich vor Aufregung rannte ich in die Küche und versuchte, einen Tee zu machen. Aber der Fläschchenwärmer war noch im Auto, und ich wollte auf keinen Fall zurückgehen. Zu groß war die Angst, von Sven zur Rede gestellt zu werden.
    »Mama, bitte ruf die Polizei!«, heulte Paulinchen.
    »Halt doch einfach die Klappe!«, zischte Charlotte.
    »Bitte, Kinder. Das hilft uns doch jetzt nicht weiter.« Verdammt. In was waren wir da hineingeraten? Mir war zum Heulen. Unser schöner Familienfriede!
    Das Baby schrie. Mit fliegenden Fingern kochte ich den Tee, betete, er möge schnell abkühlen. Mein Kopf pochte. Wieso hatte ich eigentlich geglaubt, Sven anrufen zu müssen? Und plötzlich empfand ich Scham. Ich war auch nicht besser als diese penetrante Kaffeetante vorhin. Die zu Dingen ihren Senf abgab, die sie gar nichts angingen. Aus reinem Geltungsdrang! Weil in meinem langweiligen Leben sonst nichts los war oder wie?! Ich merkte, wie ich – fast ohne es zu wollen – mein Handy aus der Handtasche angelte und eine SMS an Lisa schrieb.
    »Alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?«
    Neugierig wie die Rüschenblusentante schob ich die Küchengardine beiseite und spähte zum Nachbarhaus hinüber. Ich glaubte, laute Stimmen zu hören, auch die von Volker. Bestimmt versuchte er zu schlichten. Was für ein mutiger Mann er doch war. Eine heiße Welle von Stolz und Liebe durchflutete mich. Meine Kinder und ich, wir konnten uns so geborgen fühlen! Ich selbst hätte mich nicht so ohne Weiteres in die Höhle des Löwen getraut.
    Inzwischen hatten sich die Mädchen wieder gefasst und auch das Baby beruhigt. Einträchtig saßen sie auf der Kaminbank und streichelten Klein Fanny.
    Und irgendwann wurde es ruhig hinter der Hecke. Mein Handy gab Laut. Eine SMS ging bei mir ein: »Alles in Ordnung. Vol ker hat alles im Griff.« Ich hätte weinen können vor Erleichterung. Beruhigt sank ich auf einen Stuhl und schloss die Augen.
    Wenige Minuten später hörten wir Schritte. Es klopfte.
    Einen Moment lang starrte ich die Kinder unsicher an. Oh Gott. Wer klopfte denn da? Volker hatte einen Schlüssel. Lisa natürlich auch.
    »Wer ist da?«, rief ich mit schriller Stimme. Als ich versuchte aufzustehen, wurde mir schwindelig, und mein Herz raste. Jetzt nur die Ruhe bewahren!
    »Ich bin es! Sven!«
    Paulinchen bekam schon wieder die Panik. »Mama, der SOLL nicht reinkommen«, quietschte sie mit hoher Stimme.
    »Kinder,

Weitere Kostenlose Bücher