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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wäre es womöglich noch heruntergefallen.
    »Gar nicht.« Sven sah aus, als wäre ihm das Baby plötzlich zu heiß geworden. Als hätte er Angst, sich daran zu verbrennen.
    »He, vorsichtig! Spinnst du? Was ist denn bloß los mit dir?«
    Svens Hände glitten verlegen in seine hinteren Hosentaschen. Er stand vor mir wie ein Schuljunge, der beim Schwänzen erwischt wurde.
    »Du, Barbara, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …« Er wand sich wie ein Aal.
    » WAS ?«
    »Wie geht es dir überhaupt?«, fragte er.
    Ich blickte überrascht auf. »Wie es MIR geht, steht hier nicht zur Debatte.« Ich schüttelte tadelnd den Kopf. »Die Frage lautet, wie es LISA geht.«
    »Volker meinte, du fühlst dich nicht wohl?«
    »Quatsch!«, brauste ich auf. »Lenk jetzt nicht vom Thema ab. Natürlich fühle ich mich nicht wohl mit der Situation, solange die Dinge nicht abschließend geklärt wurden. Also, was ist?«
    »Ich sitze wirklich zwischen den Stühlen …« Er konnte meinem Blick nicht länger standhalten, ließ sich auf die Kaminbank sinken und starrte trübsinnig auf seine Schuhe.
    »Du hast eine andere.«
    »Was? Nein … beziehungsweise Ja, aber das spielt jetzt gar keine Rolle mehr.«
    »Das spielt KEINE ROLLE ? Du hast Lisa ein Kind gemacht, und jetzt spielt es keine Rolle mehr, dass du fremdgegangen bist? Ja, sogar eine Freundin hast? Sag mal, schämst du dich denn gar nicht?«
    Anscheinend beherrschte ich die schrille Moralapostelnummer besser, als ich dachte.
    Sven wand sich verlegen. »Ich habe nicht den Anfang gemacht.«
    »Wie bitte?!« Jetzt schrie ich so laut, dass sich Fannys kleines Gesichtchen in tausend Falten verzog. Kläglich begann sie zu weinen, und ich drückte sie schützend an mich.
    » DU hast nicht den ANFANG gemacht? Was soll DAS denn heißen?«
    »Lisa ist an der Sache nicht unschuldig.«
    »Also, das ist ja jetzt wohl das Blödeste und Feigste, was ich je gehört habe! Nur weil sie in deinen Sachen rumgewühlt hat, ist das noch lange kein Freibrief fürs Fremdgehen!« Jetzt plusterte ich mich aber auf wie eine Henne, die gerade das Ei des Kolumbus gelegt hat. Für dumm verkaufen konnte er andere.
    »Barbara, das verstehst du nicht.« Sven schlug die Hände vors Gesicht. Ich sah, dass er keinen Ehering mehr trug.
    »Ich verstehe SEHR wohl!«, übertönte ich das Babygeschrei. »Ich bin Lisas beste Freundin! Glaubst du etwa, sie hätte mir nicht alles haarklein erzählt?«
    »Hat sie das?« Sven kratzte sich ratlos am Kopf. »Eben hieß es noch, du wärst nicht bei bester Gesundheit und ich solle dich schonen …«
    Wie süß von Volker! Da dichtete er mir eine Erkältung an, nur damit Sven behutsam mit mir umging.
    »Ich weiß ALLES !«, sagte ich triumphierend. »Deshalb komm mir hier nicht mit der blöden Behauptung, Lisa wäre DIR fremd gegangen!« Ich musste mir Luft zufächeln. »Mit wem überhaupt?«
    Weil das Baby inzwischen schrie wie am Spieß, drückte ich das schreiende Bündel kurzerhand Charlotte in den Arm, schob die Kinder in ihr Zimmer und stieß mit einem lauten Knall die Tür zu. Wütend fuhr ich herum. Jetzt sollte der Feigling aber was zu hören bekommen!
    » UMGEKEHRT war es! DU , mein lieber HERR KAPITÄN , hast KONDOME in deinem Necessaire gehabt!«
    Sven schüttelte resigniert den Kopf. » DAS weißt du also!«, murmelte er.
    » DAS weiß ich!«, fuhr ich ihm in die Parade. »Ich weiß ALLES . Wie die arme Lisa gelitten hat und wie sie ihr gesamtes Vertrauen in dich verloren hat! Vom Fußboden habe ich das arme Mädel abkratzen müssen!« Ich musste mich schwer beherrschen, nicht auf ihn loszugehen. »Weißt du eigentlich, wie schlimm das für eine junge Ehefrau ist? Erst war sie so glücklich, und dann hast du KONDOME im Necessaire. Idiot! Hättest du die nicht wenigstens besser verstecken können? Aber du WOLLTEST es ja so, stimmt’s? Damit du dich vom Acker machen kannst. Bloß keine Bindung an Land. Ein toller Ehemann, wirklich!« Ich schnaubte vor Entrüstung.
    »Das hat sie dir alles erzählt?« Sven entfuhr ebenfalls ein Schnauben. Bei ihm klang es allerdings eher verblüfft.
    »Ja, stell dir vor. In MICH hat sie nämlich Vertrauen. Und ich könnte mich glatt ohrfeigen, dass mir das jetzt alles rausgerutscht ist. Solche Dinge bleiben normalerweise unter uns Frauen.«
    »Und was ist mit Volker?«, fragte Sven, offensichtlich um mich abzulenken. »Weiß der das auch?«
    »Dass du ein Arschloch bist, das weiß er!«
    Dass ich sogar mit Volker über die blöde

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