Der Ungnädige
Schreibtisch. Mit seinem Stift tippte er sich gegen die Lippen und beäugte die beiden Objekte.
» Wollen wir mal nachschauen, damit wir wissen, was drauf ist? « Derwent platzte fast vor Neugier, er schmachtete wie ein Hund an einer kurzen Leine, dem etwas lecker Duftendes vor die Nase gehalten wird.
» Hat sich das schon einer von unseren Kriminaltechnikern angesehen? « , fragte Godley, und ich schüttelte den Kopf. » Gut, dann fasst bitte keiner das Zeug an, bis es auf Fingerabdrücke untersucht ist und DNA -Abstriche gemacht wurden. «
» Ich rufe gleich dort an. « Derwent setzte sich eilig in Bewegung, nur um etwas zu tun zu haben. In Godleys Büro war es so stickig, dass ich einen leichten Anflug von Schwäche fühlte und nicht zuletzt deshalb heilfroh war, dass er sich um die Anrufe und den ganzen Kram kümmern wollte. Ganz allmählich kamen meine Denkprozesse in Gang.
» Wir sollten jemanden von den IT -Leuten dazuholen, falls da ein Virus oder so was drauf ist. Wir können das Teil nicht einfach in einen von unseren Computern stecken und hoffen, dass es schon gut geht. «
» Das Computersystem der Metropolitan Police lahmzulegen käme sicher nicht so gut an « , stimmte mir Godley mit ernster Miene zu. » Josh, würdest du dich darum bitte auch gleich mit kümmern? «
» Sonst noch Wünsche? Kaffee? Croissants? «
» Lass dich nicht aufhalten. «
» Das war sarkastisch gemeint. «
» Weiß ich doch « , erwiderte Godley trocken. » Trotzdem gute Idee. Geh mal los, während wir hier auf Verstärkung warten. Du machst den Eindruck, als ob du was zu tun bräuchtest, um die Wartezeit zu überbrücken. «
Finsteren Blicks beendete Derwent seine Telefonate und machte sich fertig zum Losgehen. Mit Genugtuung gab ich meine Bestellung für ein Frühstücksbrötchen mit Kaffee auf, auch wenn er diese ausgesprochen missmutig notierte. Godley wollte einen Obstsalat, was ihm ein Knurren einbrachte. In einem seiner seltenen Anfälle von Liebenswürdigkeit drehte Derwent dennoch die Runde durch die Einsatzzentrale und nahm die Wünsche der wenigen bereits anwesenden Frühaufsteher entgegen. Ich entdeckte Liv auf der anderen Seite des Büros. Sie schüttelte den Kopf und deutete auf den gigantischen Kaffee, der dampfend vor ihr auf dem Tisch stand. Sie sah besser aus, als ich mich fühlte, was aber nichts heißen musste.
Schmunzelnd bemerkte ich zu Godley: » Hätte gar nicht gedacht, dass er so eine gute Kellnerin abgibt. «
» Man sollte den Tag nie vor dem Abend loben. Ich bin auf alles gefasst, außer auf Obstsalat. «
» Stelle ich mir nett vor, DI Derwent herumkommandieren zu können. «
» Manchmal schon. Was nicht heißt, dass er oft auf mich hört. « Godley stand auf und streckte sich. » Ich sollte Ihnen wirklich einen Riesenanschiss verpassen, weil Sie den Umschlag aufgemacht haben. Sie könnten jetzt schwerverletzt sein, wenn das ein Sprengsatz gewesen wäre. «
» Ich war ganz vorsichtig. «
» Ungeheures Glück hatten Sie. « Er ging zum Fenster und sah nach draußen. » Ist Ihnen schon in den Sinn gekommen, dass der von Skinner sein könnte? «
» Ja. «
» Und Sie haben ihn trotzdem geöffnet. «
» Ich wollte wissen, was drin ist. «
Er lachte kurz auf. » Ja, sicher. « Einigermaßen ruhig und immer noch mit Blick aus dem Fenster sagte er: » Falls John Skinner hinter Ihnen her ist, dann sollen Sie wissen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Sie zu schützen. Ich werde nicht zulassen, dass er Ihnen Schaden zufügt. «
» Das wäre durchaus denkbar, oder? « Die Anstrengung, meine Stimme ruhig zu halten, krampfte mir die Hände zusammen. » Er ist wirklich nicht ohne und verdammt rachsüchtig. «
» Er ist der Auffassung, dass er andere für ihre Taten zur Verantwortung ziehen muss. Aber im Moment ist er erst mal damit beschäftigt herauszufinden, was seiner Tochter widerfahren ist, und die Täter zu bestrafen. Ich hätte eigentlich gedacht, dass er das erst erledigen will, bevor er darüber nachdenkt, wie es mit ihm so weit kommen konnte. «
» Haben Sie Angst, dass er hinter Ihnen her ist? «
» Immer. « Das hörte sich so sachlich an, dass es überhaupt nicht zu dem Gesagten passte.
» Was wollen Sie tun? «
» Mit meiner Frau darüber reden. Die Alternativen besprechen. Wieder umziehen, vielleicht. « Er lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe. » Das hatte sie sich so sicher nicht vorgestellt. «
» Das tut mir leid. «
» Ist ja nicht Ihre Schuld.
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