Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
Pfeife und Tabak hervorzog und auf Marlene Freys zustimmendes Nicken wartete.
    »Erich ist also zu diesem Restaurant in Dikken gefahren«, sagte Moreno. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was er dort wollte?«
    »Nein«, sagte Marlene Frey. »Nicht die Geringste. Wie ich heute Morgen schon gesagt habe.«
    »Hatte er irgendeine Arbeit?«, fragte Reinhart.
    »Er hat alles Mögliche gemacht«, sagte Marlene Frey. »Ist als Schreiner und Anstreicher und Handwerker eingesprungen ... auf allerlei Baustellen und so. Vor allem schwarz, fürchte ich, aber so ist es nun einmal. Er war so geschickt!«
    »Und Sie selber?«, fragte Moreno.
    »Mache einen Kurs für Arbeitslose. Buchführung und Computer und solchen Dreck, aber ich bekomme Sozialhilfe. Helfe in zwei Läden aus, wenn die Leute mich brauchen. Wir kommen
schon zurecht ... sind zurechtgekommen. Finanziell, meine ich. Erich hat auch manchmal in einer Druckerei gearbeitet. Bei Stemminger.«
    »Ich verstehe«, sagte Reinhart. »Er hatte ja allerlei mitgemacht, wie man sagt ...«
    »Wer hat das nicht?«, fragte Marlene Frey. »Aber wir waren auf dem richtigen Weg, das müssen Sie mir glauben.«
    Für einen Moment schien sie wieder in Tränen ausbrechen zu wollen, aber dann holte sie tief Atem und putzte sich die Nase.
    »Erzählen Sie über den Dienstag«, bat Reinhart.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte Marlene Frey. »Ich bin vormittags zum Kurs gegangen, danach habe ich zwei Stunden in dem Laden in der Kellnerstraat ausgeholfen. Ich habe Erich nur kurz zwischen eins und zwei hier zu Hause gesehen, er wollte jemandem mit einem Boot helfen und abends dann noch etwas erledigen.«
    »Mit einem Boot?«, fragte Reinhart. »Mit was für einem Boot denn?«
    »Es gehörte einem Freund von ihm«, sagte Marlene Frey. »Es ging wohl um die Einrichtung.«
    Moreno bat sie, Namen und Adresse zu notieren, und das tat sie, nachdem sie in einem aus der Küche geholten Adressbuch nachgesehen hatte.
    »Und diese Sache am Abend«, fragte Reinhart nach. »Worum ging es dabei?«
    Marlene Frey zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht.«
    »War es ein Auftrag?«
    »Vermutlich.«
    »Oder etwas anderes?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Tja ... etwas, das kein Auftrag war, eben ...«
    Marlene Frey griff zu ihrem Taschentuch und putzte sich noch einmal die Nase. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Ich habe verstanden«, sagte sie. »Ich habe genau verstanden.
Nur wegen seines berühmten Vaters sitzen Sie hier und sind so verdammt höflich. Ansonsten würden Sie ihn sicher behandeln wie jeden hergelaufenen Penner. Und mich wie eine drogensüchtige Nutte.«
    »Nein, wirklich ...«, begann Moreno.
    »Sie brauchen sich nicht zu verstellen«, sagte Marlene Frey. »Ich weiß, wie das läuft. Erich hatte einiges auf dem Gewissen, aber während der letzten Jahre war damit wirklich Schluss. Wir nehmen keinerlei Drogen mehr und sind nicht krimineller als andere. Aber es wäre sicher nicht möglich, das der Bullerei klar zu machen?«
    Weder Moreno noch Reinhart antworteten. Marlene Freys Ausbruch blieb eine Weile im warmen Schweigen über dem Ofen hängen. Die Scheiben klirrten, wenn draußen auf der Straße eine Straßenbahn vorüberschepperte.
    »Na gut«, sagte Reinhart. »Ich habe verstanden und vielleicht haben Sie Recht. Aber die Sache ist nun einmal so, wie sie ist, und es wäre doch verdammt komisch, wenn Sie uns Vorwürfe machten, weil wir die Leute ausnahmsweise einmal anständig behandeln ... Ich glaube, wir haben die Lage im Blick, ohne noch weiter darüber reden zu müssen. Wollen wir weitermachen?«
    Marlene Frey zögerte zunächst. Dann nickte sie.
    »Dikken?«, fragte Reinhart. »Was wollte er denn da? Irgendeine vage Vorstellung müssen Sie doch zumindest haben?«
    »Es kann alles Mögliche gewesen sein«, sagte Marlene Frey. »Möglicherweise suchen Sie ja nach Hinweisen in Richtung Drogen, aber ich kann Ihnen versichern, dass davon nicht die Rede sein kann. Erich hatte schon damit aufgehört, als wir uns kennen gelernt haben.«
    Reinhart musterte sie ausgiebig.
    »Na gut, dann verlassen wir uns darauf«, sagte er. »Worum kann es sonst gegangen sein? Geldmäßig, meine ich ... oder wollte er sich einfach nur mit einem Kumpel treffen? Irgendwem einen Gefallen tun?«

    Marlene Frey dachte nach.
    »Ich glaube, es war ein Job«, sagte sie dann. »Irgendein Job.«
    »Hat er gesagt, dass er nach Dikken wollte?«
    »Nein.«
    »Und auch nicht, worum es ging?«
    »Nein.«
    »Nicht

Weitere Kostenlose Bücher