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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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einzig richtige Ansatzpunkt zu sein. «
    Rob war um uns herumgegangen und stand nun mit amüsiertem Blick auf der anderen Seite der Gruppe. Mir fiel seine SMS wieder ein, und am liebsten hätte ich gleich mit ihm über Derwent gehechelt, weil ich wissen wollte, was am Tag zuvor passiert war und was Rob von ihm hielt.
    Godleys Rückkehr hielt Derwent von einer Erwiderung ab, was wahrscheinlich kein Verlust war.
    » Gut. Wir haben grünes Licht, uns diesem Teil zu widmen. « Er legte den USB -Stick in Colins ausgestreckte Hand. » Keine Fingerabdrücke wie erwartet. Die DNA -Abstriche schickt sie ins Labor. Aber ich würde nicht darauf hoffen, dass die was bringen. «
    » Dann sehen wir uns doch mal die Dateien an, vorausgesetzt, dass da welche drauf sind. « Colin steckte den Stick in den USB -Port, und der Rechner surrte gehorsam los. » Ähm. Okay. Das ist ja interessant. Hier ist eine Word-Datei mit dem Namen ›Liebe Maeve‹. « Er sah mich an. » Das sind vermutlich Sie. «
    » Würde ich denken « , bestätigte ich. » Weiter. «
    » Und weiter haben wir hier einen Ordner mit Bild-Dateien. Er heißt ›Album eins‹. Und als Letztes, in einem Ordner namens ›Geschenk‹, eine Video-Datei namens…also, namens– das hier. « Er zeigte darauf. Der Name des Videos war eine sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben und Zahlen. » Sieht aus wie von einer Website runterkopiert. Kein Mensch benennt eine Datei so, aber von einer Website kann unter diesem Tag darauf zugegriffen werden. «
    » Sonst noch was? «
    » Nichts Sichtbares zumindest. «
    » Gut « , sagte Godley. » Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber fangen wir doch mit ›Liebe Maeve‹ an, damit wir wissen, was uns erwartet. «
    » Und wenn es nun was Persönliches ist? « Ich versuchte, belustigt zu klingen, aber mein Herz hämmerte.
    » Dann vergessen wir, dass wir es gelesen haben. Also los, sehen wir’s uns an. «
    Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis die Datei offen war. Ich beugte mich vor und bemerkte im selben Augenblick, dass die anderen das Gleiche taten. Rob und Liv mussten sich den Hals verrenken, um von ihrer Position aus etwas zu sehen, aber ich hatte hinter Colins Schulter einen direkten Blick auf den Monitor.
    Liebe Maeve,
    ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich aus heiterem Himmel mit dir in Kontakt trete. Ich fürchte, du kennst mich nicht, aber ich kenne dich. Hoffentlich erschreckt dich das nicht.
    Ich wollte dir etwas schenken, um mich für all die Unterhaltung zu bedanken. Du glaubst ja gar nicht, wie lange ich gebraucht habe, um etwas Besonderes zu finden. Was schenkt man nur einer Polizistin, die schon alles hat?
    Dann habe ich das hier gefunden und dabei an dich gedacht. Ich glaube, es wird dir gefallen. Ich hoffe, es ist das, wonach du gesucht hast.
    Du musst öfter lächeln, Maeve. Du bist so hübsch, wenn du lächelst. Verstehst du, was ich meine?
    Vielleicht noch nicht. Aber das kommt noch.
    Alles Liebe
    Dein Verehrer
    » Was soll denn der Scheiß? « , fragte Derwent.
    Ich hatte ein äußerst ungutes Gefühl. » Öffnen Sie die Bilder. «
    Colin klickte alle an und öffnete sie auf einmal, sodass sich der Bildschirm mit den übereinandergestapelten Bildern füllte. Als er sie nach und nach aufrief, spürte ich, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein dürfen– ich hatte ja gesehen, was in dem Brief stand–, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass auf sämtlichen Fotos ich zu sehen war. Ich vor meinem Haus, wie ich mit dem Fensterputzer rede, der mich beinahe mit seiner Leiter erschlagen hätte. Ich im Eckladen, wie ich beim Bezahlen mit dem Kassierer plausche. Ich, wie ich in der Sonne laufe und dabei telefoniere, lachend, in Jeans und Baumwoll-T-Shirt. Ich, durch mein Wohnzimmerfenster gesehen, wie ich auf dem Sofa sitze, den Kopf abgewandt, weil ich etwas zu jemandem sage, der nicht sichtbar ist. Ich, wie mir der Wind ins Gesicht bläst und meine Haare nach hinten flattern, während ich eilig die Straße entlanggehe. Ich auf dem letzten Stück meiner Joggingstrecke durch den Park, lachend– und ich erinnerte mich, dass ich deshalb lachen musste, weil zufällig » Eye of the Tiger « auf meinem iPod angefangen hatte und es mir gar zu passend schien. Ich im Regen, nicht lächelnd. Und dann, urplötzlich, nicht mehr in meinem Wohnviertel. Ich im Gespräch mit DI Derwent auf der Straße vor dem Revier, nicht lächelnd. Ich hysterisch lachend mit Liv, als wir gestern

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