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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Armastenstraat und Bremers Steg.

    Zeit: die Nacht auf Freitag, 03.00 Uhr.
    Halten Sie sich dann um 04.00 Uhr bei sich zu Hause am Telefon bereit. Versuchen Sie nicht, diese Nummer auf das Mobiltelefon umzuschalten, ich habe Maßnahmen ergriffen, um mich davor zu schützen. Wenn ich am Freitagmorgen mein Geld nicht habe, sind Sie verloren.
     
    Ein Freund
     
     
    Die Sache mit dem Mobiltelefon hatte ihm wirklich vorgeschwebt.
    Er hatte sich nach den Möglichkeiten erkundigt, hatte dann aber einsehen müssen, dass der Anrufer immer feststellen konnte, ob ein Gespräch auf einen anderen Anschluss umgeschaltet worden war. Ansonsten war es natürlich eine verlockende Vorstellung gewesen, sich zwanzig Meter vom Imbiss entfernt zu verstecken, in der, wie er wusste, engen und dunklen Gasse ... dort zu stehen und mit dem Rohr unter der Jacke auf den Widersacher zu warten. Ungeheuer verlockend.
    Während er die Instruktionen las, ging ihm auch auf, wie verdammt selbstsicher der Erpresser zu sein schien. Wie konnte er zum Beispiel ausschließen, dass sein Opfer keine Helfer benutzte, wie er das selber draußen in Dikken getan hatte?
    Wie konnte er da so sicher sein? Es wäre doch durchaus möglich, einen guten Freund um Hilfe zu bitten, ohne zu verraten, worum es hier ging. Einfach jemand anderen ans Telefon zu setzen, würde doch reichen. Oder kannte der Widersacher seine Stimme so gut, dass ihn das verraten hätte? Kannte er ihn so gut?
    Oder hatte er seine Taktik diesmal weiterentwickelt? Sie auf irgendeine Weise verfeinert? So sah es aus. Der Anruf würde vielleicht eine weitere Instruktion bringen, um zu garantieren, dass er das Geld in aller Ruhe hinter dem Imbiss hervorholen könnte.

    Aber wie sollte die aussehen? Was könnte das für eine verdammte Instruktion sein? War er bewaffnet?
    Die letzte Frage tauchte auf, ohne dass er sie sich überlegt hätte, und bald erschien sie ihm als die Gewichtigste von allen. Hatte der Widersacher also eine Waffe und war er — schlimmstenfalls — bereit, sie anzuwenden, um sein Geld einsacken zu können?
    Eine Pistole in der Jackentasche, in einer dunklen Ecke im Bremers Steg?
    Er stopfte den Brief in den Umschlag und schaute auf die Uhr.
    11.35 Uhr. Ihm blieben weniger als sechzehn Stunden.
    Wenig Zeit. Entsetzlich wenig Zeit, und jetzt war die letzte Runde eingeläutet. Weiteres Aufschieben war undenkbar.
    Zeit zur Flucht?, fragte er sich.

27
    Moreno und Jung führten am Donnerstagvormittag ein gutes Dutzend Gespräche. Drei davon mit Ärztinnen — und sei es nur, um keinen Verdacht zu erwecken.
    Den Verdacht, den die Polizei gegen die Kollegen dieser Ärztinnen hegte. Oder zumindest gegen einen davon.
    Der vorgebliche Ausgangspunkt des Gesprächs war die Notwendigkeit, Informationen über die ermordete Krankenschwester Vera Miller einzuholen. Einfach Eindrücke. Beziehungen zu Kranken und Kolleginnen; alles, was auf irgendeine Weise den allgemeinen Eindruck von ihr schärfen konnte. Vor allem, was ihr berufliches Erscheinungsbild betraf.
    Bei allen Gesprächen wurde, so weit Moreno und Jung das beurteilen konnten, ganz offen über Schwester Vera geredet. Manche hatten allerlei zu sagen — andere natürlich weniger, wenn sie nicht so viel mit ihr zu tun gehabt hatten. Urteil und Auffassungen stimmten auf auffällige Weise überein. Vera Miller
war eine absolut außergewöhnliche Krankenschwester gewesen. Kenntnisreich, positiv, arbeitswillig — und mit diesem kleinen zusätzlichen Gefühl für die Kranken, das so wichtig ist und das man sich eigentlich bei allen wünscht, die im Gesundheitswesen tätig sind.
    De mortuis  ..., dachte Moreno, aber das war nur ein automatischer Gedanke, der in diesem Fall nicht angebracht zu sein schien. Schwester Vera war allgemein beliebt und geschätzt gewesen, so einfach war das. Irgendeine Vorstellung, wer einen Grund gehabt haben könnte, sie umzubringen, ließ sich nirgendwo ausmachen. Nicht einmal ein Schatten einer Vorstellung.
    Moreno und Jung hatten auch keine, nachdem sie die Vernehmungen beendet hatten und sich zum Mittagessen ins Restaurant unten im Block A setzten. Nicht den Schatten eines Schattens.
    Das ungewohnt üppige Nudelgericht war um einige Minuten nach eins verzehrt und sie beschlossen, oben in Abteilung 46 auf Edita Fischer zu warten. Frau Fischer sollte ihren Dienst um vierzehn Uhr antreten — nach zweieinhalb freien Tagen, die sie mit ihrem Freund an einem unbekannten Ort verbracht hatte. Als Jung endlich, nach

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