Der und kein anderer Roman
wollen. Der Schmerz war zu alt, selbst wenn der Drang, Rache zu nehmen, niemals ganz verebbt war.
Er war es gewesen, der das Gerücht über die Schließung von Rosatech in die Welt gesetzt hatte – und eine Weile lang hatte er mit der Möglichkeit gespielt, es auch tatsächlich zu tun. Doch trotz seiner bewussten Desinformation war Rosatech durchaus profitabel, und er besaß gar nicht den Nerv, so viele unschuldige Existenzen zu zerstören. Doch ließ er die Stadt gerne zappeln und hatte deswegen den Eindruck noch geschürt, er wolle die Fabrik schließen. Er hatte ihre Weltuntergangsstimmung genossen und ihre bemitleidenswerten Versuche der Bestrafung beobachtet, als sie ihn ausschlossen. Als ob er sich um ihre Meinung scheren würde. Auch hatte er sich eingestanden, dass sein Wunsch nach Rache etwas Kindisches hatte.
Kindisch, ja. Aber gleichzeitig auch befriedigend. Was war denn der Sinn, Macht und Geld zu horten, wenn er nicht auch ein wenig Gerechtigkeit damit schaffen konnte? Die Angst, die die Stadt erfasste, die seine Mutter auf dem Gewissen hatte, würde die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Doch endlich war es ihm gelungen, Telarosa seine Verantwortlichkeit zu zeigen, dass sie Trudy Sawyers Seele ermordet hatten.
Heute Abend hatte sich der Kreis geschlossen. Heute Abend, in einem der sehr raren Augenblicke impulsiven Handelns in seinem Leben, hatte Trudy Sawyers Sohn die
respektabelste Frau der Stadt wie eine Hure dastehen lassen. Gleich morgen Früh würde er ihr die Wahrheit sagen. Dann würde er sie nach Telarosa zurückschicken und sie nie wieder belästigen.
Er blickte auf sie herab. Himmel noch mal, sie war immer noch wunderschön. Süß und empfindsam. Wäre es wirklich so schrecklich, wenn er es noch einen Tag hinauszögerte, bevor er sie wieder wegschickte? Er würde sie nicht anfassen. Er würde sie ausnehmend höflich behandeln. Wäre das wirklich so furchtbar? Nur noch einen einzigen Tag, um eventuell Suzy Dentons Zuneigung zu erlangen.
18
Bobby Tom wollte gerade das Filmset am Ende des Drehtages verlassen, als Connie Cameron mit zwei eiskalten Dosen Bier seinen Container betrat. Es war Samstagabend, die Filmarbeiten für diese Woche waren abgeschlossen, und er freute sich auf einen freien Tag.
»Es ist ein heißer Tag gewesen. Ich dachte, du würdest vielleicht gern etwas Kühles trinken.«
Er musterte sie, während er sein Hemd zuknöpfte. Die letzte Woche über war er entweder von Paolo Mendes, dem Schauspieler, der den Drogenkönig spielte, gefoltert worden, oder aber er war mit Natalie zusammen in den Fluss gesprungen, während um sie herum Explosionen detonierten. Er war wahrlich nicht in der Stimmung, von irgendjemandem außer Gracie verführt zu werden. Allein die Vorstellung ihres süßen kleinen Körpers erregte ihn. Obwohl bereits ein ganzer Monat vergangen war, seit sie sich zum ersten Mal geliebt hatten, konnte er immer noch nicht genug von ihr bekommen.
»Tut mir Leid, Liebling, aber meine süße Frau wartet zu Hause auf mich.«
»Was die süße Frau nicht weiß, macht sie auch nicht heiß.« Connie öffnete beherzt eine Bierdose und reichte sie ihm.
Er stellte sie auf dem Tisch ab und steckte sein Hemd in die Jeans. Ihr kurzer, enger Rock kletterte ihre Schenkel nach oben, als sie sich auf die eingebaute Couch setzte. Ihre Beine waren braun gebrannt, doch schienen sie ihm nicht so formvollendet wie die von Gracie.
»Wo ist Gracie eigentlich die letzten paar Tage über gewesen?« Connie öffnete einen weiteren Knopf ihrer Bluse, als ob sie kurz davor stünde, einen Hitzschlag zu erleiden.
»Entweder war sie am Telefon oder aber sie hat jemandem den Kopf gewaschen wegen der Pflegeanstalt. Sie organisiert die Reisearrangements für das Golfturnier. Das ist ziemlich viel Arbeit.«
»Sicher kommt sie gut damit klar.« Sie nippte an ihrem Bier, dann zog sie einen Fuß zu sich heran, knickte das Knie ein und steckte ihn unter den anderen Schenkel. Diese Position gestattete ihm freie Aussicht auf ihr lila Höschen.
Da sie es so zur Schau stellte, sah er auch hin, doch ärgerte es ihn mehr, als es ihn erregte. »Connie, was machst du da? Wenn du mit Jimbo verlobt bist, weswegen musst du dich hier herumtreiben?«
»Ich mag dich. Ich habe dich schon immer gemocht.«
»Ich mag dich auch. Zumindest habe ich dich gemocht.«
»Was soll das denn heißen?«
»Es bedeutet, dass mein Herz momentan nur für eine einzige Frau schlägt. Und solange du Jimbos Ring trägst,
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