Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
hat sie zum Schweigen gebracht. Von langer Dauer war das allerdings nicht. « Mit ruhiger Stimme berichtete sie weiter von entsetzlichen Grausamkeiten, als wären sie ganz normal. Tatsächlich waren sie das für sie ja auch. » Am Ende hat Drew mich runtergeschickt, damit ich mit ihr rede. Durch die Tür. Ich hab ihr gesagt, wenn sie sich nicht dagegen wehrt, würden sie ihr weniger wehtun. «
    » Und was hat sie dazu gesagt? « Godley wirkte sehr mitgenommen, hatte sich aber im Griff.
    » Sie wollte wissen, was mit mir passiert war. Das hab ich ihr erzählt. Dann hat sie gefragt, wie lange ich schon da wäre, und ich hab gesagt, auf jeden Fall über ein Jahr, aber genau wusste ich es ja nicht. «
    » Und was ist dann passiert? «
    » Sie hat geweint « , antwortete Patricia schlicht. » Geschrien hat sie nicht wieder, das weiß ich. Sie hat wahrscheinlich einfach aufgegeben. Und am nächsten Morgen hat Drew gesagt, dass sie tot ist. Ich hab gedacht, ich hätte ihr das Herz gebrochen. «
    » Sie hatte einen Asthmaanfall « , sagte Godley. » Sie haben keine Schuld daran. «
    » Nein? Aber ich war doch die Letzte, die mit ihr gesprochen hat. « Sie seufzte. » Ich wär so gern an ihrer Stelle gewesen. «
    » Wie ist eigentlich Ihre DNA an die Hand des Mädchens gekommen? « Diese Frage konnte ich mir nicht länger verkneifen. » An ihrer Handfläche war Speichel von Ihnen. «
    » Ja, stimmt. Ich hatte gehofft, dass Sie ihn finden. Sie haben mich gezwungen, sie zu baden und einzuwickeln. Sie wollten, dass keine Spuren von ihnen oder dem Haus an ihrer Leiche zurückbleiben. Nach dem Abtrocknen habe ich ihre Hand angeleckt und zum Schutz ihre Hände zusammengebunden. « Sie hielt ihre Handgelenke hoch, um es uns zu zeigen. » Ich wusste ja, dass niemand mehr nach mir sucht. Sie hatten alles so aussehen lassen, als hätte ich mich bewusst abgesetzt. Meine einzige Hoffnung war, dass sie sich irgendwie verdächtig machen. «
    » Sie haben uns damit informiert, dass Sie in Not sind, Patricia. Das haben Sie sehr gut gemacht « , sagte Godley sanft.
    » Hat das geholfen, sie zu schnappen? Konnten Sie sie dadurch überführen? «
    » Nicht ganz. « Godley überlegte kurz, als wüsste er nicht so recht, wie er fortfahren sollte. » Haben Sie irgendwann mal noch andere Leute gesehen? Einen Freund der beiden Brüder? Oder auch mehrere? «
    » Nein, niemanden « , entgegnete sie, ohne zu zögern.
    » Auch nicht ihren Onkel? Immerhin war es sein Haus. «
    » Nein. Aber ich war auch nicht in allen Zimmern. Nur auf dem Dachboden, im grünen Schlafzimmer, im Flur und in der Küche. Aber auch nie allein. War er hier? «
    » Sozusagen « , antwortete ich ausweichend, weil ich ihr jetzt nicht von der Leiche erzählen wollte, die monatelang in ihrer allernächsten Nähe gelegen hatte.
    » Haben die beiden Sie jemals mit der Videokamera aufgenommen? « , fragte Godley.
    Ihr Körper erstarrte, und das war keine Einbildung. » Woher wissen Sie das? «
    » Darauf sind wir bei unseren Ermittlungen gestoßen. Allerdings betrifft das nicht Sie, sondern Cheyenne. «
    » Ja « , bestätigte sie zögerlich. » Am Anfang. Und wenn sie was besonders Kreatives gemacht haben. Sie mussten auch ständig angeben. «
    » Aber vor wem? Wer hat sich das angesehen? «
    » Die anderen Leute aus dem Club « , sagte sie, als wüssten wir, was sie meint. » Im Internet. «
    » Was für ein Club denn, Patricia? «
    » Die hatten so eine Website für Gestörte und Perverse. Je schlimmere Sachen man dort reingestellt hat, desto weiter stieg man auf. So hat er mir das mal erklärt. Die beiden waren ganz vorn mit dabei, hat er gesagt. «
    » Und wie hieß diese Website? «
    » Keine Ahnung. «
    » Wurde vor Ihnen schon jemand entführt? «
    » Weiß ich nicht. «
    Godley versuchte noch ein paar weitere Fragen zu klären, aber Patricia war dazu viel zu erschöpft und konnte vor Müdigkeit kaum noch denken. Außerdem hatte sie uns ohnehin schon alles erzählt, was sie wusste, da war ich mir ganz sicher. Ich legte ihr die Hand auf den Arm, während sie sich zurücklehnte und die Augen schloss.
    » Ich denke, wir sollten jetzt erst mal Schluss machen, damit sie sich ausruhen kann. «
    » Sie haben Recht. « Ein bisschen lauter sagte er: » Patricia, wir lassen Sie jetzt in Ruhe. Sie sind eine sehr mutige junge Frau und haben keinerlei Grund, sich wegen irgendwas schuldig zu fühlen. Sie haben getan, was Sie konnten und was nötig war, und haben überlebt. Darauf können

Weitere Kostenlose Bücher