Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
brauche.«
»Wo soll ich schon hin? Ich bin hier.«
Berzerk drückte den Ausknopf und berichtete den anderen von den Worten des Wissenschaftlers. Dann lugte er um die Ecke, nahm den Eingang des Labors in Augenschein.
Und dort, neben einer metallenen Tür erkannte Berzerk den angesprochenen Wachmann, und tatsächlich wirkte dieser, als könne er nicht bis zehn zählen. Oder zumindest nicht in der richtigen Reihenfolge. Allerdings war die Plastikpuppe groß, breitschultrig und wirkte ganz allgemein ziemlich brutal. Berzerk fragte sich erneut, wer sich eine solche Gestalt als Spielzeug wünschte, es sei denn zur Komplettierung der privaten Geisterbahn. Denn mit seinen langen Narben, die von jedem Auge zum Kinn reichten, sah die Puppe alles andere als gut aus. Gewiss nichts zum Liebhaben und Kuscheln. Buschige Augenbrauen auf einer wulstigen Stirn ließen den Eindruck eines Neandertalers in Lederjacke aufkommen. Die Gestalt trug eine mit Nägeln besetzte Keule, die er sich wiederholt in die Handfläche schlug. Dieser Typ hätte perfekt vor eine der Hafentavernen in Kentosians gepasst, wo er als Türsteher jedem Besucher den Eingang verwehren konnte, dessen Gesicht ihm nicht gefiel. Und jeder Abgewiesene, der sich wagte zu beschweren, bekam noch eine kostenlose Abreibung obendrauf.
»Wie wollen wir den ausschalten?« Skully auf seiner Schulter hatte den Typ ebenfalls gesehen. »Doch wohl nicht mit roher Gewalt? Du weißt doch, dass ich zart besaitet bin.«
Skully war einiges, aber mit Sicherheit nicht zart besaitet. In Wahrheit sah er im Gegenteil unheimlich gerne dabei zu, wenn Berzerk sich prügelte. Oftmals war der Schädel sogar der Auslöser dafür.
Doch der Barbar wollte eine offene Auseinandersetzung vermeiden. Nicht zuletzt deshalb, weil der Typ wirklich brutal und skrupellos aussah, und er keine Lust auf ein paar Löcher in seiner Plastikhaut hatte.
»Jemand eine Idee?«, fragte er, als er die anderen über die Wache in Kenntnis gesetzt hatte.
Keiner meldete sich. War ja klar. Blieb also wieder alles an ihm hängen. Er wollte gerade noch den Vorschlag machen, auf ihre Überzahl zu setzen, die Wache zu überrennen und sie eben doch einfach niederzuschlagen, als ihm etwas anderes einfiel. Hatte Ignatius nicht gesagt, die Wache wäre blöd? Ein Bild von dem Clown aus dem Reich der unerfüllten Wünsche flammte in seinem Kopf auf. Der, den er auf dem Weg in den Park getroffen und der ihn nassgespritzt hatte. Er hatte eine Idee.
»Rambus, pass auf. Ich will einen Kampf vermeiden, auch wenn das für einen Barbaren komisch klingen mag. Also lenke ich den Wachmann ab. Dann kommst du von hinten und setzt ihn außer Gefecht. Hast du was zum Schlagen?«
Rambus wedelte mit seiner Rumflasche und nahm bei dieser Gelegenheit gleich einen Schluck.
»Sehr gut. Ich gehe hier rum, und du kommst dann von der anderen Seite. Schlag richtig zu, der Kerl sieht aus, als hätte er einen Schädel aus Holz!«
Rambus nickte und Berzerk verließ die Sicherheit hinter dem Schacht. Er ging auf die Wache zu, wobei er den Kopf in alle Richtungen drehte, als würde er etwas suchen.
Er hatte die Hälfte des Weges zurückgelegt, als die Wache ihn sah.
»Halt!« Die Stimme war rau und hart, von Tabak und Alkohol geformt.
Berzerk blieb stehen und breitete die Hände aus, um zu signalisieren, dass er unbewaffnet war, oder zumindest nicht vorhatte, die an seinem Gürtel baumelnde Axt zu benutzen. Hinter dem Wachmann sah er die ins Labor führende Tür. Sie hatte keinen Griff und war wahrscheinlich nur über die Codetafel zu öffnen, die neben ihr an der Wand angebracht war. Er schlenderte weiter auf die Wache zu, versuchte dabei, ebenso unbedarft wie ungefährlich auszusehen. Ersteres gelang ihm ganz gut, den zweiten Punkt konnte er nicht ganz erfüllen. Er war immerhin ein riesiger Barbar mit einer Frisur, die an eine gesprengte Sonne erinnerte. Außerdem trug er einen zahnlückigen Totenschädel auf der Schulter, was ja landläufig auch nicht unbedingt als normal zu bezeichnen war. Während er dem Lederjackenneandertaler näherkam, überlegte er sich, dass er ihn ein wenig seitlich postieren musste, damit der humpelnde Pirat ihn von hinten bewusstlos schlagen konnte.
Moment.
Humpelnder Pirat? Verdammter Mist, das Dach war mit Steinplatten ausgekleidet. Rambus würde sich mit seinem Holzbein schon verraten, bevor er sein Versteck verlassen hatte! Warum hatte er nicht daran gedacht?
Doch nun mussten sie es durchziehen, einen Plan B
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