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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Sie nahm sofort an, er hörte ihrer Stimme an, dass sie überrascht und froh zugleich war, und erinnerte sich daran, dass er sie liebte.
    Danach erinnerte er auch sie daran.
    Die Lebenden müssen sich umeinander kümmern, dachte er. Das Schlimmste ist, zu sterben, ohne gelebt zu haben.
    Während er vor Remingtons schmutzig-braunem Bürokomplex im Auto saß, fragte er sich, ob Erich wohl gelebt hatte. Ob er das Wesentliche im Leben erlebt hatte, was immer das sein mochte. Ein Mann muss in seinem Leben drei Dinge tun, hatte er irgendwo gelesen. Einen Sohn zeugen, ein Buch schreiben, einen Baum pflanzen.
    Er fragte sich, wer das wohl behauptet haben mochte. Erich hatte vielleicht das erste, nicht aber das zweite geschafft. Ob er jemals einen Baum gepflanzt hatte, stand in den Sternen, aber sehr wahrscheinlich kam ihm das nicht vor. Ehe er sich überlegen konnte, wie das alles bei ihm aussah, wurde er von Ulrike unterbrochen, die sich neben ihm auf den Sitz fallen ließ.
    »Herrlich«, sagte sie. »Was für ein wunderbarer Tag.«
    Er küsste ihre Wange, und zu seiner Überraschung bekam er eine Erektion. Das Leben geht weiter, dachte er verwirrt. Trotz allem.
    »Wohin möchtest du fahren?«, fragte er.
    »Nach Emsbaden oder Behrensee«, erwiderte sie ohne nachzudenken. Er begriff, dass sie seit seinem Anruf darüber nachgedacht hatte.

    »Emsbaden«, entschied er. »Mit Behrensee habe ich so meine Probleme.«
    »Warum denn?«
    »Hm«, sagte er. »Wir hatten vor zwei Jahren da draußen einen Fall. Ich mag einfach nicht gern daran erinnert werden.«
    Sie wartete auf eine Fortsetzung, aber er blieb stumm. Ließ den Motor an und fuhr vom Parkplatz.
    »Mein geheimnisvoller Liebhaber«, sagte sie.
     
    Sie wanderten eine Stunde durch die Dünenlandschaft und verzehrten dann im Gasthaus De Dirken beim Emsbadener Leuchtturm ein spätes Mittagessen. Meereskrebsschwänze in Dillsoße, Kaffee und Möhrenkuchen. Sprachen über Jess und über Ulrikes drei Kinder und deren Zukunftsaussichten.
    Und schließlich auch über Erich.
    »Mir ist etwas eingefallen, das du gesagt hast«, sagte Ulrike. »Damals, als ihr die Frau gefunden hattet, die Karel ermordet hat.«
    Karel Innings war Ulrikes verstorbener Mann, aber nicht der Vater ihrer Kinder. Die stammten aus ihrer ersten Ehe mit einem Immobilienmakler, der ein guter und zuverlässiger Familienvater gewesen war, bis sein ererbter Alkoholismus alle solchen Rücksichten zunichte gemacht hatte.
    »Wir haben sie nie gefunden«, sagte Van Veeteren.
    »Ihr habt ihr Motiv gefunden«, sagte Ulrike. »Du hast jedenfalls behauptet, dass von ihrem Standpunkt aus gesehen ... in gewisser Hinsicht, jedenfalls ... es berechtigt gewesen sei, meinen Mann umzubringen. Weißt du das noch?«
    »Sicher«, sagte Van Veeteren. »Aber das gilt nur in einem bestimmten Fall. Aus einem sehr individuellen, engen Gesichtswinkel heraus. Wenn man es so formuliert, wie du das jetzt machst, wird es zu grob.«
    »Ist das nicht immer so?«
    »Wie meinst du das?«

    »Ist es nicht immer so, dass der Mörder — oder überhaupt der Täter — sein Verbrechen für berechtigt hält? Muss er sich selber gegenüber nicht so argumentieren?«
    »Das ist eine alte Frage«, sagte Van Veeteren. »Aber im Prinzip hast du natürlich Recht. Der Mörder hätschelt seine Motive; er kennt sie natürlich und es ist noch die Frage, ob jemand anders das auch tut. Natürlich gibt es Ursachen für alles, was wir tun, aber das Dogma der Erbsünde ist heutzutage vor Gericht einfach kein Argument mehr ... da sind die Geschworenen doch schon von härterem Kaliber.«
    »Aber du glaubst daran?«
    Er antwortete nicht sofort und schaute aufs Meer hinaus.
    »Natürlich«, sagte er. »Ich verteidige Verbrechen nicht, aber wenn wir ihr Wesen ... die Beweggründe des Verbrechers ... nicht verstehen können, ja, dann kommen wir bei der Polizei nicht weit. Es gibt eine schwarze Logik, die oft leichter zu entdecken ist als die Logik unseres normalen Verhaltens. Das Chaos ist bekanntlich Gottes Nachbar, aber in der Hölle herrschen zumeist Gesetz und Ordnung ...«
    Sie lachte und kaute auf ihrem Möhrenkuchen.
    »Weiter.«
    »Wenn du so schön bittest«, sagte Van Veeteren. »Also, diese bösartige Logik kann uns alle treffen, wenn wir in die Enge gedrängt werden. Es ist keine Kunst, einen islamischen Bruder zu verstehen, der seine Schwester ermordet, weil sie in der Disko war und sich westlich aufführt ... überhaupt keine Kunst, wenn man an den

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