Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey

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» Wir könnten uns irgendwo hier in der Gegend treffen. Eine Ecke weiter gibt es eine nette Bar, in der Nähe von St. Paul’s. Um sechs? «
    Rob wirkte dezent verblüfft. Vermutlich war er es nicht gewohnt, sich mit Alpha-Weibchen zu verabreden.
    » Passt. «
    Sie nahm eine von ihren Visitenkarten heraus. » Hier, bitte. Meine Mobilnummer steht drauf. Schicken Sie mir einfach eine SMS , damit ich Ihre auch habe. «
    Brav nahm er die Karte entgegen, verabschiedete sich, und Ms. Osbourne wackelte auf ihren halsbrecherischen Absätzen leicht staksend davon. Gemeinsam sahen wir ihr nach– womit das enge Kostüm und die Mörderpumps ihren Zweck offensichtlich erfüllten.
    Als ob nichts gewesen wäre, zog Rob seinen Stuhl hervor und setzte sich. Liv warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    » Lässt ja nichts anbrennen. «
    » Den Eindruck hab ich bei ihr allerdings auch. « Er trommelte auf den Tisch und wirkte ziemlich nervös. Offenbar war es kein Zufall, dass er mich noch nicht wieder angesehen hatte.
    » Ich hatte eigentlich eher dich gemeint. «
    Rob blinzelte getroffen. » Hast du dieselbe Unterhaltung gehört wie ich? Was hab ich denn gemacht? Ich hab sie aus Versehen angerempelt. Und im nächsten Moment hat sie sich mit mir verabredet, soweit ich mich erinnere. «
    » O ja. Und wie du dich dagegen gewehrt hast. Du hast dermaßen um dich getreten und geschrien, dass es schon peinlich war. «
    » Ich wollte halt nicht unhöflich sein. «
    Liv sah mich über den Tisch hinweg an. » Maeve, jetzt hilf mir mal. Regelrecht gejapst hat er doch, oder? «
    Noch ehe ich etwas entgegnen konnte, schrillte ein Handy, und wir langten alle drei gleichzeitig in die Tasche. Selbstverständlich war es meins, und leichte Übelkeit überkam mich, als ich den Namen des Anrufers auf dem Display sah. Ich drehte mich zur Seite und hielt mir mit der freien Hand das Ohr zu, um den Kantinenlärm abzuschirmen.
    » Hallo? «
    » Wo zum Teufel stecken Sie denn? «
    Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Morgen, DI Derwent. » Im Gericht. «
    » Was haben Sie da verdammt noch mal zu suchen? « Er klang noch übellauniger als sonst. Ich ahnte schon, dass ein weiterer Mord geschehen war, noch ehe er es ausgesprochen hatte. » Wir haben eine Leiche. Wenn Sie dann mit Ihrem Quatsch da fertig sind, könnten Sie zur Abwechslung mal ein bisschen richtige Polizeiarbeit einschieben. «
    Ich biss die Zähne aufeinander. » Ich bin hier in einem anderen Fall. Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich heute Vormittag im Gericht bin. Aber jetzt bin ich fertig. Wenn Sie mir einfach sagen würden, wohin ich kommen soll… «
    » Reizen Sie mich nicht, meine Beste. Sie machen es sich zu einfach. « Er wechselte den Tonfall. » Erzählen Sie mir doch mal was von diesem wichtigen Gerichtstermin. Was gab es denn da so Dringendes, dass Sie unbedingt hinmussten? Nur mal so interessehalber. Oder wollten Sie bloß ein paar Stunden schinden? Ich hätte nämlich gedacht, dass eine laufende Mordfallermittlung ein bisschen wichtiger ist, vor allem jetzt, wo eine neue Leiche auf uns wartet. «
    Ruhig bleiben, ermahnte ich mich, schaffte es aber nur begrenzt, nicht durchklingen zu lassen, wie sehr mich seine Worte ärgerten. » Das konnte ich ja nicht wissen. «
    » Hätten Sie aber. «
    » Und wie, bitte schön? « Scheiß auf alle Diplomatie, er brachte mich einfach auf die Palme.
    Rob sah mich fragend an, deutete auf das Telefon und fragte lautlos: » Derwent? «
    Ich nickte, holte mein Notizbuch aus der Tasche, zog mit einer Hand die Kappe vom Stift und schrieb die Adresse auf, die Derwent mir diktierte. » Okay. Bin gleich da. So schnell ich kann. « Ich legte auf, ehe er noch weiterreden konnte. Aufgeschoben war natürlich nicht aufgehoben, aber ich konnte es nicht länger ertragen hierzusitzen und mir seine Beleidigungen anzuhören. Zu Rob sagte ich: » Muss los. Die nächste Leiche. «
    » Scheiße. «
    » Du sagst es. « Ich suchte meine Sachen zusammen, froh über die Ablenkung in Form eines weiteren Tatorts, obwohl mir nicht unerheblich davor graute.
    » Macht er dir das Leben schwer? «
    » Ununterbrochen. « Ich stand auf. » Liv, war nett, mit dir zu reden. Das sollten wir demnächst wiederholen. «
    » Morgen Abend hätte ich Zeit « , sagte sie unschuldig. » Es gibt da eine sehr nette Bar in der Nähe von St. Paul’s. «
    Ich musste lachen, diesmal richtig, und ging mit überraschend federndem Schritt zur Tür. Es sah ganz so aus, als hätte Rob mit Liv