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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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einen unwahrscheinlich hohen Grad der Dummheit zu erreichen und beizubehalten. Besserung ist nicht in Sicht: Heute bin ich ein Bündel aus Zweifeln und Unsicherheiten aller Art. Manchmal werden es so viele, dass ich den Zustand totaler Konfusion erreiche.
    An jenem Nachmittag damals machten wir eine wunderbar rührselige Reportage in einer Schuhfabrik, eine großherzige Reportage. Im Grunde wusste ich, dass sie langweilig und volksverdummend werden würde. Eine mehr davon. Jeder Beruf hat seine Routine. Wichtig war nicht diese Reportage, absolut nicht, sondern die Tatsache, dass wir vier Frauen abschleppten, fröhlich und gute Trinkerinnen wie wir, die darauf aus waren, ein bisschen Spaß zu haben. Schon mehrere Tage zuvor hatten wir Havanna verlassen und mehrere Städte besucht, um diese wunderbaren Lobeshymnen von Reportagen zu machen. Gleichzeitig suchten wir lockere, vorurteilsfreie Frauen. Das war unser Lieblingshobby. Die Welt ist voll von solchen Frauen, aber manchmal tauchen sie nicht auf. Man sucht sie vergeblich.
    In jener Schuhfabrik fanden wir endlich vier auf einmal. Am selben Abend sammelten wir sie an einem unverfänglichen Ort auf, den sie uns genannt hatten. Sie waren sehr interessiert daran, dass ihre Freunde, Angehörigen und Nachbarn nichts von ihren nächtlichen Ausflügen erfuhren. Normal. Wir fuhren in das Motel, wo wir untergebracht waren, das auf einem Hügel in der Umgebung lag. Von dort aus sah man auf die erleuchtete Stadt an der Bucht hinunter und nach der anderen Seite auf die mondbeschienene Silhouette der Berge. Wir hatten eine kleine, gemütliche Hütte für drei, umgeben von Bäumen und Büschen, und ein paar Schritte entfernt lag ein großer, blauer Swimmingpool. Der Ort war faszinierend, man könnte fast sagen, traumhaft, und es war ein bisschen kalt und neblig.
    Wir hörten Boleros und tanzten, wir hatten mehrere Flaschen Rum dabei und ungefähr sechzig Flaschen Bier kalt gestellt. Wir tranken, amüsierten uns, und alles ging sehr schnell. In zwei Stunden war das Bier weg. Wir fuhren los, um noch was zu kaufen. Null. Alles hatte schon geschlossen. Dabei war es erst so gegen elf. Wir hatten noch den Rum. Ich öffnete eine Flasche, und wir tranken. Doch da passierte etwas zwischen den Frauen. Sie sprachen leise miteinander und sagten plötzlich, sie wollten gehen. Wir waren dagegen. Das Fest ging doch gerade erst los und sollte bis zum Morgengrauen dauern. Bis zum Sonnenaufgang. Chiquito wurde ein bisschen aggressiv, und wir mussten ihn festhalten. Die Frauen erschraken, als sie sahen, dass dieser Gorilla zuschlagen wollte. Da nahm mich eine der Frauen beiseite und erzählte mir, dass zwei von ihnen verheiratet und ihren Männern durchgebrannt seien, um ein bisschen Spaß zu haben. Aber bloß keinen Krach. Sie mussten jetzt nach Hause. Ich schlug vor, dass die beiden Junggesellinnen blieben. Nein. Unmöglich. Sie hatten einen unheimlichen Sinn für Frauensolidarität. Entweder sündigten alle oder keine. Iván versuchte, seine ins Bett zu zerren. Er war ein bisschen blau und sentimental und sagte:
    »Wenigstens den Schwanz will ich dir reinstecken, bevor du gehst. Du kannst mich doch hier nicht mit meinem Ständer sitzen lassen!«
    Die Frau wurde hysterisch und sagte immer wieder:
    »Nein, bitte nicht, ich kann auf keinen Fall feucht nach Hause kommen. Mein Mann schaut immer genau nach. Er bringt mich um, wenn ich mit dir vögele. Nein! Nein!«
    Mitten in diesem Gerangel stellte ich mir einen Moment lang den unglücklichen Ehemann vor, wie er drei-, viermal am Tag die Vagina seiner Frau untersuchte, um zu sehen, ob sie mit einem anderen Orgasmen gehabt hatte. Ein Steinzeitmensch. Ich war stark beeinflusst vom Geist der sechziger Jahre, und das hier schien mir eine abscheuliche Gemeinheit zu sein. Unglaublich, wie man so etwas in zwei Sekunden und mitten in so einem Tohuwabohu analysieren kann.
    Die Frauen drehten noch mehr durch, als sie sahen, dass Iván eine von ihnen in das Schlafzimmer zerren wollte. Inzwischen schrien alle laut durcheinander. Zwei Polizisten näherten sich. Durch die offene Tür sah ich sie kommen. Im Laufschritt umrundeten sie den Swimmingpool. Sie rannten fast. Als sie näher kamen, sah ich, dass es keine Polizisten waren, sondern Hotelwächter, aber sie trugen Revolver und ein paar sehr lange, schwarze Schlagstöcke aus Hartgummi. Iván kam immer noch nicht zu sich und hielt weiter die Frau fest, die wie am Spieß schrie. Ich schloss die Tür der Hütte von

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