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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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ab. »Hat einer von euch Vieh gesehen oder gehört? Es ist helllichter Tag, warum also hört man keine Kühe, Schafe und nicht einmal das verfluchte, ständig schnatternde Federvieh?«
    Liam sah sich um und merkte, dass Lucas recht hatte. Es war zu ruhig. Hier hätte sich viel mehr regen müssen, doch nicht einmal ein streunender Hund war zu sehen.
    »Er hat den Ort geplündert«, meinte Ewan.
    »Wahrscheinlich hat er alles auf seine Burg verschleppt«, sagte Liam. »Wenn Sir Ian kommt, weiß er vielleicht mehr.«
    »Aye, und wenn der Mann gesehen hat, was Lucas gesehen hat, erklärt es auch, warum er sich so rasch und bereitwillig mit uns verbündet hat.«
    »Rauf ist wie diese Heuschrecken in der Bibel.«
    »Ganz recht. Offenbar verschwendet er keinen Gedanken an ein Morgen. Und wenn er das ganze Vieh für seine Festgelage geschlachtet hat, ohne dass es sich vermehren konnte, wird er sich an den Ländereien und Besitzungen anderer vergreifen müssen, um den Hunger aus seinem Keep zu vertreiben.« Mit einem Blick auf das stille Dorf fügte er hinzu: »Und es schert ihn keinen Deut, dass er mit seiner Gier alle anderen zum Tode verurteilt.«
    »Ich habe euch gesagt, dass dieser Mann getötet werden muss«, meinte Sigimor, machte kehrt und ritt zurück zu ihrem Lager.
    Die anderen folgten ihm eilig, doch Liam starrte noch eine Weile auf die Burgmauern. Wenn Sigimor ähnliche Dinge als Ergebnis von Rauf Moubrays Wüten gesehen hatte, war es kein Wunder, dass er Schottland von diesem Mann befreien wollte. Bestimmt war dies nicht die einzige Gräueltat. Er würde Keira kaum die Wahrheit vorenthalten können und fragte sich, wie er es verhindern sollte, dass sie in unverdienten Schuldgefühlen ertrank. Er bekreuzigte sich, neigte den Kopf und sprach ein Gebet für die Männer, die an den Zinnen auf ein ordentliches Begräbnis warteten. Als er schließlich zu den anderen aufschloss, erwartete Sigimor ihn.
    »Du hast dich wohl noch nicht ganz vom Klosterleben gelöst«, meinte Sigimor.
    »Doch, das schon«, erwiderte Liam. »Aber – aber sie haben ein Gebet verdient.«
    »Das stimmt. Im Übrigen wird Keira es bestimmt erfahren, du kannst so etwas nicht vor ihr verbergen.«
    Liam nickte. »Ich weiß, aber ich möchte sie so lange wie möglich schonen. Sie plagt sich ohnehin mit Schuldgefühlen herum, auch ohne dass sie solche Dinge mit eigenen Augen sieht.«
    »Warum sollte sie sich schuldig fühlen?«
    »Weil sie nicht hier war und über Monate gebraucht hat, um zurückzukehren und den Leuten zu helfen.«
    »Törichtes Mädchen. Wäre sie geblieben, wäre sie mittlerweile tot oder wünschte sich, tot zu sein. Es hat eben gedauert, bis sie von ihren Wunden genesen ist. Ich sehe keinen Grund für Schuldgefühle.«
    »Ich auch nicht, aber deine Argumente werden sie nicht davon befreien.«
    »Es wird bestimmt besser, wenn sie merkt, dass keiner der Überlebenden ihr eine Schuld gibt.«
    »Du glaubst also nicht, dass die Leute das tun werden?«
    »Der eine oder andere Narr vielleicht. Es gibt immer Menschen, die den anderen die Schuld an allen Übeln geben. Aber ich glaube, dass nur wenige schlecht von ihr denken werden. Schließlich ist sie nur eine kleine Frau. Vermutlich werden sich viele sogar wundern, dass sie überhaupt zurückgekommen ist, um ihnen zu helfen. Sie war ja nur wenige Monate die Herrin von Ardgleann.«
    Liam nickte zögernd. »Stimmt. In der kurzen Zeit haben sich zwischen ihr und den Menschen hier bestimmt keine engen Bande entwickelt.«
    »Aber bevor wir uns zu den anderen gesellen, muss ich dir noch eine Frage stellen, die an mir nagt, seit wir Scarglas verlassen haben.«
    »Na, dann raus mit der Sprache.«
    »Habe ich dich in der letzten Nacht zu Hause in eurem Schlafgemach wirklich singen und stampfen hören?«
    »Das war kein Stampfen, das war Tanzen.« Bei dem Blick, mit dem Sigimor ihn musterte, musste sich Liam ein Grinsen verkneifen.
    Sigimor grunzte kopfschüttelnd. »Als du aus dem Arbeitszimmer gegangen bist, hast du gemeint, du wolltest deine Frau bis zur Erschöpfung lieben.«
    »Vielleicht habe ich ja deswegen gesungen und getanzt. Mit meiner Frau. Nackt.«
    Diesmal prustete Liam laut los, denn Sigimor wirkte einerseits fasziniert und andererseits so, als befürchte er, Liam habe den Verstand verloren. »Aye, das war ziemlich närrisch, aber auch irgendwie befreiend. Na, komm schon, du und Jolene, ihr macht doch sicher auch manchmal Dinge, die andere für verrückt halten, dir aber ein

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