Der und kein anderer Roman
betrachtete Bobby Tom mit sehnsuchtsvollem Blick. »Was ist denn mit dir passiert? Du machst den Eindruck, als ob du dich mit den Schweinen gewälzt hättest.«
»Weit gefehlt.«
Sie betrachtete ihn misstrauisch, doch bevor sie ihn noch weiter ausfragen konnte, drückte ihm Jimbo den Strafzettel in die Hand. »Den kannst du im Rathaus begleichen.«
»Was ist denn das?«, erkundigte sich Connie.
»Ich musste B.T. einen Mahnbefehl ausstellen. Sein Abblendlicht ist defekt.«
Connie musterte den Scheinwerfer und dann das zerbrochene Glas auf dem Boden. Angewidert zerrte sie Bobby Tom den Strafzettel aus der Hand und zerriss ihn in zwei Teile. »Lass gut sein, Jim. Du wirst die Fehde mit B.T. nicht wieder aufnehmen.«
Jimbo machte den Eindruck, als ob er gleich in die Luft gehen würde – wollte dies aber offensichtlich nicht vor seiner Geliebten tun. Er legte den Arm um ihre Schulter. »Wir sprechen uns später, Denton.«
»Ich kann’s kaum erwarten.«
Jimbo warf ihm einen wutentbrannten Blick zu, dann zog er Connie weg. Bobby Tom betrachtete den zerrissenen Mahnzettel auf der Erde. Ihn beschlich das Gefühl, dass Connie ihm damit keinen Gefallen erwiesen hatte.
»Warum kannst du mir denn nicht sagen, was es mit dem Licht auf sich hat?«
»Weil es dich einen Dreck angeht, deswegen.« Bobby Tom knallte die Tür lauter als unbedingt nötig zu, nachdem er aus dem Auto gestiegen war.
Gracie war durch seine Sturheit derart verletzt, dass sie noch nicht einmal einen Blick auf sein Haus warf, als sie hinter ihm den Eingangsweg entlang lief. Er war frisch geduscht und trug ein blaues Flanellhemd, dessen Ärmel er aufgerollt hatte. Mit seinen verwaschenen Jeans und dem silbergrauen Stetson sah er aus wie aus einer Anzeige von Guess , während sie einen langweiligen, zerknitterten olivfarbenen Rock und eine Bluse hatte anziehen müssen, die sie einem flüchtigen Flirt mit dem Safarilook zu verdanken hatte.
Nach dem Vorfall eben im Container wollte sie unbedingt einen Streit anzetteln. Die Befriedigung war sehr einseitig ausgefallen, ganz anders als es ihr Vorsatz gewesen war. Sie wollte geben und nicht nur nehmen, doch hatte sie
große Angst, er würde sie lediglich als ein Objekt des Mitleids betrachten. Dadurch, wie sie sich ihm gestern Abend an die Brust geworfen hatte und nach dem heutigen Nachmittag, wie sollte er da auch anders denken?
Sie rannte ihm hinterher und holte ihn schließlich ein. »Ich war die Letzte, die das Auto gefahren hat.«
Unter der Krempe seines Stetsons hervor warf er ihr einen wütenden Blick zu. »Du hast das Licht aber nicht kaputtgemacht.«
»Warum sagst du mir dann nicht, wie es passiert ist?«
»Ich will nicht darüber reden!«
Sie wollte noch weiter nachbohren, als ihre Aufmerksamkeit von dem Haus abgelenkt wurde. Das einfache, weiße Gebäude unterschied sich so grundlegend von seinem Haus in Chicago, dass sie nur schwer nachvollziehen konnte, wie ein und dieselbe Person beide Häuser besitzen konnte. Vier gestrichene Betonstufen führten auf eine Veranda mit weißer Begrenzung, einer Holzschaukel und einem Besen, der neben der Tür stand. Die breiten Bohlen der Veranda waren ebenso dunkelgrün gestrichen wie die Haustür. Keine Fensterläden störten die breiten Fenster, die auf ein Nussbaumwäldchen blickten. Keine Messinglaterne oder glänzende Türklopfer zierten das Äußere. Das Haus war klein, massiv und benutzerfreundlich.
Bobby Tom öffnete die Eingangstür, und sie trat ein.
»Oh, mein Gott.«
Er lachte. »Da bleibt einem die Luft weg, nicht wahr?«
Fasziniert blickte sie in den Flur, dann die drei flachen Stufen in das Wohnzimmer hinunter. »Es ist wunderschön.«
»Ich dachte mir schon, dass es dir gefallen würde. Den meisten Frauen gefällt es.«
Sie hatte das Gefühl, eine überdimensionierte Puppenstube betreten zu haben, eine zarte, pastellfarbene Welt voller Rosa, Lavendel und hellem Grün. Die Rüschen, Blumenmuster
und Spitzen hätten eigentlich überfrachtend wirken können, doch hatte man alles mit so viel Geschmack arrangiert, dass sie sich am liebsten in einem der rosa und weiß gestreiften Sessel mit einer Tasse Pfefferminztee, einer Angorakatze und einem Roman von Jane Austen niedergelassen hätte.
Überall duftete es nach Rosen. Es juckte sie in den Fingern, die verschiedenen Materialien der Spitzengardinen, den glänzenden Chintz, die geschliffenen Gläser und die goldenen Verzierungen zu erkunden. Zu gerne hätte sie die hellen
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