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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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unter Aufbringung sämtlicher Konzentration schaffte er es, sich aufzustellen. Er achtete darauf, nicht nach hinten über die Reling zu kippen. Auf seinen Schultern schien kein Totenschädel, sondern ein ausgewachsener Wal zu sitzen. Er drehte den Kopf zur Seite, konnte Skully jedoch nicht erkennen.
    Was sollte er tun? Er fühlte sich, als trüge er nagelneue Schuhe aus Beton. Der Tornado in seinem Kopf ließ ihn keinen zusammenhängenden Gedanken fassen.
    Hilflos tappte er über das Deck, vom Wunsch besessen, etwas zu unternehmen, jedoch ohne den geringsten Schimmer, was das sein sollte. Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen, hoffte, dass ihm irgendetwas einfallen würde. Er würde versuchen zu Telli zu gelangen, um ihm beizustehen. In seiner derzeitigen Situation konnte Telli sicherlich jeden Strohhalm brauchen.
    Das Schiff ruckte ohne Vorwarnung nach links. Berzerk verlor das Gleichgewicht und schlug hart auf die gewienerten Planken. Er spürte, wie sich der Lederriemen löste, der Skully auf seiner Schulter fixierte. Kurz darauf konnte er durch den elektronischen Irrsinn, der ihm in die Ohren getrieben wurde, ein Kullern wie von einer Kugel auf einer Bowlingbahn und ein herzhaftes Fluchen hören. Er tastete nach seinem Freund, doch war es unmöglich, den Schädel im Nebel zu finden.
    Er versuchte, wieder Halt zu finden und aufzustehen. Der Nebel schien auch durch seinen Kopf zu ziehen, seine Sinne ebenso von innen wie von außen zu verschleiern, doch schließlich ging ihm auf, warum das Schiff gebockt hatte. Das Steuerrad war nicht mehr besetzt. So musste es sein!
    Berzerk erinnerte sich, dass Rambus das Ruder zwar im Blick gehabt hatte, seine Bedienung jedoch einem Crewmitglied anvertraut hatte. Die See war ruhig gewesen, der Wind kaum mehr als ein sanftes Streicheln der Wangen, und so konnte Rambus guten Gewissens eine Pause vom Steuer einlegen. Wahrscheinlich war der Aushilfssteuermann nach Auftauchen der Wolke zusammengebrochen oder hatte die Flucht ergriffen.
    In Berzerks Erinnerung war es vom Deck nicht weit zum Steuerrad. Das Deck verjüngte sich und teilte sich schließlich in zwei Gänge auf, die die Kapitänskabine und das davor liegende Steuerrad flankierten. Er kämpfte sich auf die Füße. Vorsichtig schob er sich an der Reling entlang, darauf hoffend, nicht über ein Piratenholzbein oder eine Stoßstange zu stolpern und abermals hinzuschlagen.
    Schließlich stieß er mit dem Kopf an einen hölzernen Balken. Seine Finger tasteten nach der Steuervorrichtung. Im wahren Leben hätte er sich wahrscheinlich unzählige Splitter zugezogen, hier jedoch fühlte er nichts. Das konnte aber auch daran liegen, dass die Wolke seine Sinne überreizte und er keinen Schmerz mehr empfinden konnte.
    Egal wie, Berzerk ertastete das Steuer. Er spürte, wie das Rad unter seinen Fingern mal nach links, dann wieder nach rechts ausschlug. Mühsam zog er sich an den Griffen hoch. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie unterwegs waren. Er hielt das Rad fest umklammert, erlaubte ihm nicht den leisesten Spielraum.
    Berzerk sah nach dem Kompass, der über der Steuervorrichtung angebracht war. Nachdem er sich die Nase an der Scheibe des Navigationsgerätes platt gedrückt hatte, erkannte er, dass die Kompassnadel rotierte wie ein verrückt gewordener Brummkreisel. Vom Kompass konnte er also keine Hilfe erwarten. Die Wolke schien die Geräte zu stören und sie unbrauchbar zu machen. Den Sextanten überprüfte er gar nicht. Der würde ihm nicht helfen, selbst wenn er funktionstüchtig sein sollte. Berzerk hatte schlicht und einfach nie gelernt, so ein Ding zu benutzen. Wie Rambus nicht müde wurde zu betonen, war er eben eine hoffnungslose Landratte.
    Blieb nur eine Option. Er würde das Steuerrad in einer Position halten und hoffen, dass sie die Wolke irgendwann durchquert hätten. Möglichst bevor sie alle den Verstand verloren.
    Berzerk fürchtete, ohnmächtig zu werden. Seine Augenlider drohten zuzufallen, als wollten sie sich schlicht weigern, diesen violetten Wahnsinn noch eine Sekunde länger zu betrachten. Seine Ohren schrien um Gnade. In seinem Kopf hämmerte ein durchgedrehter Schmied auf einen Amboss ein.
    Unter Aufbringung sämtlicher Kraft hielt Berzerk das Steuerrad in seiner Position. Unsichtbare Hände schienen daran zu zerren, jede in entgegengesetzter Richtung, erbarmungslos und keinen Zentimeter nachgebend. Doch der Barbar hielt dagegen, fletschte die Zähne, versuchte, an gar nichts zu denken, um

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