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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Laptop ist mir ihr zusammen verschwunden, sodass wir keinen Hinweis darauf haben, welche Websites sie genutzt hat. Aber sie war Single und nach Aussagen ihrer Mutter nicht gerade glücklich darüber. Wahrscheinlich hat er ihr Vertrauen gewonnen– genauso wie dieser Kyle es geschafft hat, dass Cheyenne sich mit ihm trifft. Derjenige, den wir suchen, wählt gezielt Frauen– und Mädchen– aus, die irgendwie bedürftig sind, wenig Selbstvertrauen haben und geliebt werden wollen. Cheyenne wollte unbedingt erwachsen und attraktiv sein. Patricia war übergewichtig und einsam. Beide also leichte Beute für verlogene Schmeicheleien. «
    » Kann sein. Aber leider nicht zu beweisen. « Liv setzte noch zu einem anderen Gedanken an, brach dann aber ab.
    » Was wolltest du sagen? Ich bin auch nicht beleidigt, versprochen. «
    » Na ja, die Sache mit Patricia macht dir schwer zu schaffen. Du hast mit ihren Eltern geredet, die sie als die perfekte Tochter beschrieben haben. Aber Eltern sind bekanntlich nicht sehr objektiv, wenn es um ihre Kinder geht. Mal angenommen, sie ist mit Cheyennes Entführer durchgebrannt? Vielleicht hat Belcott ja doch Recht mit seinem Hinweis auf Hindley und Brady, und die beiden haben das Mädchen zusammen auf dem Gewissen? «
    » Wenn das so wäre, warum haben sie dann jetzt erst zugeschlagen? Sie wird doch schon seit anderthalb Jahren vermisst. «
    » Wissen wir das so genau? « Liv machte eine kurze Pause, damit ich diese wenig erfreuliche Überlegung zu Ende denken konnte. » Außerdem haben ihnen solche Fantasien vielleicht eine Zeitlang ausgereicht. Zusammen zu sein, darüber zu reden, die Tat zu planen– könnte sein, dass das mit dazugehörte. «
    » Was ihre Eltern angeht, hast du natürlich Recht. Laut ihrer Mutter war sie der reinste Engel, und ihr Vater hat sie nicht viel anders beschrieben. So perfekt kann eigentlich niemand sein. «
    » Vielleicht hatten sie ja auch gar keine Ahnung, wie ihr Leben wirklich war « , mutmaßte Liv vorsichtig. » Ich meine, die meisten Menschen erzählen doch ihren Eltern nicht alles, selbst wenn die Eltern das Gegenteil annehmen. «
    » Da hast du allerdings Recht. Meine Eltern haben jedenfalls keinen Schimmer von meinem Liebesleben. Hoffe ich zumindest. «
    » Hatte sie denn gute Freundinnen, die wir befragen könnten? Was ist mit den Kolleginnen aus der Kita? «
    » Gute Idee. Sie haben Patricia außerdem als Letzte gesehen. Mit ihnen ein bisschen zu plaudern, kann bestimmt nicht schaden. Ich seh zu, dass ich die irgendwie ausfindig mache. «
    » Erzählst du mir, was dabei rausgekommen ist? «
    Ich zog die Augenbrauen hoch. » Neugierig? «
    » Das ist auf jeden Fall interessanter als der Kram, den ich gerade auf dem Tisch habe. «
    » Womit schlägst du dich denn rum? «
    » Mit der Akte eines Herrn namens Dave King, um rauszufinden, ob er Grund hatte, John Skinner ein bisschen zu ärgern. Soo dick. « Sie spreizte Daumen und Zeigefinger ungefähr fünf Zentimeter. » Der Typ ist ein Kompagnon von Ken Goldsworthy. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Gewaltverbrechen dermaßen langweilig sein können. «
    » Für die bestimmt nicht « , entgegnete ich. » Jedem Tierchen sein Pläsierchen. «
    Es war nicht sonderlich schwer, Meg Spencer, die stellvertretende Leiterin von Patricias Kita » Happy Hoppy Nursery « ausfindig zu machen, da die Handynummer, die ich DS Rai mühsam aus den Rippen geleiert hatte, immer noch aktuell war. Glücklicherweise hatte ich mir zuerst Meg vorgenommen und nicht Helen McCann, denn die war inzwischen nach Australien ausgewandert, wie ich von Meg umgehend erfuhr, kaum dass ich den Namen erwähnt hatte. Meg war alles andere als wortkarg. Sie war sogar so redselig, dass ich sie ab und zu bitten musste, eine Pause zu machen, weil ich mit meinen Notizen nicht nachkam.
    » Weggegangen ist sie ungefähr ein halbes Jahr, nachdem Patricia verschwunden war. Wir haben nie richtig darüber geredet, warum sie nach Australien wollte, aber ich denke, dass es schon ein bisschen was mit Pat zu tun hatte. «
    » Inwiefern? «
    » Also, Jamie, ihr Mann, der wollte sowieso schon länger nach Australien. Und als Patricia nicht mehr da war, hat sie das wahrscheinlich als Zeichen genommen, auch etwas in ihrem Leben zu verändern. Wissen Sie, das Leben ist zu kurz, um ewig an einem Ort zu bleiben, und man wünscht sich doch immer den Mut, mal was ganz anderes zu machen. «
    » Helen ist also davon ausgegangen, dass Patricia etwas zugestoßen ist?

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