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Der Umweg

Der Umweg

Titel: Der Umweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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blaugrauen Socken vertrieben. Er muß weg, dachte sie. Besser heute als morgen. Um die Maschine vollzubekommen, zog sie in ihrem Schlafzimmer das Bett ab und stopfte Bettbezug, Bettuch und Kissenbezug zu den anderen Sachen. Be its pillow round . Im Radio sang Wham! Last Christmas .
40
    Der rothaarige Junge von Dickson’s Garden Centre schaute sie ganz anders an als beim letzten Mal. Mit einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf streifte er über den Parkplatz und half, wo Hilfe gebraucht wurde. Als er Bradwen bemerkte, der gleich hinter ihr einen Weihnachtsbaum durch die Tür trug, kam er nicht näher. Sie sah ihn zögern, er konnte nicht plötzlich so tun, als hätte er zu jemand anderem gewollt. Es schneite leicht. Sämtliche Angestellte des Gartenmarkts trugen rote Zipfelmützen, überall standen geschmückte Weihnachtsbäume, sogar zwischen den Tischchen in der coffee corner . Aus den Lautsprechern klangen Weihnachtslieder. Die Rosen hatte man an eine andere Stelle geräumt, um Platz für Regale mit Kerzen und anderem Weihnachtskram zu schaffen, es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich wieder zurechtfand. Sie hatte zwölf Rosensträucher ausgesucht und danach Bradwen einen Weihnachtsbaum kaufen lassen, aber nur, weil sie dachte: Du stellst ihn auf, schmückst ihn, und dann bist du weg. Es war einer mit Wurzelballen, das sei praktisch, meinte Bradwen, man könne ihn im Januar einfach im Garten einpflanzen. Während er den Baum durch die Gänge schleppte, fiel ihr ein, daß sie Kugeln und Girlanden und Lichter brauchten.
    Die Töpfe, in denen die Sträucher steckten, wackelten und klapperten auf dem großen Einkaufswagen, sie konnte kaum hinsehen. Sie hatte Kopfschmerzen.
    » All right? « fragte der rothaarige Junge, als sie an ihm vorbeiging. » Yes, I’ve got help today «, sagte sie und blickte dabei zur Seite. » Hi, mate «, hörte sie Bradwen in reichlich jovialem Ton sagen, was sicher etwas zu bedeuten hatte. Der Junge schaute weg und spähte über den Parkplatz. Sam, der im Auto saß, begann aufgeregt zu bellen.
    Sehr vorsichtig steuerte Bradwen den Wagen über die Zufahrt, der Schnee lag einen Zoll hoch. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und zählte die Gänse. Alle vier waren noch da, und wegen des weißen Hintergrunds sah sie jetzt, wie schmuddelig sie waren und wie grell das Orange der Schnäbel. Die Schafe wirkten viel schwärzer als sonst. Erst als sie geradeaus schaute, in Richtung Haus, bemerkte sie die Reifenspuren.
    »Jemand war hier«, sagte sie.
    Diesmal hing kein Zettel an der Tür.
    Wie lange ist es jetzt her, daß ich den Gänsen etwas zu fressen gegeben habe? überlegte sie. Später, als sie ihnen ein paar Stücke Brot brachte, es wurde schon dunkel, sah sie, daß die Reifenspuren über die Weiden führten und die Schafe zusammengedrängt am Zaun standen.
41
    Am nächsten Morgen lag der Schnee zwei Zoll hoch. Die Blätter der Rosensträucher, die der Junge nach ihrer Rückkehr am Rand der beiden umgegrabenen Flächen aufgestellt hatte, waren weiß.
    »Ich muß nach Caernarfon«, sagte sie nach dem Frühstück. Bradwen hatte wie gewöhnlich viel gegessen. Sie hatte gerade erst den Kaffee auf den Tisch gestellt.
    »Was machen wir da?«
    »Ich.«
    »Was machst du da?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Soll ich dich hinfahren?« Er versuchte, nicht gekränkt zu wirken.
    »Nein.«
    Er sagte nichts mehr.
    »Danke«, sagte sie.
    »Was soll ich tun?«
    »Was du willst. Vielleicht solltest du mal deine Eltern anrufen.«
    Er schnaubte durch die Nase und zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf die Wand, hinter der die Treppe war. »Danke fürs Waschen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. »Du kannst den Ofen im Wohnzimmer anmachen, und wenn du willst, auch den Kamin in deinem Zimmer.«
    »Es ist nicht mehr besonders viel Holz da.«
    »Was weg ist, ist weg.«
    »Soll ich den Weihnachtsbaum schmücken?«
    »Wenn du möchtest.«
    »Wo?«
    Sie blickte sich in der Küche um. Neben dem Büfett war eine freie Ecke. Sie deutete mit der Zigarette in diese Richtung. »Da?«
    »Das ist ein guter Platz, dann können wir ihn auch vom Wohnzimmer aus sehen. Wo kann ich ihn reinstellen?«
    Sie schaute ihn nicht an. Sie konnte ihn nicht anschauen. Worin konnte man einen Weihnachtsbaum mit Wurzelballen aufstellen? Sie drückte die Zigarette aus. »Vielleicht steht etwas Brauchbares im Schweinestall, oder dahinter. Ich weiß es nicht.«
    »Ich finde schon was«, sagte der Junge.
    Der Hund rappelte sich

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