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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sich wohl etwas Zeit dafür nehmen.«
    Sigimor war Kesters neuer Held. Keira musste zugeben, dass der Mann sehr geduldig mit dem Jungen war. Nachdem sein eigenes Blut ihn so hartherzig verstoßen hatte, wunderte sich Keira allerdings ein wenig, wie eifrig Kester die Führung von Älteren akzeptierte. Sie konnte zwar sehen, dass er gekränkt war, aber er zeigte keinen Zorn oder Groll auf männliche Erwachsene. Offenkundig war er auf seine Verwandten nicht zornig, doch Keira war es umso mehr. Eines Tages würde sie ihnen liebend gern klarmachen, welch großen Fehler sie gemacht hatten, als sie den Jungen weggaben.
    »Hier drüben bin ich, Sir Archie«, rief Kester und wedelte heftig mit den Armen. »Wenn Ihr direkt auf mich zulauft, steht Euch nichts im Weg.« Kester warf einen Blick zu Keira. »Er kann diese Bewegung sehen.«
    Kurz darauf hatte Sir Archie den Weg von den Pferden zu ihnen ohne Not zurückgelegt und klopfte Kester auf den Rücken. »Du bist ein guter Junge.«
    Der Wind fuhr durch Sir Archies langes Haar, und Keira sah die schartige Narbe, die von seinem Haaransatz bis zur rechten Schläfe lief. »Ihr habt gesagt, dass die Schwierigkeiten mit Eurem Augenlicht nach einem Schlag auf den Kopf anfingen, stimmt’s?«, fragte sie Sir Archie.
    »Aye«, erwiderte er. »Es hat ziemlich lang gedauert, bis die Wunde verheilt war. Erst dachte ich, meine Sicht würde dann wieder besser, aber so kam es nicht.«
    »Hat die Wunde denn stark geeitert?«
    »Lady Keira ist eine Heilerin, Sir Archie«, erklärte Kester. »Eine ausgezeichnete Heilerin.«
    »Ich weiß nicht, ob eine Heilerin etwas ausrichten kann, aber die Wunde hat wochenlang geeitert«, erwiderte er. »Doch das Gift hat sich nicht ausgebreitet.«
    Vielleicht hatte es sich nicht ausgebreitet, aber Keira war sich nicht sicher, ob es wirklich draußen war. »Kann ich mir die Narbe ansehen?«
    Als er nickte, betrachtete sie sorgfältig die kaum verheilte Wunde. Die Narbe war rau, zu rau. Keira befürchtete, dass unter der kaum verschlossenen Haut noch etwas steckte, vielleicht sogar im Knochen. Außerdem schien gelegentlich noch Gift herauszusickern. Doch beim bloßen Betrachten ließ sich das nicht klären. Um Näheres zu sagen, hätte man die Wunde noch einmal öffnen müssen. Ihre Gabe wagte sie nicht einzusetzen, weil zu viele Männer herumspazierten, die sie nicht gut genug kannte.
    »Ich glaube, dass Eure Wunde noch einmal geöffnet und gründlich gesäubert werden müsste, Sir«, meinte sie.
    »Glaubt Ihr denn, dass ich dann besser sehen werde?«
    »Das kann ich Euch nicht versprechen.« Eine Verbesserung hielt sie zwar für durchaus möglich, aber sie wollte dem Mann keine allzu großen Hoffnungen machen. Sicher konnte sie sich erst sein, wenn sie die Wunde sorgfältig untersucht hatte.
    »Dann lassen wir es vorläufig lieber dabei, M’lady. Wenn alles geregelt ist und Ihr wieder dort seid, wo Ihr hingehört, werde ich noch einmal darüber nachdenken.«
    »Ich werde Euch daran erinnern, Sir«, sagte sie, dann wandte sie sich wieder stirnrunzelnd Richtung Ardgleann. »Was kann sie nur so verflucht lang in Anspruch nehmen?«, murrte sie.
    »Ein Mann sieht sich eben die Verteidigungsanlagen des Feindes genau an«, meinte Sir Archie. »Und so etwas braucht Zeit.«
    Mit dem Gehör des Alten ist jedenfalls alles in Ordnung, dachte Keira. »Nun, ich hoffe, sie kehren bald zurück, denn ich kann es kaum erwarten zu hören, was sie gesehen haben.«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass Keira das sieht«, flüsterte Liam, als er schaudernd die Mauern von Ardgleann betrachtete.
    Anfangs hatte er es gar nicht bemerkt, weil er mit seinen Gedanken bei dem reichen Land war und dem großen Dorf, das sie durchquert hatten. Erst als Sigimor und Ewan scharf einatmeten und Keiras Brüder leise fluchten, war es ihm aufgefallen. Anfangs hatte er gar nicht begriffen, auf was er da starrte, dann aber wurde ihm übel: Von Ardgleanns Zinnen baumelten Leichen. Hingen aneinandergereiht an der Mauer wie die Steine einer schaurigen Halskette.
    »Vermutlich sind das die Männer, die versucht haben, ihren Laird und ihr Heim zu verteidigen«, murmelte Sigimor. »Rauf will seine Feinde damit wohl abschrecken.«
    »Und du glaubst nicht, dass es ihm gelingt?«
    »Auf manche wird es wohl abschreckend wirken, aber anderen wird es wie mir gehen: Sie werden wütend, sehr, sehr wütend.«
    »Im Dorf ist es viel zu still«, sagte Lucas und lenkte die Aufmerksamkeit der anderen von den Mauern

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