Der unendliche Raum
Vergangenheit.
Niemals hatten die Vergangenen den Weg in die übergeordnete Dimension gefunden, da sie noch Bestandteile eines normalen Raumes gewesen waren. Dennoch waren sie verehrungswürdig, denn sie hatten den Weg für ihre Nachkommen geebnet und gangbar gemacht.
Had-Nor blieb stehen, und sein Ich verharrte in einem stillen Gedenken, das durchdrungen war von dem ehrlichen Bedauern um die Unglücklichen, die nicht den großen Weg antreten konnten.
Nach Minuten, in denen weit entfernt die grollenden Explosionen chemischer und atomarer Sprengkörper aufdröhnten, in denen zweibeinige Wesen schwer stöhnend mit der Schwerkraft eines Planeten kämpften, nach diesen Minuten erreichte Had-Nor den formlosen Körper eines Vergangenen.
Er lag auf einem einfachen Steinblock. Das darin eingebaute Gerät längst verstorbener Wissenschaftler arbeitete noch immer. Es waren der Geist, das Wissen und die Erkenntnisse der Vergangenen, die darin verankert waren, und so sprach Had-Nor mit einem Galtaser, der nicht mehr wirklich und der doch noch anwesend war.
„Ich werde dich bald um Rat fragen müssen, Sal-Teg“, sprach das Bewußtsein des noch nicht entstofflichten und doch schon fünfdimensional Lebenden. „Ich werde dich in deiner verdienten Ruhe stören müssen, was mir sehr leid tut. Dennoch wirst du nur einmal zu antworten haben, denn bald wird das kommen, was dein vergangenes Ich in den Gluten des neuen Werdens aufnehmen und einmal wieder neu gebären wird.“
„Ich werde antworten“, klang es in Had-Nor auf.
Die Impulse kamen aus dem Steinblock, obwohl der ehemalige Galtas-Wissenschaftler schon lange verschieden war.
Had-Nor wandte sich langsam ab und glitt auf den Ausgang zu.
* *
*
Ein Ungeheuer raste durch die oberen Schichten der Atmosphäre, deren Gasmoleküle mit enormer Wucht komprimiert und anschließend zur Seite geschleudert wurden.
Hamer riskierte alles. Er ließ die „Hyper-Space“ mit sehr hoher Geschwindigkeit in den Luftmantel des inneren Planeten hineinrasen, und dabei verlangte er noch, daß die Analyse über die Gaszusammensetzung sofort vorgenommen werden sollte.
In der physikalischen Zentrale flammte ein großer Bildschirm auf. Hamers Gesicht erschien.
„Wo, zum Teufel, bleiben die Daten über die herrschende Gravitation?“ fauchte die harte Stimme, die man nur zu gut kannte.
Dr. Facer nahm die ausgewerteten Lochstreifen des E-Gehirns und trat vor das Mikrophon.
„Schwerkraft am Äquator 0,42 g. Masse etwas größer als die Erde. Wert beträgt 1,123. Dichte weitaus geringer. Fluchtgeschwindigkeit wurde mit 7,45 km/sec. ermittelt.“
„Gut“, brummte Hamer zurück. „Wo bleibt die Analyse?“
„Augenblick, Captain, sie kommt eben durch.“
Ein Assistent entnahm den Lochstreifen der Rohrpostleitung, durch die die physikalische Abteilung mit der chemischen Station verbunden wurde.
Facer warf einen Blick darauf, und dabei las ‚er die sinnverwirrenden Punkt- und Strichgruppen wie ein anderer Mensch gedruckte Zeilen.
„Sehr gut, fast atembar“, gab er durch. „Sauerstoffgehalt ziemlich hoch, 18,924 Prozent. Stickstoffgehalt mit 79 Prozent fast irdisch normal. Deutliche Spuren von Wasserdampf, Kohlenoxyd-Gehalt recht hoch mit 0,086 Prozent. Guter Wärmespeicher, Captain. Argon fast ein Prozent. Geringfügige Spuren von anderen Edelgasen.“
„Also ist die Atmosphäre zur Not atembar.“
„Ja, es geht. Die Leute werden aber rascher atmen müssen. Wenn schwere körperliche Arbeiten erforderlich sind, empfiehlt sich unbedingt ein Atemgerät.“
Hamer nickte dem Wissenschaftler kurz zu und schaltete ab. Gleich darauf hörten sie seine Anweisungen.
„Norop … Kraftwerk eins auf Antigravitations-Projektoren schalten. Volle Ausgleichskapazität für null Komma vier-zwei, Gravos. Ausführung.“
Norop bestätigte, und Augenblicke später begannen die Absorber-Projektoren zu arbeiten. Sie bauten das Antigravfeld auf, das den gesamten Schiffskörper gegen die Einwirkung der planetarischen Gravitation genauestens abschirmte und es damit praktisch gewichtslos machte.
In diesen wenigen Minuten hatte die „Hyper-Space“ den Planeten bereits zweimal umflogen. Die Aufnahmen der automatischen Geräte waren auch schon entwickelt. Darauf war man in dem Fernraumer spezialisiert. Es war kein Problem mehr, die Eigenarten eines Himmelskörpers in kürzester Frist festzustellen.
„Keine Eisspuren“, kam die Meldung zur Zentrale
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