Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
einmal eine Andeutung?«
»Nein.«
»Und Sie haben nicht gefragt?«
Marlene Frey schüttelte den Kopf und seufzte.
»Nein«, sagte sie. »Erich konnte sieben oder acht verschiedene Jobs pro Woche haben, wir haben nur ausnahmsweise darüber gesprochen.«
»Und wann wollte er wieder hier sein?«, fragte Moreno.
Wieder dachte Marlene Frey nach.
»Das habe ich mich ja auch gefragt, aber ich bin mir nicht sicher. Ich hatte gedacht, er würde so gegen acht oder neun wieder zu Hause sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich gesagt hat. O verdammt!«
Sie biss sich auf die Lippe, und Moreno sah, dass ihre Augen jetzt voller Tränen standen.
»Weinen Sie«, sagte sie. »Es geht beides, zur gleichen Zeit zu sprechen und zu weinen.«
Marlene Frey befolgte diesen Rat sofort. Moreno beugte sich vor und streichelte ein wenig unbeholfen ihre Hände, während Reinhart in seinem Korbsessel unruhig hin und her rutschte. Sich an seiner Pfeife zu schaffen machte und sich Feuer gab.
»Namen«, fragte Moreno, nachdem Marlene Frey sich wieder beruhigt hatte. »Er hat im Zusammenhang mit seinen Plänen für Dienstagabend keine Namen erwähnt?«
Marlene Frey schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, ob er auch früher schon einmal dort war? Ob er häufiger hingefahren ist?«
»Nach Dikken?« Sie lachte auf. »Nein, da draußen, das ist ja wohl kaum unsere Szene, oder was meinen Sie?«
Moreno lächelte kurz.
»Und er hatte in letzter Zeit keine besonderen Sorgen? Ist irgendetwas passiert, das Sie mit dem Unglück in einen Zusammenhang bringen könnten?«
Marlene Frey fuhr sich mit dem Arm über die Augen und dachte wieder nach.
»Nein«, sagte sie. »Mir fällt jedenfalls nichts ein.«
»Keine neuen Bekanntschaften oder so?«
»Nein. Erich kannte ungeheuer viele Leute ... von allen Sorten, könnte man wohl sagen.«
»Ich verstehe«, sagte Reinhart. »Diesen Elmer Kodowsky, zum Beispiel ... von dem er sich das Auto geliehen hatte?«
»Zum Beispiel, ja«, sagte Marlene Frey.
»Sie hatten in letzter Zeit keinen Kontakt zu ihm?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er sitzt ja. Ich weiß nicht, wo. Er war ein alter Kumpel von Erich ... ich kenne ihn nicht näher. Hab ihn nur einige Male gesehen.«
»Haben Sie sich vielleicht selber auf irgendeine Weise bedroht gefühlt?«, fragte Moreno.
»Ich?«, erwiderte Marlene Frey und sah aufrichtig überrascht aus. »Nein, wirklich nicht.«
Sie schwiegen eine Weile. Marlene Frey beugte sich noch weiter zum Herd vor und rieb sich im warmen Gebläse die Hände.
»Sie haben lange gewartet, ehe Sie die Polizei informiert haben«, sagte Reinhart.
»Ich weiß.«
»Warum?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht liegt die Antwort in der Natur der Sache. Oder was glauben Sie?«
Reinhart schwieg.
»Hatten Sie irgendwelchen Kontakt zu Erichs Mutter?«, fragte Moreno.
»Nein«, erklärte Marlene Frey. »Eigentlich nicht. Aber ich würde gern mit seinem Vater sprechen, wenn Sie dem über den Weg laufen. Ich muss ihm etwas sagen.«
»Ach?«, fragte Reinhart. »Was denn?«
»Das sage ich ihm selbst«, erklärte Marlene Frey.
Danach saßen sie eine Weile im Cafe Gambrinus und versuchten ihre Eindrücke zusammenzutragen.
»Bisher hilft uns das nicht gerade weiter«, meinte Reinhart. »Oder was sagst du? Ach, verdammt.«
»Nein, nicht sehr«, stimmte Moreno zu. »Aber es sieht ja fast so aus, als ob er da draußen mit seinem Mörder ein Rendezvous gehabt hätte. Obwohl er sicher nicht ahnen konnte, wie es enden würde. Das Seltsame ist, dass er allein im Restaurant gewartet hat. Wenn wir uns auf Jung und Rooth verlassen können, meine ich ... das könnte doch darauf hinweisen, dass die Person, die er treffen wollte, niemals aufgetaucht ist.«
»Möglich«, sagte Reinhart. »Aber es kann auch sehr viel einfacher gewesen sein, das sollten wir nicht vergessen.«
»Wie meinst du das?«, fragte Moreno und trank einen Schluck Glühwein.
»Ein einfacher Überfall«, sagte Reinhart. »Ein Junkie mit einem Hammer, der ein wenig Bargeld brauchte. Erich ist doch total ausgeplündert worden, sogar Zigaretten und Schlüssel fehlten, das sollte uns etwas sagen.«
Moreno nickte.
»Glaubst du, es war so?«, fragte sie.
»Vielleicht, vielleicht nicht«, sagte Reinhart. »Es braucht auch nicht derselbe gewesen zu sein ... der, der ihn getötet hat, und der spätere Leichenfledderer, meine ich. Dieser Typ, der angerufen und den Leichenfund gemeldet hat, hatte doch garantiert Dreck
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