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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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Polizisten war alles anders. Der ganze Mechanismus der Synchronisation war mit ihren Pfiffen zerstört worden. Auch ich fiel Richtung Erde.
    Es war furchtbar. Die Panik. Ein Adrenalinstoß schoss mir ins Hirn, und ich erwachte, zu Tode erschrocken. Setzte mich im Bett auf. Ich war einer jener Clowns. Ich fasste an meinen Kopf, um mir die Perücke abzunehmen. Ich trug gar keine Perücke. Fand nur meinen glatt rasierten Kopf. Die Panik ließ mich heftig atmen. Oh. Ich versuchte mich zu beruhigen. Es war noch Nacht, und das Zimmer lag im Dunkeln. Aber ich hörte Julia neben mir. Sie wimmerte im Schlaf:
    »Oh, ach, ach, ach …«
    Sie hatte einen Albtraum. Sehr vorsichtig weckte ich sie, indem ich ihr ins Ohr flüsterte:
    »Julia, was ist los? Wach auf, Julita.«
    »Ohhh … ach … ach …«
    »Julia, das ist ein Albtraum. Wach auf.«
    »Ohhh …«
    »Ein Albtraum, Julia. Ist ja gut.«
    »Oh, wie furchtbar. So hoch, so hoch!«
    »Was war denn? So beruhig dich doch!«
    »Oh, wie hoch das war! Ich hatte solche Angst!«
    Sie begann zu schluchzen. Ich ließ sie gewähren. Sie weinte ein bisschen und sagte immer wieder:
    »Oh, wie furchtbar, beinahe wäre ich tot gewesen. Wie hoch das war!«
    »Was war da so hoch?«
    »Ich weiß nicht mehr … Es war sehr hoch und …«
    »Und was? Erzähl schon.«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Da waren noch zwei Clowns, mit roten Haaren und gelb-grünem Kostüm. Und wir fielen alle drei.«
    »Von wo seid ihr gefallen?«
    »Keine Ahnung. Ich sah zwei Polizisten. Dann hörte ich ein paar Pfiffe, und wir stürzten ab.«
    »Was hattest du an? Waren da noch andere Menschen?«
    »Ich weiß nicht. Jetzt ist alles verschwommen und … Warum fragst du denn das alles?«
    »Nur so, Julita. Möchtest du ein Glas Wasser?«
    »Ja.«
    Ich knipste das Nachttischlämpchen an, stand auf und ging ins Bad, pinkelte. Ging in die Küche, trank ein Glas Wasser und schaute auf die Uhr. Zehn vor fünf. Dann brachte ich Julia ein Glas Wasser und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Auf den Mund kann ich sie nicht mehr küssen. Es geht einfach nicht mehr. Aber trotzdem streichle ich ihr den Kopf. Ich kann ihr nicht wehtun. Sie kuschelt sich an mich, rollt sich zusammen, und eine Minute später schnarcht sie schon wieder. Unglaublich, wie schnell diese Frau einschlafen kann, ich brauche immer ganz lange und denke über tausend Sachen nach. Und sie liegt da, schnarcht und schläft wie ein Stein. Verdammt noch mal, was für ein Glück sie hat. Immer das Gleiche. Ich lag schlaflos da und wälzte mich von einer Seite auf die andere. Wachte immer wieder auf. Massierte mir ein bisschen den Schwanz und dachte dabei an Gloria und Ivón. Ivón macht mich richtig heiß, doch die kleine Schwarze haut jeden Moment nach Vigo ab, zu ihrem alten Spanier, und dann: Adiós, Africa mia. Ich träume davon, Gloria bei mir zu haben und neben ihr zu schlafen. Ich denke an ihren Geruch, und dann sind wir zusammen am Strand, doch sie ist völlig nackt, und ich … ahhh … wieder werde ich wach. Mit steinhartem Schwanz. Es wird hell draußen. Ja, verdammt. Ich hab wohl doch noch ein bisschen geschlafen. Julia öffnet die Augen und sagt:
    »Ach du lieber Himmel, ich komm zu spät, es ist ja schon hell!«
    Sie steht auf und rennt ins Bad. Ich onaniere ein bisschen. Nein. Halt. Bloß keine Flüssigkeit verschwenden. Reserve für Kriegszeiten. Ich gehe in die Küche und mache Kaffee. Mein Ding entspannt sich und wird wieder schlaff, auch wenn ich weiter an Gloria denke. Ich möchte sie jetzt hier bei mir haben, in der Küche, nackt bis auf die Mini-Tangas, die sie immer trägt, das verdammte Weib. Ich möchte ihr ein Kind machen. Sie zu meiner Frau machen. Sie zu meiner Sklavin und meiner Königin machen. Ich weiß nicht, wie ich Julia loswerden soll, die jetzt halb angezogen aus dem Bad kommt. Ich sage ihr:
    »Beeil dich doch nicht so, Gloria, wenn …«
    »Wie? Was hast du gesagt?«
    »Dass du dich nicht so beeilen sollst. Ich hab doch schon Kaffee …«
    »Du hast Gloria gesagt. Hast du Gloria gesagt?«
    »Äh … nein, nein … Das ist nur eine Figur aus dem Roman, den ich …«
    »Du denkst wohl, ich bin bescheuert? Dass ich noch am Daumen lutsche, was? Wer ist Gloria? Ich weiß, dass du eine andre hast.«
    »Julita, mach doch nicht so ‘n Theater.«
    Wortlos zieht sie sich zu Ende an. Ich bringe ihr den Kaffee.
    »Ich will keinen Kaffee! Ich will überhaupt nichts! Heute Abend reden wir.«
    »Trink doch wenigstens den Kaffee.«
    »Ich will

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