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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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außen – das hier war eine Privatshow – und ging den Wächtern entgegen, um sie aufzuhalten. Sie waren sehr aufgebracht und sagten, ohne zu grüßen:
    »Sie sind hier nicht in Havanna, Compañero. Hier müssen Sie sich anständig benehmen.«
    »Okay, kein Problem.«
    »Es gibt aber doch ein Problem, Compañero.«
    »Nein, überhaupt nicht, äh …«
    »Die anderen Gäste haben uns gerufen, weil ihr hier die Ordnung stört und sie nicht schlafen lässt. Die Compañeros, die nicht hier im Motel untergebracht sind, müssen gehen. Haben Sie schriftlich um Erlaubnis gebeten, dass diese Compañeros Sie besuchen dürfen?«
    »Nein.«
    »Sie verletzen die Regeln, Compañero! Sie sind hier nicht in Havanna. Dort machen die Leute, was sie wollen. Hier ist das anders. Hier muss man sich benehmen!«
    »Geht klar, Compañero, ich bringe das in zwei Minuten in Ordnung.«
    »Wir warten hier. Wir müssen die Compañero, die zu Besuch sind, nach draußen begleiten.«
    »Das ist doch nicht nötig.«
    »Befehl von oben, Compañero.«
    »Naja …«
    »Wir müssen auf sie warten und sie nach draußen begleiten. Hier darf es keine Ruhestörung geben, Compañero. Das hier ist nicht Havanna. Wissen Sie, wo Sie hier sind?«
    »Ja, in einem Motel.«
    »Dies ist ein besonderes Motel, Compañero. Hier muss man sich anständig benehmen.«
    »Einverstanden. Warten Sie hier.«
    Ich ging wieder in die Hütte und schloss die Tür von innen. Iván und Chiquito kamen immer noch nicht zu sich. Ich musste das Heft in die Hand nehmen. Die beiden verheirateten Frauen waren zu Tode erschrocken. Eine der beiden sagte zu mir:
    »Ich kann jetzt nicht rausgehen. Dieser Wächter da ist ein Nachbar von mir. Der ist ein unheimliches Tratschmaul und sagt es sofort meinem Mann. Mein Mann macht mich fertig! Der schmeißt mich vom Balkon und bringt mich um! Oh Gott, steh mir bei!«
    Ich redete mit Chiquito, versuchte ihn zu beruhigen. Keine Chance. Der Typ konnte nicht mehr fahren. Er war zu betrunken. Ich bat ihn um die Autoschlüssel, ich konnte ja die Frauen in die Stadt hinunterbringen. Er antwortete:
    »Kannst du vergessen. Wenn sie nicht vögeln wollen, dann sollen sie doch zu Fuß gehen.«
    »Chiquito, zwei von ihnen sind verheiratet und kriegen ein Riesenproblem.«
    »Mir doch scheißegal, sollen sie zum Teufel gehen!«
    »Hör mal, Kleiner, wir sind doch Caballeros …«
    »Du vielleicht. Ich bin ein Mann! Ich bin ein richtiger Macho, und mich muss man für meine Eier respektieren!«
    Und dabei griff er sich vorn an die Hose und packte seine Eier, um zu zeigen, wie groß sie waren.
    »Chiquito, mach kein Scheiß!«
    »Nichts da. Entweder sie vögeln jetzt, oder sie gehen zu Fuß den Hügel runter.«
    Da machte mich Iván plötzlich an:
    »Hör mal zu, Kumpel. Bist du bei den Indianern oder bei den Cowboys? Hier wird diese Nacht gevögelt, und damit basta! Ich stamme aus Havanna! Ich bin knallhart! Über mich macht sich niemand lustig! Schon gar nicht diese Schuhmacher-Bäuerinnen!«
    »Ganz ruhig bleiben, Iván, schau mal, lass es mich dir erklären …«
    »Nein, lass es mich dir erklären. Diese Mulattinnen haben das Bier getrunken, das wir gekauft haben, haben mit uns getanzt und uns heiß gemacht. Die Dicke reibt mir schon seit zwei Stunden den Schwanz durch die Hose. Sie macht mich wahnsinnig. Und jetzt sagt sie, sie will gehen und mich mit meiner ganzen Ladung in der Spitze da sitzen lassen. Und du alte Schwuchtel willst sie auch noch ganz locker im Auto wegbringen.«
    »Hör mal zu, Iván, Schwuchtel nimmst du zurück.«
    Chiquito schlug sich auf Iváns Seite:
    »Schwuchtel stimmt schon. So machen das nur Schwuchteln. Vögel gefälligst die mit den langen Haaren und halt die Schnauze. Und dann ist noch eine übrig. Die ist für alle drei! Und ich bin der Erste!«
    Die Frauen hörten uns total verstört zu. Die Wächter klopften an die Tür. Energisch. In der Hütte ging es richtig ab. Sie klopften noch einmal. Ich musste öffnen. Die beiden verheirateten Frauen versteckten sich im Bad. Jetzt waren es drei Wächter. Der neue schien der Chef zu sein. Er war es auch, der sprach:
    »Compañeros, die Bürger, die nicht Motelgäste sind, müssen das Motel unverzüglich verlassen. Zwei Minuten zum Ausführen des Befehls.«
    Die drei Wächter betraten die Hütte. Sie hielten ihre Schlagstöcke in der Hand, und ich hatte den Eindruck, als hätten sie die Geduld verloren. Sie stellten sich im Dreieck auf und hatten den ganzen Raum sehr gut unter Kontrolle.

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