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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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andeuten willst, dass ich ein Bindungsproblem habe, liegst du voll daneben « , entgegnete ich ungerührt. » Ich bin nur deswegen ausgezogen, weil die Sanitäranlagen eine Katastrophe waren. Die Wohnung war toll, nur als die Jauche durch den Wannenabfluss quoll, wurde es ein bisschen ungemütlich. «
    » Klar ist das blöd. Scheint mir trotzdem ein bisschen viel verlangt von deinem Bruder, alle paar Monate einen Umzug fahren zu müssen. «
    » Declan hat kein Problem damit. Na ja, im Grunde genommen schon, aber Mum überredet ihn jedes Mal. «
    » Wie geht’s deiner Mutter überhaupt? «
    » Wie lange hast du Zeit? «
    » Den ganzen Abend. « Das war clever gekontert, wie ich zugeben musste. Rob versuchte seinen Vorteil knallhart auszunutzen. » Wir müssen ja nicht unbedingt ausgehen zum Essen. Es ginge auch bei dir zu Hause. «
    » Denk bloß nicht, dass ich koche. «
    » Nee « , er schüttelte sich. » Besser nicht. «
    » Ich habe nie behauptet, dass ich kochen kann. « Nur ein einziges Mal hatte ich versucht, Rob zu bekochen. Gemüselasagne. Die Sauce war reines Wasser, das Gemüse eine undefinierbare Pampe. Die Nudelplatten hatten die Konsistenz von Dachpappe. Der Käse war im Ofen verbrannt und hart wie Asphalt. Irgendwann hatten wir mein Werk einfach stehen lassen und uns stattdessen einer Sache hingegeben, die ich deutlich besser konnte. Das war Rob offenbar auch gerade eingefallen. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, und ich musste einfach lachen, denn sosehr ich mir auch wünschte, dass unser Verhältnis unkompliziert und dienstlich geblieben wäre, so gab es immer wieder Momente, die diese Komplikationen mehr als aufwogen.
    » Okay, damit wäre also das Organisatorische geklärt– du sorgst für die Räumlichkeiten, ich kümmere mich ums Essen. «
    » Nur dass ich so meine Zweifel habe, ob die Räumlichkeiten angemessen ausgestattet sind. Mit anderen Worten: Ich weiß nicht mal, ob ich Teller finde. Von Besteck ganz zu schweigen. «
    » Dann gibt’s halt Sandwich. « Er schüttelte den Kopf. » Bin schon ganz gespannt, welche Ausrede als Nächstes kommt. «
    » Nur so nebenbei: Ich halte das immer noch für keine besonders gute Idee. «
    » Doch nur, weil du in meiner Gegenwart für nichts garantieren kannst. «
    » Ich kann deinem Charme durchaus widerstehen. «
    » Das musst du mir beweisen. «
    » Um neun. Dann müsste Dec eigentlich wieder weg sein. « Ich wurde rot, als mir klar wurde, wie sich das anhörte. » Nicht weil ich unbedingt mit dir allein sein will. Ich will nur nicht, dass er Mum von dir erzählt. «
    » Schon klar. «
    » Du wirst schon sehen, wie ich dir widerstehen kann. Du bist nur zum Essen eingeladen. Essen und dann tschüss. «
    » Nichts anderes habe ich erwartet. «
    » Gut. Na dann, bis um neun. «
    » Auf den Schlag genau. « Als er gegangen war, sah ich mich mit betont neutralem Blick um, ob diese kleine Szene auch niemand mitbekommen hatte. Die Einzige, die in unsere Richtung schaute, war Liv Bowen, jüngster Neuzugang im Team und außer mir die einzige Frau. Sie blies sich den Pony aus dem Gesicht und lächelte mich beiläufig an. Ich lächelte zurück.
    Irgendwie hatte ich noch gar keine Gelegenheit gehabt, mich mit ihr zu unterhalten. Sie war ziemlich hübsch, mit makelloser Haut und einem aparten ovalen Gesicht. Ihr langes Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten gebunden. Von der Statur her erinnerte sie eher an eine Tänzerin– sie wirkte grazil, aber sportlich und ganz bestimmt nicht wie eine Polizistin. Wenn ich schon Probleme hatte, ernst genommen zu werden, musste das für sie noch zehnmal schwerer sein. Bevor sie zu uns kam, hatte sie für die Sondereinheit Special Branch der Metropolitan Police nachrichtendienstlich gearbeitet, und es war viel spekuliert worden, ob sie mit der Arbeit in einer Mordkommission klarkommen würde. Außerdem hatte ich zufällig erfahren, dass über ihr Privatleben jede Menge Gerüchte kursierten. Das war bei mir vermutlich auch nicht anders gewesen, und ich würde mich hüten, danach zu fragen. Durch meine Körpergröße war es für mich schwer, dezent im Hintergrund zu bleiben– sosehr ich mir das auch wünschte–, und ich bemühte mich daher immer, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Im Dienst trug ich immer ein unauffälliges Kostüm und beschränkte mein Make-up auf ein Minimum. Liv Bowen verzichtete offenbar komplett auf Schminke, konnte sich das aber auch locker leisten. Und um in Godleys Team

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