Der Ultimative Ratgeber Für Alles
Mittelalter nicht überlebt hat, mag den Romantikern des 19. Jahrhunderts traurig erschienen sein, wir Heutige aber sind froh, dass in unseren überfüllten U-Bahnen während der Rushhour nicht auch noch Leute mit Pferd und Rüstung auftauchen. Ich persönlich bin froh, dass das Raubrittertum abgeschafft ist, wenn man von den Geschäftspraktiken unserer Finanzämter absieht.
Wenn jemand vom Untergang des Abendlandes redet, dann will er den jeder historischen Realität immanenten Wandel kritisieren. Er will sagen: Heute ist noch Abend! Aber Morgen schon wird es Nacht sein, spätestens übermorgen! Oder wenn es dunkel wird.
Die Mahnung vor dem Untergang soll uns aufrütteln und mitteilen: Hier ist eine Kultur in voller Reife, und sie wird sterben, denn da draußen warten die Barbaren, die Muselmanen, Hunnen und Klingonen oder was sonst noch daherkommt, um uns zu meucheln, aus den finstersten Ecken der Welt und des Kosmos und teilweise sogar aus den Karpaten oder Rheinland-Pfalz.
Der Begriff »Abendland« stammt aus einer Zeit, in der man glaubte, dass Europa die Mitte der Erdscheibe sei. Drumherum lag der karge Rest, und spätestens da, wo es Richtung Asien ging, musste man immer Angst haben, von der Erdkante in die Hölle zu stürzen.
Natürlich war diese Einstellung verständlich. Schließlich ging die Sonne links auf und rechts unter, man selbst aber stand in der Mitte, war also Zentrum der Welt, während der Chinese, der Muselmane, und der Holländer am Rande vor sich hin vegetierte.
Spätestens rechts von Frankreich, so glaubte man, ging die Sonne unter. Aber seit der Globalisierung wissen wir: Die Erde ist ein Ball, seit sie von Kopernikus aufgeblasen wurde, der damals aus der Erdenscheibe durch Alchemie eine Kugel formte.
Deshalb geht die Sonne auch nicht unter. Mit der Sonne ist es wie mit dem Geld: Es ist nicht weg, es ist woanders. Wenn hier später Abend ist, fängt der Chinese schon wieder an, womit auch immer! Und wenn hier Morgen ist, ist China plötzlich das Abendland. Das geht schneller, als man glaubt …
Der Begriff Abendland sollte ja sagen, dass wir eine erfahrene Kultur sind. Praktisch schon viel weiter als das Morgenland. Und der Untergang des Abendlandes bedeutet, dass die überlegene Kultur des Westens zugrunde geht - denn Reife ist immer kurz vor dem Schimmeln!
Wir alle kennen das: Der Untergang ist immer nah. Und woher kommt der Untergang? Natürlich aus der Fremde, denn das Abendland, so glaubte man, hatte der Welt die Kultur geschenkt, die griechische Philosophie, das römische Recht und die christliche Kirche, also Sklavenhandel, Korruption und Inquisition.
So sagen es die Weisen. Und da möchte man hinzufügen: Wir haben der Welt noch viel mehr geschenkt: Den medizinball, den elektrischen Korkenzieher und den Vollkornbratling. Und Adolf Hitler, der ja auch überzeugter Abendländler war. Aber das Vergisst man auch gerne mal, vor allem in österreich, weil man dort, wenn man schon einen Deutschen in die eigene Geschichte aufnehmen muss, lieber Beethoven nimmt. Hitler wurde ja an der Grenze zu Deutschland geboren, also quasi schon mit dem Blick in die richtige Richtung. Im späteren Leben kam er dann praktisch nur noch zufällig in österreich vorbei, fast unbemerkt, wenn man von den erfreuten Massen am Straßenrand absieht.
Vielen Menschen ist heute nicht mehr bekannt, dass Österreich bis tief ins 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich zu Deutschland gehörte und dass der Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 von vielen ganz selbstverständlich als Wiederherstellung eines natürlichen Urzustandes empfunden wurde. Erst der Sieg über Deutschland im Jahr 1978 in der Schlacht bei Cordoba (3:2) ermöglichte unseren alpenländischen Nachbarn die Ausformung einer spezifischen nationalen Identität. Der Ausruf des österreichischen Sportreporters Edi Finger: »Toooor! Toooor! I wer narrisch! Krankl schießt ein!«, gilt seitdem als weltweit einzige Nationalhymne ohne Musik.
Mit der Einführung des Euro (ein Euro = 100 Cent) wurde der Zweite Weltkrieg endgültig überwunden. Europa bildet heute eine Union, in der man sich gegenseitig schon deshalb nicht mehr überfällt, weil dies negative Auswirkungen auf die Aktienkurse hätte. Das ist gut, zumindest für jene, die keinen Spaß am Massakrieren haben. Hooligans sollten sich einen anderen Kontinent suchen!
Tatsache ist: Hitler ist tot, das Abendland lebt, geht aber immer noch unter.
Der bekennende Abendländler sieht Europa
Weitere Kostenlose Bücher