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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Hemdkragen und einer in der Sonne funkelnden Rolex in Gayles Wintergarten räkelte, konnte ich nur mutmaßen.
    Wir vier standen immer noch unschlüssig im Raum, und es wurde immer deutlicher, dass Gayle uns keinen Platz anbieten würde. Sie schüttelte ihr professionell gestuftes Haar, das in der Farbe dem ihrer Tochter glich, und fuhr sich mit den sorgfältig im französischen Stil manikürten Fingernägeln hindurch.
    » Gibt es irgendwas, das ich für Sie tun könnte? «
    Marla ließ ihren Blick zwischen Gayle und Goldsworthy schweifen. » Ich wollte Sie eigentlich gern unter vier Augen sprechen. «
    » Ich habe keine Geheimnisse vor Kenny « , erwiderte sie mit großer Geste, wobei die Eiswürfel in ihrem Glas klirrten, und erst in dem Moment kapierte ich, dass sie sternhagelvoll war.
    » Es geht um Cheyenne. Wir haben keine guten Nachrichten, Gayle. « Marlas Beharrlichkeit war wirklich unschlagbar.
    Gayles Gesicht erstarrte hinter ihrer Sonnenbrille. » Und was soll das heißen? «
    » Das soll heißen, dass wir heute Morgen ihre Leiche gefunden haben. «
    Kurzes Schweigen.
    » Wollen Sie damit jetzt sagen, dass sie tot ist oder was? «
    » Ja, das will ich damit sagen « , antwortete Marla mit sanfter Stimme.
    » Ach, leckt mich doch, eh! « Sie stand auf, schwankte leicht und deutete mit dem Finger auf uns. » Leckt mich doch, ihr alle. Ihr verarscht mich doch. «
    » Es tut mir so leid. Ich weiß, das ist schwer zu verkraften. Sie haben bestimmt Fragen an mich, aber lassen Sie sich ruhig Zeit. «
    » Kommandieren Sie mich hier nicht rum « , fauchte Gayle Skinner. » Ich will, dass Sie verschwinden! «
    Sie stellte ihr Glas ab und schob sich hinter dem Couchtisch hervor. Obwohl sie auf ihren atemberaubend hohen Absätzen keinen sicheren Halt hatte, versetzte sie Marla einen so heftigen Stoß, dass diese ein paar Schritte rückwärts taumelte. Rob griff geistesgegenwärtig zu und fing sie beherzt auf, was sie mit einem nervösen Nicken quittierte. Heute war für sie anscheinend nicht der Tag der würdevollen Auftritte.
    Ken Goldsworthy hatte sich unterdessen so langsam wie eine von der Hitze dösig gewordene Eidechse aus seinem Sessel erhoben. » Komm, Gayle. Setz dich hin, du stehst bestimmt unter Schock. «
    » Abschaum. Verpisst euch aus meinem Haus, ihr Bullenschweine. Wenn John hier wäre, würdet ihr euch das nicht rausnehmen. «
    » Ich will Ihnen doch keine Unannehmlichkeiten machen, Gayle. Aber ich muss Sie schließlich informieren, was mit Cheyenne passiert ist. «
    » Weiß John es schon? « Ihr Kinn bebte, und zwei Tränen rollten unter den dunklen Brillengläsern hervor. » Haben Sie es ihm schon gesagt? «
    » Einer meiner Kollegen hat es ihm mitgeteilt. «
    » O mein Gott. Der wird total durchdrehen. « Sie hielt sich den Kopf. » Ich bin ganz durcheinander. Was haben Sie noch mal gesagt? Sie haben sie heute früh gefunden? «
    » Ja. In dem Lagerhaus, wo der Nachtclub war. «
    » Soll das heißen, dass sie die ganze Zeit schon da gelegen hat? « Gayle schob ihre Brille hoch auf die Stirn und sah mich zum ersten Mal richtig an. Ihre Augen hatten die gleiche Form wie die ihrer Tochter, doch ihre Gesichtszüge waren viel feiner geschnitten. Ihre Nase war verdächtig ebenmäßig und die Spitze so wohlgeformt, dass ich davon ausging, dass hier nachgeholfen wurde, während die arme Cheyenne die ursprüngliche Form geerbt hatte. » Haben Sie sie beim ersten Mal übersehen oder was? «
    » Nein, davon gehen wir nicht aus. « Marla fühlte sich zu einer wortreichen Erklärung genötigt. Sie setzte ihr auseinander, dass es völlig ausgeschlossen sei, dass sie die Leiche zunächst nicht bemerkt hätten und dass es so aussähe, als hätte sie erst kürzlich jemand dort abgelegt, aber dass das erst noch bestätigt werden müsse. Viel mehr könne sie im Moment noch nicht sagen, und es tue ihr außerordentlich leid, keine besseren Nachrichten überbringen zu können. Die Ermittlungen würden zudem ab sofort von einem anderen Team übernommen, dem unter anderem Rob und ich angehörten.
    Ich nutzte diese Gelegenheit, um erst mich und dann Rob vorzustellen, wobei ich deutlich spürte, wie wir uns damit in die Schusslinie begaben. Abwesend schüttelte Gayle meine Hand. » Und ich hab mich schon gefragt, wer Sie sind. Wusst ich doch, dass ich Sie noch nie gesehen habe. « Sie schaute wieder zu Marla. » Also, wer ist jetzt der Chef hier? Sind Sie gefeuert? «
    » Der Fall hat größere Dimensionen angenommen. So

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