Der unbezwingbare Kämpfer (German Edition)
Grund dafür, warum er sich ansah, wie der dunkle Ritter, Sir Dante, kämpfte. Wenn er sich von seinen Fähigkeiten überzeugt hatte, dann konnte er ihn ein klein wenig besser einschätzen. Nicht dass er damit bisher Probleme gehabt hätte. Aber man sollte schon auf Nummer sicher gehen, wenn es darum ging die Unversehrtheit des eigenen Kindes zu gewährleisten.
Dass sein Interesse seiner Gemahlin Anouk nicht entgangen war, machte die Sache ein wenig schwierig. Vor ihr zu verbergen, dass dieser Mann womöglich dafür eine Mitverantwortung trug, dass ihre gemeinsame Tochter zur Zielscheibe eines Kräftemessens zwischen zwei Rittern geworden sein könnte, war nicht so einfach. Allerdings lieferte sie ihm selbst eine Erklärung, die er sonst erst hätte erfinden müssen.
„Ich wünschte, man könnte an den Fähigkeiten eines Mannes auch gleich seinen Charakter erkennen“, überlegte Anouk mit Blick auf die Ritter, die sich auf dem Kampfplatz gegenüber standen.
„Du erstaunst mich, meine Liebe. Für den Charakter eines Mannes gibt es noch keinen Preis“, lachte Waldo sie aus.
Der Widerspruch erfolgte fast sofort und erlaubte es auch Waldo sich intensiver mit den Rittern zu beschäftigen, die gerade gegeneinander antraten.
„Der Preis, den ein Mann für seinen Charakter erringen kann, ist das Herz einer Maid, mein Schatz. Oder denkst du, ich hätte dich zum Manne genommen, wenn ich weiter geglaubt hätte du wärest der Teufel, der meine liebe Melisande ins Unglück stürzen wollte?“
Ein Lachen zeigte, dass sich Waldo gut an dieses Missverständnis erinnerte. Aber das was er sagte klang dann eher so, als ob er auf diese Erkenntnis seiner Gemahlin gar keinen Wert gelegt hätte.
„Du hast mich genommen, weil ich dir keine Wahl gelassen habe. Außerdem hätte ich dich auf jeden Fall behalten. Du warst aber zum Glück klug genug hinter die schreckliche Fassade zu sehen, die du dir selbst eingeredet hattest.“
„Willst du mir damit etwas Bestimmtes sagen?“
„Vielleicht das, dass man einen Menschen nicht nach einem einzigen ersten Eindruck beurteilen kann. Sieh dir doch nur einmal die Ritter an, die gerade gegeneinander kämpfen. Einen größeren optischen Unterschied kann man wohl nicht leicht finden. Aber den einen als gut und den anderen deshalb als böse einzustufen wäre ein großer Fehler.“
Anouk münzte diesen Hinweis auf die Überlegung um, die sie mit dem Besuch dieses Turniers verband.
„Willst du damit vielleicht sagen, dass jeder dieser Ritter für unsere Tochter in Frage käme?“
Auf diese Überlegung war Waldo nicht gefasst. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, dass es sein könnte, dass Anjella hier einen Mann sah, der ihr gefallen könnte. Sich damit zu beschäftigen, dass Sir Dante seine Gegner nicht eine unschuldige Maid dazu benutzten ließ ihn unter Druck zu setzten, hatte Waldo von diesem Thema ganz abgelenkt.
„Bisher hat Anjella noch gar nicht erkennen lassen, dass sie an diesem Turnier ein anderes Interesse hätte als sich zu amüsieren.“
In diese Überzeugung drängte sich ein Blickkontakt, der Waldo fast entgangen wären, wenn nicht gerade die Zuschauermenge in Jubel ausgebrochen wäre, weil der Kampf sein Ende fand.
Sir Dante, der über einem Ritter stand, mit dem Aussehen eines Erzengels, hatte in der Menge Anjellas Blick aufgefangen. Die wenigen Augenblicke, die sie einander ansahen sagten etwas aus, was Waldo dazu veranlasste, den am Boden liegenden genauer zu betrachten. War das der Kerl, der seine Anjella in Gefahr gebracht hatte?
Sich das Gesicht desjenigen gut einzuprägen, der möglicherweise dafür verantwortlich zu machen war, dass ein Messer fast seine Tochter getroffen hätte, bestätigte Waldo, dass das Antlitz eines Menschen nicht seine Gesinnung wiedergab.
Golden, von den blonden Haaren bis hinunter zu seinen silberblinkenden Beinschonern, wirkte der Mann, den Dante in den Schmutz gezwungen hatte wie die Verkörperung einer Himmelsmacht. Noch verstärkt wurde dieser Eindruck dadurch, dass sein Bezwinger genau das Gegenteil ausstrahlte. Da nicht nur die Haut und das Haar dieses Ritters eine sehr dunkle Färbung hatte, sondern auch seine Miene Düsternis ausstrahlte.
Was auch dazu führte, dass Waldo Danber sich ziemlich sicher war, dass der am Boden liegende derjenige war, der hier mit nicht ganz lauteren Mittel versuchte, einen Konkurrenten aus dem Rennen zu schlagen. Das gab Waldo zu denken. War Sir Dante in dem, was er tat so gut, oder der
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