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Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina McKenna
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dem Eindruck seines zusammenbrechenden Mitschülers zurück.
    Als sie das Klassenzimmer verließen, ahnten sie nicht, dass sie Einundachtzig nie wiedersehen sollten.

14
    »Slope, die nächste Runde für meine beiden Freunde hier und für dich geht auf mich!« Jamie schlug mit einem Zehn-Pfund-Schein auf den Bartresen.
    Er feierte seinen Entschluss, sich ins Lot zu bringen, den Alkohol und das Fettgebratene einzuschränken und einen anderen Mann aus sich zu machen. Morgen wäre er im Fegefeuer, sagte er sich, also konnte er heute Nacht doch dem Himmel einen Besuch abstatten.
    Es war Samstagabend, aber noch früh; O’Sheas Bar war noch nicht voll. Neben Jamie saßen Paddy McFadden und Matty Dougan. Im Hinter zimmer spielten ein paar junge Männer Darts, unter ihnen auch Minnie Sproules unberechenbarer Sohn Chuck.
    »Hast Du ’ne Fußballwette gewonnen oder was?« Slope drückte zwei Gläser unter die Black-Bush-Ausgießer, ganz mit der Bestellung beschäftigt.
    »Nee, ich hab nichts gewonnen, nur das Recht, mich zu amüsieren«, sagte Jamie etwas wehmütig. »In dieser letzten Nacht vor meiner Diät, bevor ich hiermit aufhöre.«
    Er nahm das Glas, sah begierig in die bernsteinfarbene Flüssigkeit und schwenkte sie mit einer Art selbstvergessener Ehrerbietung hin und her.
    »Himmel, du bist ja übergeschnappt! Bis zur Fastenzeit isses noch sieben verdammte Monate hin!« Slope nahm den Schein an sich und legte Jamie das Wechselgeld an den Ellenbogen. »Aber wie sollst du das auchwissen, wenn du nicht zum Gottesdienst gehst.« Er machte Maisie Ryan nach und starrte spöttisch und vorwurfsvoll an Jamies Ohr vorbei.
    »Mann, was ist das für ’ne alte Hexe.«
    »Wer denn?«, fragten Paddy und Matty fast einstimmig.
    »Diese neugierige alte Hure, Maisie Ryan.« Jamie trank einen Schluck Whiskey.
    »Die beachte ich gar nich«, sagte Paddy. »Die is nich zufrieden, außer wenn se austeilen kann. Kein Mann, keine Maus, um die se sich kümmern kann, da liegt der Hase im Pfeffer.«
    »Das nächste Mal, wenn se mir vorwirft, dass ich nich im Gottesdienst war«, sagte Jamie, der sich plötzlich durch den Alkohol sehr stark fühlte, »tret ich se in ihren dicken Hintern.«
    Slope wurde gerufen und Jamies Absicht, Maisie schlechtzumachen, hing wie Giftgas in der Luft. Matty rettete die Situation und wechselte das Thema.
    »Und warum willst du ’ne Diät machen, Jamie? Mit dir is doch nichts falsch, so wie du bist.«
    »Och, weißte, da gibt’s ne ganze Menge, was besser werden könnte. Dr. Brewster sagt, wenn ich mir nich mehr so viel Fettes mache, geht’s meinem Herz und meinem Rücken und allem wieder besser.«
    Daraufhin starrten sie auf die blau geäderte Resopaltheke und ließen diese Erkenntnis auf sich wirken. Matty sagte als Erster etwas.
    »Ich würd mir nich so ’ne Mühe machen. Wir werden doch alle nich jünger und bald genug liegen wir alle inner Kiste.« Matty war ein unverbesserlicher Pessimist; ein Mann, dem es schlecht ging, wenn er sich gut fühlte, weil er Angst hatte, dass es ihm schlechter gehen würde, wenn er sich besser fühlte.
    Er sah aus und benahm sich auch so, als sei er nie jung gewesen. Sein kantiges, vernarbtes Gesicht schien von einem Bildhauer zu stammen, der seine Brille verlegt hatte. Seine Wangenknochen stachen hervor, seine Augen lagen tief in den Höhlen, seine Nase war lang und spitz, sein Mund ein gewagter, aber schiefer Hammerschlag, der auch beim Lächeln und Sprechen nicht gerader wurde. Er war Farmer wie Jamie undhatte kein Interesse an Themen, die nicht mit dem Wetter, dem Land und dem Anstieg von Preisen zu tun hatten. Im Gegensatz zu Jamie musste er allerdings nicht abnehmen. Die Kleider schlotterten an ihm wie an einem Besenstiel.
    »Na ja, es gibt noch einen anderen Grund, warum ich mich in Form bringen will«, sagte Jamie. »Paddy kennt ihn, aber ich kann mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nich dazu äußern.« Er klopfte sich an den Nasen flügel. »Falls du verstehst, worauf ich hinauswill, Matty. Soll keine Beleidigung sein, ganz und gar nich.«
    »Hab ich auch nich so gesehn!«
    »Jamie, dein Geheimnis is bei mir sicher, kannste dich drauf verlassen.« Paddy rutschte auf seinem Hocker hin und her und unterdrückte ein Gähnen. Der Whiskey machte ihn müde.
    »Jeder Mann hat doch das Recht auf sein Privatleben«, sagte Matty und fragte sich, was Jamie wohl vorhatte. Alles Mögliche kam ihm in den Sinn. Für ihn war Jamie ein Mann, der aus demselben Holz wie er selbst

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