Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Jung.
»Sie arbeitet in der Küche.«
»Sind Sie mit ihr zusammen?«, fragte Rooth.
»Was zum Teufel hat das mit der Sache zu tun?«, fragte Kummer und sah jetzt gereizt aus.
»Man weiß ja nie«, sagte Rooth. »Das Leben ist ein Gewusel aus seltsamen Zusammenhängen.«
Jung hustete, um das Thema zu wechseln.
»War er allein oder mit anderen zusammen?«, fragte er.
»Allein«, antwortete Kummer wie aus der Pistole geschossen.
»Die ganze Zeit?«
»Die ganze Zeit.«
»Wie viele Gäste waren überhaupt hier? Zwischen fünf und sechs, meine ich.«
Kummer dachte nach.
»Nicht viele«, sagte er. »Vielleicht vier oder fünf.«
»Scheint nicht gerade Hochsaison zu sein«, sagte Rooth.
»Würden Sie bei diesem Wetter Golf spielen wollen?«, fragte Kummer.
»Golf?«, fragte Rooth. »Ist das dieses Eierkullern auf grünem Rasen?«
Kummer gab keine Antwort, die Tätowierung auf seinem Unterarm fing jedoch an bedrohlich zu zittern.
»Er hat also nicht hier gesessen«, Jung versuchte den Faden wieder aufzunehmen. »Um einen zu trinken, oder so?«
Kummer schüttelte den Kopf.
»Wie viele waren in der Bar?«
»Zwei oder drei vielleicht ... so genau weiß ich das nicht mehr. Es waren auch einige nur für ein paar Minuten hier, glaube ich. Das kommt ja häufiger vor.«
»Hm«, sagte Jung. »Als er gegangen ist, dieser einsame Essensgast. . . da ist Ihnen nicht aufgefallen, dass ihm jemand gefolgt ist? Nach ganz kurzer Zeit, meine ich?«
»Nein«, sagte Kummer. »Wie zum Teufel sollte ich mich daran erinnern können?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Jung. »Aber es ist nun einmal so, dass er hier draußen auf dem Parkplatz erschlagen worden ist, vermutlich nur wenige Minuten nach Verlassen dieses Lokals, und deshalb wäre es nicht schlecht, wenn Sie versuchen würden, sich zu erinnern.«
»Ich gebe mir alle Mühe«, erklärte Kummer.
»Sehr gut«, sagte Rooth. »Wir wollen ja nichts Unmögliches von Ihnen. Wenn Sie an diesen Abend denken, fällt Ihnen dann irgendetwas auf ... etwas, das auf irgendeine Weise anders war? Oder bemerkenswert?«
Wieder dachte Kummer nach.
»Ich glaube nicht«, sagte er. »Nein, alles war wie immer, nur
. . . sehr ruhig.«
»War er schon früher einmal hier, dieser Mann?«, fragte Jung und tippte mit dem Kugelschreiber auf die Fotos.
»Nein«, sagte Kummer. »Nicht, wenn ich hier gearbeitet habe jedenfalls.«
»Sie scheinen sich Gesichter gut merken zu können?«
»Ja, ich kann mich normalerweise an Menschen erinnern, die mir einmal begegnet sind.«
»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
»Drei Monate«, sagte Kummer.
Rooth entdeckte weiter unten auf dem Tresen eine Schale mit Erdnüssen. Er rutschte von seinem Barhocker, ging hin und nahm sich eine Hand voll. Der Barmann betrachtete ihn mit skeptisch gerunzelter Stirn. Jung räusperte sich.
»Dieser Wagen«, sagte er. »Der Peugeot draußen auf dem Parkplatz ... der steht also seit Dienstag hier?«
»Das habe ich gehört«, sagte Kummer. »Mir ist das erst heute aufgefallen.«
»Gesichter können Sie sich besser merken als Autos?«
»Richtig«, sagte Kummer.
»Was war am Dienstagabend für Wetter?«
Kummer zuckte mit den Schultern.
»Es war grau, nehme ich an. Und windig. Aber die Bar liegt ja im Haus, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist.«
»Was Sie nicht sagen«, sagte Rooth und nahm sich die restlichen Erdnüsse.
»Wie kommen Sie selber her?«, fragte Jung. »Parken Sie auch hier? Denn Sie wohnen doch sicher nicht in Dikken?«
Kummer schüttelte den Kopf und zeigte wieder seine Zähne.
»Meistens mit der Straßenbahn«, sagte er. »Manchmal nehmen Helene oder irgendwer von den anderen mich mit. Aber die Angestellten hier benutzen den Parkplatz nie. Wir haben hinter dem Haus ein paar private Plätze.«
»Wie viele Angestellte gibt es hier?«, fragte Roth.
»Ungefähr ein Dutzend«, erklärte Kummer. »Aber im Dienst sind immer nur drei oder vier. Diese Jahreszeit ist hier Nebensaison, wie gesagt.«
»Wie gesagt, ja«, sagte Rooth und schaute sich in dem leeren Lokal um. »Und Sie wissen nicht, wer der Mörder ist, oder?«
Kummer fuhr zusammen.
»Was zum Teufel?«, sagte er. »Natürlich weiß ich das nicht. Wir können ja wohl nichts dafür, dass jemandem auf unserem Parkplatz etwas zustößt.«
»Natürlich nicht«, sagte Rooth. »Nein, ich glaube, wir können uns für diesmal herzlich bei Ihnen bedanken. Vielleicht kommen wir wieder.«
»Wieso denn?«, fragte Kummer.
»Weil wir so arbeiten«,
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