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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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und Umsicht ans Werk gegangen war als er selber.
    Und die jetzt einen zweiten Zug gemacht hatte. Zweihunderttausend Gulden! Zweihunderttausend!
    Verdammt! Er fluchte laut und schlug mit den Fäusten aufs Lenkrad. Verdammter Dreckskerl!
    Auf die Wut folgte die Angst. Die Angst vor seinen Taten und vor der Zukunft. Zukunft, dachte er, was denn für eine Zukunft? Falls sein Leben sich nicht bereits während der letzten Wochen entschieden hatte, so würde das während der nächsten passieren. Während der nächsten. Das war ja wohl sonnenklar. Es war ganz einfach eine Frage von Tagen, die Situation ließ keine andere Möglichkeit zu.
    Wieder musste er sich entscheiden.
    Er öffnete die Tür und stieg aus dem Auto. Ließ sich vom Wind durchrütteln und ging den Weg hinab. Das Meer wogte vor ihm auf.
    Bin ich noch immer ich, fragte er sich plötzlich. Bin ich noch immer derselbe Mensch? Bin ich überhaupt noch ein Mensch?
    Eine Billardkugel, die langsam einem unerbittlichen Schicksal entgegenrollt? Zwei Kollisionen, zwei Richtungsänderungen. . . und dann?
    Die Bilder des Jungen im Straßengraben und des jungen Mannes, der erstaunt, in der Sekunde vor dem ersten Schlag, die Augenbrauen hob, stellten sich vor seinem inneren Auge mit immer kürzeren Zwischenräumen ein. Gingen ineinander über, überlappten sich, diese Bilder, und ließen bald kaum noch Platz für etwas anderes. Er versuchte an Vera Miller zu denken, an die lachende, lebensfrohe, rothaarige Vera, aber es gelang ihm nicht.
    Als er weiterging, in der Dunkelheit — und in der Wolfsstunde!, wie er mit müder Resignation erkannte —, weit nach vorn gebeugt, zusammengekrümmt gegen Kälte und salzigen Wind, tauchte immer wieder der Drang in ihm auf, einfach aufzugeben. Der starke Drang, sich einfach der Umarmung des
Meeres oder den Händen der Polizei zu überlassen und allem ein Ende zu setzen.
    Diesem leisen Flüstern zu folgen — bei dem es sich natürlich um die Stimme seines Gewissens handeln musste und das auf seltsame Weise mit dem Rauschen der Wellen harmonierte und es übertönte.
    Seltsam, dachte er. Es passt alles zusammen wie im Film. Seltsam. Rauschen und Flüstern.
    Am Ende war Vera Miller dann doch stärker. Am Ende waren es ihr lachendes Gesicht mit den funkelnden Augen und ihr warmer, feuchter Schoß, der sich um seinen Penis schloss, die Angst und Hoffnungslosigkeit verdrängten und das Geflüster erstickten. Ihre unerschütterliche Liebeskraft. Ihrer beider Liebeskraft.
    Und die Zukunft.
    Ich kann nicht aufgeben, dachte er. Nicht jetzt. Ich muss auch auf Vera Rücksicht nehmen.
     
    Es war fünf Minuten vor fünf Uhr morgens, als er wieder zu Hause eintraf. Unterwegs hatte sich eine gewisse Ruhe eingestellt, vielleicht nur die Folge der Müdigkeit. Getan ist getan, dachte er. Es hat keinen Zweck, über vergossene Milch zu weinen. Was zählte, war die Zukunft. Zuerst die unmittelbare, dann die andere — das Leben mit Vera.
    Doch wenn es ihm nicht gelingen sollte, die Sache mit diesem »Freund« zu lösen, dann würde es natürlich auch keine andere Zukunft geben. Dann würde ihm eine Woche bleiben und nicht mehr, das war über jeden Zweifel erhaben. Er musste eine Strategie entwickeln. Eine Verteidigung, einen Gegenzug. Was tun?
    Ja, was? Wenn er ganz einfach die verlangten zweihunderttausend bezahlte, dann würde er danach gänzlich mittellos dastehen. Würde alle Reserven einbüßen. Sowohl Ersparnisse als auch Haus — und doch würde es nicht reichen. Er würde sich mindestens fünfzigtausend leihen müssen. Und dann?

    Dann? Selbst wenn er sich auf diese Weise geschlagen gäbe, würde es denn Garantien geben? Der Erpresser wusste, was er wusste, er würde es vermutlich nicht vergessen, und sprach irgendetwas dafür, dass er sich mit dem im Moment verlangten Geld zufrieden geben würde?
    Nein, nichts, das war die Antwort auf diese rhetorische Frage. Nicht das Geringste.
    Und wie sollte er es Vera erklären, wenn er plötzlich so arm wie eine Kirchenmaus wäre? Wie?
    Ergo?
    Es gab natürlich nur eine Alternative.
    Ihn umzubringen.
    Diesmal den Richtigen umzubringen. Doch während einiger Augenblicke, als er sich einen Weg durch die engen Vorortstraßen Boorkheims suchte, dachte er, dass er vielleicht doch den Richtigen umgebracht hatte. Trotz allem.
    In gewisser Hinsicht. Denn sie konnten zu zweit sein. Konnten zu zweit gewesen sein. Es bestand wohl kaum ein Zweifel daran, dass die bisher eingetroffenen Briefe von derselben Person

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