Der und kein anderer Roman
Wir sind doch befreundet. Du bist die beste Freundin, die ich jemals im Leben gehabt habe.«
Er tat ihr so unendlich weh, doch schien ihm das gar nicht aufzufallen.
»Schau, Gracie, deswegen muss doch nicht die ganze Sache den Bach runtergehen. Über die Jahre habe ich gelernt, dass, wenn alle beteiligten Parteien die Sache besonnen und höflich angehen, es gar keinen Anlass für hässliche Szenen gibt. Danach kann man immer noch befreundet sein.«
Die scharfen Kanten der Eiswürfel schnitten in ihre Hände. »Bist du denn mit all den anderen Frauen nach wie vor befreundet, die dir ihre Liebe gestanden haben?«
»Mit fast allen, ja. Und so möchte ich es auch zwischen
uns halten. Und jetzt, glaube ich, brauchen wir nicht länger darüber zu reden. Wir machen einfach so weiter wie bisher, und alles andere wird sich finden. Du wirst schon sehen.«
Die Liebeserklärung, die ihr so schwer gefallen war, bedeutete ihm nicht mehr als eine Peinlichkeit. Wenn sie noch irgendeinen Beweis dafür gebraucht hätte, wie wenig sie ihm bedeutete, so hatte sie ihn eben gerade erhalten. Sie fühlte sich betäubt und gedemütigt. »Und du glaubst tatsächlich, dass ich die Arbeit annehmen werde, die du mir anbietest?«
»Du müsstest verrückt sein, es nicht zu tun.«
»Du begreifst überhaupt gar nichts, nicht wahr?« Tränen schossen ihr in die Augen.
»Komm schon, Gracie …«
»Ich nehme den Job nicht an«, sagte sie leise. »Am Montag werde ich nach New Grundy zurückkehren.«
»Bist du mit dem Gehalt nicht zufrieden? Dann können wir verhandeln.«
»Trotz deiner Wortgewandtheit hast du nicht die geringste Ahnung von Liebe.« Die Tränen verfingen sich in ihren Wimpern und rannen ihr die Wangen hinunter. Sie zog die Kette mit seinem Superbowlring über den Kopf und drückte sie ihm in die Hand. »Ich liebe dich, Bobby Tom, und ich werde dich mein ganzes Leben lang lieben. Aber ich bin nicht käuflich. Was ich zu geben habe, ist mit Geld nicht zu entlohnen.«
Bobby Tom ging langsam und mit gleichmäßigen Schritten durch den Garten. Auf halbem Wege hielt er inne und sah zum Mond hinauf, falls Gracie ihn vom Fenster aus beobachten sollte. Doch verharrte er nicht allzu lange, denn er bekam kaum noch Luft. Er nahm Kurs auf die rückwärtige Tür seines Hauses und zwang sich, seine Schritte nicht zu beschleunigen. Er versuchte sogar zu pfeifen, doch sein
Mund war wie ausgetrocknet. Der Ring in seiner Tasche schien ein Loch in seine Hüfte zu brennen. Am liebsten hätte er das verdammte Ding so weit wie nur irgend möglich weggeschleudert.
Nachdem er sein Haus betreten hatte, verriegelte er die Tür und lehnte sich dagegen, dann schloss er die Augen. Er hatte die Sache verpatzt, und er wusste noch nicht mal, weswegen. Verdammt auch! Er war derjenige, der andere zurückwies. Er war derjenige, der entschied, wann eine Beziehung zu Ende war! Sie aber schien das nicht zu begreifen. Die einfachen Dinge hatte sie noch nie begriffen. Welcher Dummkopf würde sich eine solch einmalige Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, nur um in eine öde Kleinstadt zurückzukehren und dort Nachttöpfe zu leeren?
Er stemmte sich von der Tür ab und ging durch die Küche. Er hatte nicht die Absicht, sich irgendwelche Schuldgefühle aufzuhalsen. Gracie war diejenige gewesen, die ihn abgewiesen hatte, und diese Sache sollte ihr Gewissen belasten, nicht seines. Sie liebte ihn also. Natürlich liebte sie ihn. Er konnte es nicht ändern, derjenige zu sein, der er nun mal war. Aber hatte sie auch nur eine Minute innegehalten und sich gefragt, wie er empfand? Die Tatsache, dass sie ihm am Herzen lag, schien ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen zu sein. Sie hielt sich für so sensibel, doch machte es ihr nicht das Geringste aus, seine Gefühle mit Füßen zu treten. Sie war die beste Freundin, die er je gehabt hatte, dennoch hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, darüber nachzudenken.
Er ließ die Schlafzimmertür gegen die Wand knallen. Verdammt auch! Wenn Gracie glaubte, er würde ihrer Abweisung wegen Trauer blasen, hatte sie sich geschnitten. Das würde er auf keinen Fall tun. Vor Montag – das hatte sie selbst gesagt – würde sie Telarosa nicht verlassen. Außerdem wusste er, dass er sie morgen Abend beim Tanz antreffen
würde, denn sie organisierte die Arbor-Hills-Lotterie und kam ihren Pflichten immer nach. Er jedenfalls würde auf eine Begegnung mit ihr vorbereitet sein.
Bevor er heute Abend ins Bett stieg, würde er Bruno
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