Der und kein anderer Roman
zuvor betreten hatte. Sie bewegte sich vollkommen mechanisch neben ihm. Was machte es schon, wo er sie jetzt hinführte? Was konnte er ihr jetzt noch antun?
Wie ein Kind führte er sie zu einem bequemen, üppig gepolsterten Stuhl in der Nähe des Fensters. Ihre Augen sahen ihn bettelnd an. »Lass mich jetzt gehen.« Wieder begann sie zu weinen.
Er nahm sie in seine Arme, setzte sich auf einen Stuhl und zog sie auf seinen Schoß. Er presste sie an sich und streichelte ihr Haar. »Weine nicht«, flüsterte er. »Bitte, weine nicht.« Seine Lippen berührten ihre Stirn, ihre Schläfen. »Es war nicht deine Schuld. Es war meine. Ich habe dir das angetan.«
»Aber ich habe es zugelassen. Warum habe ich das zugelassen?«
»Weil du eine warme und sinnliche Frau bist, meine Liebe, und weil es alles schon viel zu lange her ist.«
Sie ermahnte sich, sich von ihm nicht trösten zu lassen. Ihr Betrug hatte ein solch unglaubliches Ausmaß, dass ihr Trost gar nicht zustand. Doch er streichelte ihr Haar und hielt sie fest umschlungen. Schließlich hörte sie zu weinen auf und schlief in seinen Armen ein.
Als Way ihren tiefen, gleichmäßigen Atem hörte, schloss er die Augen und presste die Lippen gegen ihre Stirn. Wie hatte alles nur so außer Kontrolle geraten können? Suzy Denton hatte ihm nie etwas getan. Sie hatte es nicht verdient, was er ihr angetan hatte. Es war nicht ihre Schuld, dass er als Teenager in sie verliebt gewesen war, dass sie seine Annäherungsversuche hatte ertragen müssen, ein schäbiger James Dean, der Natalie Wood zu beeindrucken versuchte.
Als sie vor einem Monat sein Arbeitszimmer betreten hatte und er denselben ängstlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht erkannte, den sie schon als Teenager ihm gegenüber gehabt hatte, war irgendetwas in ihm durchgebrannt. All sein Geld und sein Einfluss hatten sich in Luft aufgelöst und er hatte die altbekannte machtlose Wut verspürt, die ihn seit seiner Kindheit begleitet hatte. Er hatte sie zu sich nach Hause eingeladen in dem anmaßenden Unterfangen, sie mit seinem Charme zu bekehren und ihr die Augen zu öffnen, wer er heute war, nämlich ein ganz anderer als der Rüpel,
der er vor fünfunddreißig Jahren gewesen war. Stattdessen hatte er sie unendlich beleidigt.
Trotz der Art, wie er sie zu sich gelockt hatte, war es ihm gar nicht in den Sinn gekommen, sie könne glauben, er versuche sie zu erpressen, mit ihm zu schlafen. Über die Jahre hatte er eine Menge Freundschaften mit Frauen gepflegt. Nie hatte er zum Mittel der Erpressung greifen müssen, um sie zu erobern. Doch das wusste sie nicht. Sein Vorschlag, dass sie als seine Begleitung agieren solle, war impulsiv gewesen und der Wut entsprungen. Er hatte erwartet, sie würde ihn zur Hölle schicken, doch hatte sie in seinem Rosengarten gestanden und ausgesehen, als ob er ihr eine Ohrfeige versetzt habe.
Während der vierwöchigen Abwesenheit von Telarosa hatte sein schlechtes Gewissen über die Art, wie er sie behandelt hatte, zugenommen. Nachdem er wieder zurückgekehrt war, wollte er sie eigentlich anrufen und sich entschuldigen. Damit hatte er gehofft, die Situation noch irgendwie retten zu können. Doch kaum hatte er seinen Namen genannt, hatte er ein Zittern in ihrer Stimme gehört und die Beherrschung verloren. Statt sie um Verzeihung zu bitten, hatte er sie praktisch gezwungen, ihn zu besuchen, indem er andeutete, die Zukunft Rosatechs und ihre Einwilligung seien eng miteinander verknüpft.
Selbst am heutigen Abend noch hätte er es dementieren können. Heute, als sie in sein Schlafzimmer gestürmt war, hätte er ihr die Wahrheit sagen können. Warum hatte er es nicht getan?
Er starrte blind ins Leere, als ihn die Wahrheit brutal überrumpelte. Er hatte diese schreckliche Sache getan, weil er sich in Suzy Denton verliebt hatte. Ob das heute Abend geschehen war, vor einem Monat oder vor dreißig Jahren, hätte er nicht sagen können. Er wusste nur, dass er sie liebte. Und er hatte nicht die Beherrschung besessen, sich zurückzuhalten.
Er war ein Mann, der stolz darauf war, stets die Selbstbeherrschung zu wahren. Niemals reagierte er aus einem Impuls oder einem Gefühl heraus. Als man ihm die Möglichkeit angeboten hatte, Rosatech zu übernehmen, hatte er es mit einem kühlen Kopf getan. Er hatte eine zynische Belustigung darüber empfunden, dass er sich immer noch für die schlechte Behandlung seiner Mutter durch die Stadt hatte rächen wollen. Doch emotional hatte er sich nicht engagieren
Weitere Kostenlose Bücher