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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Paul Lancaster. « Ich stellte mich ebenfalls vor, und er lächelte. » Ganz schön dramatisch, oder? Ich denke, wir sollten das Gebäude räumen, für den Fall, dass die Lage eskaliert, wenn die Spezialeinheit hier anrückt. «
    » Dürfte nicht mehr lange dauern. « Ich sah auf meine Uhr und versuchte mich zu erinnern, wie lange es her war, dass ich den Funkspruch abgesetzt hatte– im Prinzip nur wenige Minuten, die mir aber wie 20 vorkamen.
    Lancaster wandte sich an Derwent. » Kümmern Sie sich darum, diese Etage zu räumen. PC Snow wird Sie unterstützen. Ich nehme DC Kerrigan mit in die zweite Etage, damit wir uns die anderen Mieter vornehmen können. Mit dem oberen Geschoss werden wir warten müssen, bis die bewaffneten Kollegen hier sind. «
    » Ich fände es besser, wenn ich mit Ihnen raufginge. Es ist zu riskant, DC Kerrigan zu schicken. Sie trägt keine Schutzweste. «
    » Sie aber auch nicht « , erinnerte ich ihn. » Es gibt keinen Grund, dass Sie an meiner Stelle gehen. «
    » Wäre mir trotzdem lieber. « Er zog die Augenbrauen hoch. » Wollen Sie, dass ich erst den Vorgesetzten rauskehre? «
    » Hören Sie mit dem Gezerre auf und fangen Sie endlich an. « Lancaster ging zur Treppe, und Derwent folgte ihm, wobei er sich noch einmal umschaute, als wollte er sich vergewissern, dass ich da blieb, wo ich einigermaßen sicher war.
    Missgestimmt begab ich mich zu der ersten Wohnung und klopfte so leise wie möglich an die Tür. Wenigstens gab mir das etwas zu tun– etwas, das vielleicht meine Gedanken ein bisschen von dem ablenkte, was in dem Moment zwei Stockwerke weiter oben passierte.
    Wir hatten gerade das Erdgeschoss geräumt (eine ältere Bewohnerin weigerte sich standhaft, Hilfe von PC Snow anzunehmen, und verließ mit ihren kostbarsten Besitztümern in einer Tesco-Tragetasche das Gelände), als ein silberfarbener Polizei- BMW vorfuhr, wobei der gelbe Aufkleber im Fenster den Insider informierte, dass die ersten Spezialkräfte vor Ort waren. Lancaster und Derwent hatten sie von oben gesehen und kamen in Blitzgeschwindigkeit nach unten– zu einer Besprechung, die allenfalls 20 Sekunden dauerte. Inzwischen waren zwei weitere Teams zusammen mit ihrem Kommandeur eingetroffen. Zu neunt machten sie sich auf den Weg ins Haus, wobei sie eher wie Soldaten als wie Polizeibeamte aussahen, mit ihren schwarzen Helmen, blauen Anzügen und Schutzwesten. Sechs von ihnen waren ausgerüstet mit MP 5-Maschinenpistolen von Heckler & Koch, die so ungefähr nach dem Tödlichsten aussahen, was ich mir vorstellen konnte. Zwei andere trugen 9-Milimeter-Selbstladepistolen von Glock, die Ersteren kaum nachstanden. Der letzte von ihnen schleppte eine Ramme, eine Art Minirammbock, der im Polizei-Jargon » big red key « hieß, weil man damit so ziemlich jede Tür aufbekam.
    Lancaster und Derwent hatten sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite postiert. Ich rannte zu ihnen hinüber und duckte mich hinter ein parkendes Auto, das ungefähr so hilfreich wie ein Papiertaschentuch sein würde, falls die Maschinenpistolen in unsere Richtung losgehen sollten.
    » Die gehen ja mächtig ran, was? « Lancaster drehte sich grinsend zu mir um, als die Angehörigen der Spezialeinheit die Galerie entlang ausschwärmten und die übrigen Wohnungen nach Lebenszeichen absuchten. Zufrieden gingen sie vor der Tür mit der Nummer neun in Stellung. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass Lancaster sich gerade prächtig amüsierte. Derwent kaute Kaugummi, sein Unterkiefer bewegte sich hastig, und die Spannung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Von unserer Position unten auf der Straße hatten wir nur begrenzt Einblick, doch es war nicht schwer zu rekonstruieren, was als Nächstes passierte. Auf ein Zeichen des Kommandeurs trat der Beamte mit der Ramme vor, rief » Polizei « und stieß fast im selben Augenblick gegen die Tür. Der Holzrahmen splitterte beim ersten Aufprall, brach beim zweiten, und beim dritten war der Weg frei. Der Beamte trat beiseite, und seine Kollegen drangen mit lauten Rufen in die Wohnung vor, um die darin befindlichen Personen zu verwirren, die möglicherweise Widerstand leisten könnten. Mein Herz schlug so heftig, als wäre ich mit dort oben. Ich hatte noch nie den Wunsch gehegt, zu einer bewaffneten Einheit zu gehören, aber den Reiz spürte ich durchaus. Irgendwie hatte es etwas Archaisches, bis an die Zähne bewaffnet irgendwo einzudringen, zusammen mit acht ebenso gut ausgerüsteten Kollegen, die darauf trainiert

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