Der Ungnädige
« Er klimperte mit seinem Schlüssel. » Das hinterlässt doch eine bedauerliche Lücke. «
» Und wenn Sie mit seiner Frau schlafen, wird ihn das ordentlich ankotzen. «
Sein Grinsen wurde immer breiter. » Wissen Sie was? Noch viel mehr dürfte es ihn ankotzen, wenn er sich scheiden lassen muss, damit sie mich heiraten kann. «
» Das haben Sie vor? «
» Können Sie sich das nicht denken? Sie ist sehr attraktiv. «
Was man von Ihnen nicht unbedingt behaupten kann. » Sie hat sehr lange zu ihrem Mann gehalten, obwohl er im Ausland war « , warf ich ein. » Wieso glauben Sie, dass sich daran jetzt etwas ändert? «
» Knast ist schon was anderes als das sonnige Spanien. « Er schnippte sich ein kleines Minzbonbon in den Mund. » Macht nicht halb so viel Spaß, dort jemanden zu besuchen. Und wo nun auch noch die arme Cheyenne nicht mehr lebt, gibt es ja nicht mehr viel, was die beiden noch verbindet, oder? «
» Bis heute Morgen wusste noch niemand, dass sie tot ist. «
» Ich ja auch nicht « , erwiderte er hastig. » Als ich es gehört habe, dachte ich mir nur, dass es bestimmt schwer wird für Gayle. So ganz allein, meine ich. «
» Eiskalt « , merkte ich an.
» Die Empörung können Sie sich sparen. John Skinner würde es auch nicht anders machen, wenn er die Gelegenheit hätte. Wer Schwäche zeigt, muss wissen, dass sich das böse rächen kann. «
» Was hat denn das mit Schwäche zu tun, wenn jemand im Knast ist, weil er versucht hat, den Entführer seiner Tochter zu finden? «
Goldsworthy schüttelte den Kopf. » Er hätte sich da raushalten sollen. Genau das ist nämlich sein Problem. Er kann Sachen nicht delegieren und traut seinen eigenen Leuten nicht. Man sollte sich nie selbst die Hände schmutzig machen– das ist die wichtigste Regel. «
» Und Sie halten die tatsächlich ein? « , wollte Rob wissen.
Er hob die Hände, drehte sie einmal, sodass wir Vorder- und Rückseite sehen konnten, und ging dann auf die Tür zu. » Die sind sauber. Bei mir werdet ihr nichts finden, ihr Grünschnäbel. Das haben schon ganz andere Kaliber versucht. « Und bereits im Gehen fügte er noch hinzu: » Fragt Charlie Godley bei Gelegenheit mal. Der kann euch da was erzählen. «
Das würde ich definitiv tun. Es gab so einiges, was mich an Godleys Vergangenheit interessierte, schließlich war er einmal der Schrecken des organisierten Verbrechens gewesen. Da war Goldsworthy bestimmt ein guter Ausgangspunkt.
Als wir zurück in den Wintergarten kamen, hatte sich Marla auf einem Stuhl niedergelassen. Small stand nach wie vor, hatte sich aber gegen ein Fenstersims gelehnt. Seine Jacke hatte er ausgezogen. Gayle und Lydia saßen immer noch auf dem Sofa, allerdings jetzt mit mehr Abstand. Beide hielten sich an ihrer Tasse fest. Gayle blickte durch tränennasse, verklebte Wimpern zu uns auf und sah so klein und verletzlich aus wie ein verzweifeltes Kind.
» Ach, Sie wieder. « Sie sah Rob eindringlich an. » Wie war Ihr Name noch mal? «
» DC Rob Langton « , antwortete er und legte seine Karte zusammen mit der von Godley auf den Tisch. » Superintendent Godley lässt seine Anteilnahme ausrichten. Er wird dann morgen bei Ihnen vorbeischauen. Heute wollte er Sie nicht belästigen. «
» Wie nett von ihm. « Es gelang mir nicht herauszuhören, ob das sarkastisch gemeint war oder nicht. Sie schniefte ein bisschen und schnäuzte sich dann in ein Taschentuch, das die Haushälterin ihr hinhielt. » Und wie geht es jetzt weiter? «
» Wir werden mit den Ermittlungen noch einmal ganz von vorn beginnen. « Mein Gesicht brannte förmlich auf der Seite, von der mich Marla Redmond finster anstarrte. » Aufgrund der Ereignisse müssen wir die Indizien, die das Team von DCI Redmond zusammengetragen hat, neu auswerten. Der Fall erscheint ja jetzt in einem ganz anderen Licht. «
» Das ist also nicht deswegen, weil die gepfuscht haben? «
» Ganz sicher nicht. « Vermutlich nicht.
» Und was wollen Sie jetzt von mir? « , fragte sie teilnahmslos, als wäre sie mit ihren Kräften am Ende. Ich fragte mich, wie viel von ihrer affektiert-brüchigen Sprechweise sie sich extra für Goldsworthy zugelegt hatte.
» Im Augenblick? Nichts. Nur Ihre Erlaubnis, uns in Cheyennes Zimmer umzusehen. «
» Machen Sie nur. « Sie trank noch einen Schluck aus ihrer Tasse und verzog das Gesicht. » Das schmeckt ja ekelhaft. «
» Trinken Sie mal « , ordnete Small an. » Das wird Ihnen guttun. «
» Ich weiß, ich bin total daneben. Ich
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