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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Rob hatte mich keines Blickes gewürdigt, zumindest hatte ich keinen bemerkt.
    Um mich abzulenken, rief ich umgehend bei der Polizeidienststelle in Stoke Newington an und fragte nach DS Rai.
    » Der kommt gerade zur Tür rein. « Kurze Pause. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, mit was für Blicken er die Dame bedachte, die ich gerade am Telefon hatte. Als sie sich wieder zu Wort meldete, hörte es sich an, als müsse sie sich ein Lachen verkneifen. » Kann er Sie gleich zurückrufen? «
    Ich gab ihr meine Nummer und fügte hinzu, dass es um das Verschwinden von Patricia Farinelli ging und die Sache ziemlich eilte. Eine Viertelstunde würde ich ihm Zeit geben, dachte ich, während ich meinen Computer zum Leben erweckte. Eine Viertelstunde reichte aus, um die Jacke auszuziehen und sich einen Kaffee zu holen oder was auch immer Rai zu Dienstbeginn brauchte.
    Ich nutzte die Wartezeit dazu, die Bancroft-Brüder im PNC zu überprüfen. Aber über keinen von beiden war etwas gespeichert. Nur der Vollständigkeit halber rief ich bei der Kfz-Zulassungsstelle an, um nachzufragen, ob die Geburtsdaten, die Drew mir gegeben hatte, mit ihren Namen übereinstimmten.
    » In beiden Fällen kein Eintrag « , vermeldete der freundliche, walisisch klingende Mitarbeiter am anderen Ende.
    » Wirklich? « Musste ich zur Liste ihrer Straftaten nun auch noch Fahren ohne Führerschein hinzufügen? » Drew könnte auch für Andrew stehen. «
    » Einen Andrew Bancroft gibt es, aber das Geburtsdatum stimmt nicht. Den 4.6.1983 habe ich hier. « Er las die Adresse vor– es war genau die, die Drew mir gegeben hatte.
    » Falsche Altersangabe, ts-ts. « Ich notierte es. » Und wie sieht es mit Lee Bancroft aus? « Ich nannte ihm die Adresse seiner Wohnung in Hampstead und das Geburtsdatum.
    » Einen Alexander Bancroft gibt es. « Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass Lee eine Kurzform von Alexander war. » Aber das Jahr stimmt ebenfalls nicht. Es lautet 1981. «
    » Solche Schlingel aber auch, schwindeln sich einfach ihr Alter zurecht. « Aber das passte letztendlich zu dem ganzen von ihnen betriebenen Jugendkult und ihrer Verachtung für alle Obrigkeiten. Insofern war es also nicht überraschend. » Vielen Dank für die Informationen. «
    Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte mein Telefon schon wieder.
    » DS Rai, Stoke Newington. Sie wollten mich sprechen? «
    Er klang gelangweilt und ein bisschen abweisend. Daher säuselte ich so lieblich ich konnte: » Oh, vielen Dank für Ihren Rückruf. Es geht um den Fall der vermissten Patricia Farinelli. « Ich erläuterte, wie wir darauf gestoßen waren.
    » Da kann ich Ihnen wahrscheinlich nicht viel weiterhelfen. Offen gestanden habe ich diesen Fall nicht sehr intensiv verfolgt « , antwortete er noch ein wenig gelangweilter als zuvor. Ich bemühte mich, meinen Ärger nicht durchklingen zu lassen.
    » Woran lag das? «
    » Weil es da nicht viel zu ermitteln gab. Sie war eine erwachsene Frau, alleinstehend und nicht ortsgebunden. Ihre Eltern sind total ausgetickt, weil sie sich verdrückt hat, ohne ihnen Bescheid zu sagen. Sie meinten, sie wäre entführt und ermordet worden. Ich bin allerdings der Ansicht, dass sie einfach abgehauen ist. Wir haben ihre Wohnung unter die Lupe genommen. Dort fehlten ihr Pass, ein Koffer und ein Großteil der Klamotten. Also ganz typisch für jemanden, der irgendwo anders ein neues Leben anfangen will. «
    » Aber ist das nicht ein bisschen krass? Seinen Job einfach hinzuschmeißen, ohne vorher zu kündigen? Sich von keinem zu verabschieden, obwohl man genau weiß, dass die Familie sich Sorgen machen wird? «
    Sein Achselzucken konnte man förmlich durch die Leitung hören. » Hängt davon ab, was man hinter sich lässt. Vielleicht war es ihr schlichtweg egal. «
    » Haben Sie Hinweise darauf gefunden, wo sie abgeblieben sein könnte? Mails oder Online-Kontakte? «
    » Sie hat ihren Laptop mitgenommen. «
    » Reisekataloge? « Ich war dabei zu verzweifeln.
    » Nichts in dieser Richtung. Aber so rätselhaft war die Sache nun auch wieder nicht. Im Laufe der folgenden Tage hat sie ihr Konto leer geräumt– jedes Mal den Maximalbetrag abgehoben, bis auf null. Sie hatte also genug Geld, um klarzukommen, und war so clever, uns keinerlei Anhaltspunkte für ihren Verbleib zu hinterlassen. Ich verstehe ja, dass Sie aufgeregt sind, weil ihre DNA an Ihrem Opfer gefunden wurde, aber Sie wissen doch selbst, dass es auch ein verfälschtes Ergebnis sein könnte. Es gibt keinerlei

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