Der ungezähmte Highlander
nicht. Der Mann, den sie hoffnungslos liebte, war offenbar recht hartnäckig.
»Wir werden trotzdem kämpfen müssen, Frau«, sagte Liam. Er bemühte sich, ihr ihren Wunsch auszureden, ohne zu bestimmend zu klingen; denn wenn er den herrischen Ehemann spielen würde, könnte sie sich leicht gegen ihn wenden. Keira stellte gern ihre Stacheln auf, wenn man ihr etwas befahl. »Aye, das Schicksal ist uns hold, es hat uns einen Weg durch die dicken Mauern gezeigt, sodass wir unseren Feind überraschen können. Aber unsere Gegner werden sich nicht kampflos ergeben. Dafür klebt zu viel unschuldiges Blut an ihren Händen. Sie werden erwarten, dass wir keine Gnade kennen, selbst wenn sie die Waffen niederlegen.«
»Und deshalb werden sie kämpfend sterben wollen«, sagte sie und seufzte, als er nickte.
»Ein paar werden auch versuchen zu fliehen, und manchen wird es gelingen, aber die meisten werden nur zwei Möglichkeiten sehen: durch den Strick zu sterben oder im Kampf. Sie werden uns eine erbitterte Schlacht liefern, und ich möchte nicht, dass du mitten in das Getümmel gerätst. Es wird schwer genug sein, keine Unschuldigen in diesem Befreiungskampf zu töten. Vermutlich ist das einer der Gründe, warum Sir Archie das Mädchen hergeschickt hat, um uns zu sagen, wie man hineinkommt – damit sie herauskommen kann.«
»Also muss ich tatenlos hier herumsitzen und mir Sorgen um euch machen?«
»Aye.« Er schloss sie in die Arme und betete stumm, dass er bald wieder da sein würde, um sie wieder so im Arm halten zu können. »Bleib mit der kleinen Meggie hier.«
»Wird Meggie euch nicht zu der Stelle führen müssen, von der aus ihr hinter die Mauern kommt?«
»Vielleicht, aber danach schicken wir sie wieder zu dir zurück. Auf der Burg wird es nur wenige sichere Orte geben. Selbst wenn wir unbemerkt hineingelangen, wissen wir nicht, wo sich unsere Gegner befinden. Wir haben die Karte, die du uns gezeichnet hast, sorgfältig studiert, aber wo der Feind sein sollte oder vielleicht ist, werden wir nur von dem Mädchen, Kester und Sir Archie erfahren.« Er rückte ein wenig von ihr ab und gab ihr einen kurzen, innigen Kuss. »Bleib hier, Frau, und sei wachsam. Wenn du jemanden siehst, der sich dem Lager nähert, warne die Wächter und versteck dich. Wenn es einer von uns ist, wirst du es bald genug erfahren.«
Keira nickte, auch wenn sie sich mit allen Fasern ihres Seins danach verzehrte, an seiner Seite zu bleiben. Natürlich war es das Klügste und Sicherste für alle, wenn sie hierblieb, egal, wie schwer es ihr fiel. Allein bei dem Gedanken, wie sie den Rest der mondlosen Nacht darauf warten würde, dass Liam, ihre Brüder und die übrigen Männer, die ihr am Herzen lagen, sicher zurückkehrten, zitterte sie vor Grauen. Doch ihr war klar, dass sie eher ein Hindernis als eine Hilfe sein würde und Liam nur vor Unheil bewahren konnte, wenn sie sich zwischen ihn und ein gegnerisches Schwert warf.
Sie begleitete Liam zu den anderen. Ohne auf ihr Murren zu achten, umarmte sie ihre Brüder. Da sie die Umarmung herzlich erwiderten, wusste sie, dass ihre Klagen über törichte Weiber nicht so gemeint waren. Sie umarmte sogar Malcolm, Ewan und Sigimor. Die letzten beiden überraschten sie, weil sie die Umarmung heftig erwiderten. Erst als Liam sie von Sigimor wegzerrte und die breit grinsenden Männer zornig anfunkelte, wurde ihr klar, dass sie sich so eigentümlich verhalten hatten, weil sie seine Besitzgier hatten wecken wollen.
Bevor Keira sie tadeln konnte, vor einem erbitterten Kampf keine derart törichten Spiele zu treiben, brachen die Männer auf. Sie hatte vergessen, ihre Cousins zu umarmen, doch nun war sie allein. Im Handumdrehen hatte die Dunkelheit alle verschluckt. Selbst das Geräusch eines marschierenden Heers. Keira schlang die Arme um sich und zitterte. Sie betete, dass das kein böses Vorzeichen war. Plötzlich berührte sie eine Hand am Arm und holte sie aus ihren düsteren Gedanken. Es war Meggie. Offenbar hatte das Mädchen den Weg so gut erklärt, dass die Männer sie nicht mehr brauchten.
»Sie werden gewinnen, Herrin«, sagte Meggie. »Ihr habt sehr wackere Verbündete und Blutsverwandte. Mein Vater meinte, dass Euch unser Herr auch deshalb zur Ehefrau gewählt und zu seiner Nachfolgerin bestimmt hatte, falls ihm etwas zustoßen sollte. Und außerdem seid Ihr sehr schön.«
»Danke.« Keira wunderte sich ein wenig, dass offenbar alle Bescheid gewusst hatten, warum Duncan sie geheiratet
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