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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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nach.
    »Mr. X war verkleidet«, sagte er.
    »Er wollte meinen Sohn ermorden«, sagte Van Veeteren. »Und das hat er getan. Ist doch klar, dass er verkleidet war.«
    »Warum hat er ihm die Tüte überlassen, wenn er ihn ermorden wollte?«, fragte Reinhart.
    »Ja, was sagst du?«, erwiderte Van Veeteren.
    Reinhart zog zweimal an seiner erloschenen Pfeife.
    »O Teufel«, sagte er dann. »Ich verstehe. Er hat ihn nicht gekannt. Er wusste erst, wer er war, als er ihn mit der Tüte gesehen hat ... hat ihm sicher draußen auf dem Parkplatz aufgelauert.«

    »Vermutlich«, sagte Van Veeteren. »Zu dem Ergebnis bin ich auch gekommen. Aber weiter? Was glaubst du, worum es hier geht? Wer befiehlt hier und wer gehorcht?«
    Gute Frage, dachte Reinhart. Wer befiehlt und wer gehorcht?
    »Erich befiehlt und Mr. X gehorcht«, sagte er. »Anfangs zumindest. Dann vertauscht Mr. X die Rollen ... und deshalb, ja, deshalb tut er es. Deshalb bringt er ihn um.«
    Van Veeteren ließ sich im Sessel zurücksinken und gab sich Feuer. Sein Sohn, dachte Reinhart. O verdammt, wir reden hier über seinen ermordeten Sohn.
    »Und was glaubst du, worum es ging?«
    Die Sache mit den Drogen hing wie eine Wolke zwischen ihnen und verbarg fünf Sekunden lang Reinharts Gedanken, dann wusste er die Antwort.
    »Erpressung«, sagte er. »Das ist ja wohl sonnenklar.«
     
    »Er behauptet, dass Erich mit so was nie zu tun hatte«, erzählte er eine Stunde später Winnifred. »Ich glaube ihm. Und außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass er blöd genug gewesen wäre, um einfach hinauszufahren, sich ins Restaurant zu setzen und auf das Geld zu warten ... wenn er gewusst hätte, worum es ging. Erich war ein Bote. Jemand anderer ... der echte Erpresser. . . hat ihn geschickt, bei genauerem Überlegen liegt das doch auf der Hand. Alles ergibt dann ein Bild.«
    »Und diese Vera Miller?«, fragte Winnifred. »Steckt die auf irgendeine Weise dahinter?«
    »Durchaus möglich«, sagte Reinhart. »Der Mörder hat Erich für den Erpresser gehalten und ihn deshalb ganz umsonst umgebracht. Vielleicht war es bei Vera Miller ähnlich.«
    »Haben Erich und Vera Miller sich denn gekannt?«
    Reinhart seufzte.
    »Leider nicht«, sagte er. »Hier stecken wir erst mal fest. Wir haben nicht eine einzige Verbindung zwischen den beiden gefunden. Aber vielleicht gibt es eine. Wenn wir annehmen, dass
er ... der Mörder, meine ich ... Arzt am Gemeinde ist, dann können wir uns doch vorstellen, dass Vera Miller irgendein Druckmittel gegen ihn besaß. Eine verpfuschte Operation oder was weiß ich. Es ist gar nicht lustig für einen Arzt, der einen Patzer begangen hat ... er kann aus purer Schusseligkeit einen Patienten abgemurkst haben, zum Beispiel. Sie sah die Möglichkeit, sich ein bisschen was dazu zu verdienen und greift zu . . . dass die Sache dann schief ging, steht auf einem anderen Blatt. Tja, das ist immerhin eine Theorie.«
    Winnifred machte ein skeptisches Gesicht.
    »Und warum musste sie mit ihm ins Bett gehen? Denn das hat sie doch offenbar getan.«
    »Hmpf«, sagte Reinhart. »Bist du eigentlich von gestern, meine Schöne? Dort verrät der Mann sich doch. Im Bett erfährt die Frau von Verdienst und Versagen des Mannes.«
    Winnifred lachte überrascht und schmiegte sich unter der Decke an ihn.
    »Mein Prinz«, sagte sie. »Du hast Recht, aber du wirst noch zwei Tage warten müssen, ehe du deine Verdienste vorführen kannst, fürchte ich.«
    »Es ist, wie es ist«, sagte Reinhart und löschte das Licht. »Und von Versagen kann ja wohl kaum die Rede sein.«
    Eine Viertelstunde später stand er auf.
    »Was ist los?«, fragte Winnifred.
    »Joanna«, sagte Reinhart. »Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
    »Hast du überhaupt nicht«, sagte Winnifred. »Aber geh sie nur holen, dann schlafen wir alle drei hier. Denn das hattest du doch wohl vor?«
    »Ungefähr«, gab Reinhart zu und stapfte hinüber zum Kinderzimmer.
    Meine Frau kennt meine Gedanken besser als ich, stellte er fest und hob seine schlafende Tochter vorsichtig hoch. Wie zum Teufel macht sie das?

25
    Mittwoch, der 9. Dezember, war ein Tag mit zehn oder elf Grad über Null und einem hohen, klaren Himmel.
    Und einer überraschten Sonne, der es fast peinlich zu sein schien, sich in ihrer ganzen bleichen Nacktheit zu zeigen. Van Veeteren rief Ulrike Fremdli bei der Arbeit an, erfuhr, dass sie gegen Mittag fertig sein würde, und schlug einen Ausflug ans Meer vor. Das hatten sie schon länger nicht mehr gemacht.

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