Der Ungnädige
versuchte, dass Rob bestimmt nicht auf Spielchen aus war, sondern ein grundehrlicher Typ, der keinesfalls in Rosalba Osbourne verknallt sein konnte und mich auch nicht vergessen hatte, weil er sein Date nämlich abgeblasen hatte und stattdessen mit seinen Kumpel einen trinken war.
» Das war schon recht deutlich. Du musst ihm wahrscheinlich nur beweisen, dass du dich auf eine richtige Beziehung einlassen willst. «
» Und wie soll ich das anstellen, wenn er gar nicht mit mir redet? «
Sie sah mich erstaunt an. » Ich kenne Rob zwar nicht besonders gut, aber das passt eigentlich gar nicht zu ihm. «
» Na ja, ich rede ja auch nicht mit ihm « , gab ich zu.
» Du musst den ersten Schritt machen und ihm zeigen, dass du mit ihm zusammen sein willst. «
» Aber wenn er es nun ganz anders empfindet? «
» Das ist es ja gerade. Du musst es einfach riskieren. Komm, raff dich auf. Er ist es wert. «
Die zweite Flasche war noch schneller leer als die erste. Ich taumelte zur Bar, um uns ein Wasser zu holen, und sah, dass nur noch Maitland und Belcott übrig waren. Belcott grinste anzüglich.
» Na, amüsiert ihr euch? «
» Bestens, danke. «
» Ich wusste ja gar nicht, dass Sie auch so gepolt sind. « Er schob zwei Finger in seine Mundwinkel und ließ seine Zunge spielen. Angewidert wandte ich mich ab.
» Also, wie stehen unsere Chancen, Harry? « , lallte Belcott lautstark. » In unserm Team gibt’s zwei Schnitten. Eine davon is ’ne Lesbe und die andere is Kerrigan. Das is schlimmer als gar keine Weiber. «
» Halt endlich dein Maul, Peter « , sagte Maitland und sprach damit meine Gedanken aus. » Du musst nicht immer das Arschloch geben. «
» Ich sag doch nur « , brabbelte er beleidigt.
» Lass es lieber. « Wieder an mich gewandt sagte Maitland: » Einfach ignorieren. Schönen Abend noch, die Damen. Hier. « Er langte in Belcotts Tasche und fischte eine 20-Pfund-Note heraus. » Die nächste Runde geht auf ihn. «
Ich riskierte einen Seitenblick zu Belcott, der konzentriert zu Boden schaute und offenbar rätselte, was da gerade ablief.
» Das kann ich nicht annehmen. «
» Ich bestehe aber darauf. « Er reichte den Schein dem Barkeeper. » Noch mal das Gleiche. «
Also leerten wir zusammen noch eine dritte Flasche, was sich als mein zweiter Fehler an diesem Abend erwies. Mein dritter bestand darin, dass ich außer ein paar gerösteten Erdnüssen nichts im Magen hatte. Und mein vierter Fehler war, mich nicht weit genug nach vorn zu beugen, als ich mich auf der Straße übergeben musste, sodass meine Schuhe und Hosenbeine hinterher ziemlich mitgenommen aussahen.
Als ich es geraume Zeit später endlich nach Hause geschafft hatte, ließ ich meinen Hosenanzug einfach auf dem Fußboden liegen, weil ich viel zu benebelt war, um nachzusehen, ob es sich noch lohnte, ihn in die Reinigung zu bringen. Von der Säure im Wein und der Anstrengung beim Erbrechen tat mir schrecklich der Magen weh. Ich hatte hämmernde Kopfschmerzen und trank erst mal zwei Gläser Wasser. Dabei musste ich mich an der Küchenspüle festhalten, damit das Zimmer aufhörte, sich im Kreis zu drehen.
» Was soll daran denn bitte Spaß machen? « , fragte ich in meine leere Wohnung hinein. Dann legte ich mich hin und wartete darauf, dass mein Bett seine Achterbahnfahrt endlich aufgab und ich ein bisschen schlafen konnte.
17
Sonntag
Der Morgen nach der Nacht davor ist nie besonders lustig, vor allem dann, wenn man sich ansonsten mit Alkohol zurückhält. Zehn nach fünf wachte ich mit einer Wüste im Mund und offenbar verdoppeltem Zungenvolumen auf. Blind tastete ich auf meinem Nachttisch herum, bis mir einfiel, dass ich vergessen hatte, mir vor dem Schlafengehen ein Glas Wasser hinzustellen. Ich ließ mich auf mein Kissen zurückfallen und versuchte die nötige Energie zu sammeln, um die Beine über die Bettkante zu schwingen und aufzustehen. Leider ließ sich das Aufstehen nicht vermeiden. Selbst wenn ich keinen Durst gehabt hätte– die Kopfschmerzen waren zu heftig, um sie zu ignorieren.
Mit übermenschlicher Kraft schaffte ich es in die Vertikale und stolperte in die Küche, wobei ich mich unterwegs an den Wänden festhielt. Irgendwo hier mussten noch ein paar Aspirin sein, das wusste ich. Ich hatte sie in einer der Schubladen gesehen. Mit leisem Stöhnen durchwühlte ich mein weniges Besteck, ein paar Bedienungsanleitungen und irgendwelches Haushaltszeug, das ich wahllos in die Schubladen gepackt und dort vergessen hatte. Die
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