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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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bezaubernde Liv sich nicht zu uns setzen? «
    » Wir wollen nur kurz was trinken. «
    » Wir doch auch. « Er schwankte und sein Blick war schon etwas ungerichtet. Sein Bier schwappte über und lief ihm über die Finger. » Ups. «
    » Ich glaube, wir bleiben lieber, wo wir sind. «
    » Wissen Sie, Kerrigan, langsam denke ich fast, dass Sie mich nicht leiden können. «
    Dazu musste man nun wahrlich kein Hellseher sein, auch wenn Belcott buchstäblich nichts merkte. Ohne zu antworten, sah ich ihm ins Gesicht und wartete, bis er keine Lust mehr hatte, mich anzustarren. Irgendwann drehte er sich wieder zu den anderen um und machte eine Bemerkung, die mit brüllendem Gelächter quittiert wurde. Ich spürte zwar, wie Ärger in mir aufstieg, aber eine Konfrontation war das nicht wert. Irgendwann würde ich schon noch meine Wut an ihm auslassen. Verdient hatte er es jedenfalls.
    Mit Weinflasche, Eiskühler und zwei Gläsern kam ich zu Liv an den Tisch zurück.
    » Stress? «
    » Wieso? «
    » Du bist ganz rot im Gesicht. Und ich hab gesehen, dass die Jungs was zu dir gesagt haben. «
    » Belcott war in Plauderlaune. « Ich verdrehte die Augen.
    » Ich glaub, der steht auf dich « , säuselte sie.
    » Ich denke eher, der hasst mich und alles, was mit mir zu tun hat. « Ich schenkte uns ein. » Wenn du lange genug bei uns bleibst, wird es dir wahrscheinlich ähnlich gehen. «
    » Ach, der kann mich jetzt schon nicht ab, aber das bin ich gewohnt « , sagte sie, während sie den ersten Schluck aus ihrem Glas trank. Dadurch konnte ich ihr Gesicht nicht sehen und wusste nicht, ob sie das ernst meinte.
    » Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du unbeliebt bist. «
    » Nur bei den Homophoben. Die kriegen das offenbar nicht immer gleich mit. Aber wenn sie dann merken, dass ich mehr auf Frauen stehe, tun sie so, als hätte ich versucht, sie reinzulegen oder so. « Sie nippte wieder an ihrem Glas und wirkte leicht nervös. Ich spürte, dass sie unsicher wartete, wie ich darauf reagieren würde, was mich schon beinahe amüsierte, denn sie war bei Weitem nicht die einzige lesbische Frau bei der Polizei. Allerdings sah sie viel femininer aus als die anderen, die ich kannte. Von ihrem Bekenntnis war ich keineswegs schockiert, sondern eher verblüfft, weil ich es nicht selbst mitbekommen hatte. Andererseits war ich viel zu sehr mit meiner Sorge beschäftigt gewesen, dass sie ein Auge auf Rob geworfen haben könnte.
    » Hm, aber in die gängigen Schubladen passt du nicht unbedingt, was? Das ist irreführend. Wenigstens Bequemschuhe könntest du ja tragen. «
    Sie lachte, und die Anspannung war verflogen. » Ich versuche es wirklich nicht zu verbergen. Die meisten Leute im Dezernat wissen wahrscheinlich inzwischen Bescheid. «
    » Na, ich hatte jedenfalls keine Ahnung. Ich dachte nämlich, du hättest es auf Rob abgesehen « , gestand ich verlegen.
    » Nicht im Traum. Ich hab eine feste Freundin. «
    » Echt? ’ne Kollegin? «
    Liv nickte. » In meinem alten Dunstkreis bei der Sondereinheit. «
    » Wart ihr da schon zusammen? «
    » Erst nachdem ich dort weg bin. Sie hatte mich zum Abschiedsessen eingeladen, und dann führte halt eins zum anderen. « Sie nippte wieder. » Okay– ich hab sie verführt. «
    Ich beugte mich näher zu ihr und raunte ihr zu: » Dir ist aber schon klar, dass offensive Lesben wahrscheinlich zu Belcotts Lieblingsfantasien gehören? «
    Sie prustete verächtlich. » Na ja, nee, so war das nun auch wieder nicht. Sie hatte gerade eine langjährige Beziehung hinter sich und war ganz bestimmt nicht auf der Suche nach einer neuen Freundin. Und ich eigentlich auch nicht. Aber manchmal passiert es halt einfach. «
    » Wie heißt sie denn? «
    » Joanne. Im Team wird sie Jo genannt, aber ich nenn sie lieber Joanne. « Als sie den Namen ihrer Freundin aussprach, sah sie so glückselig aus, dass ich lachen musste.
    » Du bist schwer verliebt, was? «
    » Du etwa nicht? « Die Glückseligkeit war wieder verflogen. » Was läuft da eigentlich zwischen dir und Rob? «
    Wenn der Tisch nicht so klebrig gewesen wäre, hätte ich meinen Kopf darauf niedersinken lassen. » Ich hab’s vergeigt. «
    » Ach komm, so schlimm kann’s doch nicht sein. «
    » Ist es aber. Ziemlich dumm gelaufen. «
    Sie füllte mein Glas auf. » So, jetzt trinkst du noch einen ordentlichen Schluck, und dann erzählst du Tante Liv alles. «
    Und genau das tat ich auch. Ich trank noch einen Schluck und dann noch einen, während Liv mich zu überzeugen

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