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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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konnte.
    Warum sollte ein Mann wie Sir Macolm zu nächtlicher Stunde nicht sein Haus verlassen dürfen? Er war nicht verpflichtet, den Butler davon zu unterrichten. Was den schlecht passenden Anzug betraf, konnte gesagt werden, daß es sich beileibe um keinen wirklichen Beweis handelte . . .
    Ich muß seine Stimme hören, sagte er sich. Ich muß ihn in seinem Büro oder am Telefon überraschen . . .
    Warum saß er eigentlich hier? War er das Opfer der Dunkelheit und seiner Befürchtungen geworden? Plötzlich fuhr er zusammen. Alle seine Muskeln spannten und verkrampften sich. Die Tür quietschte leise.
    Ashton kämpfte den Impuls nieder, nach dem Lampenschalter zu greifen. Er hielt die Pistole in der Rechten und atmete mit weit geöffnetem Mund, um sich nicht zu verraten. Jetzt habe ich dich, dachte er triumphierend. Jetzt sitzt du in der Falle . . .
    Als das Deckenlicht aufflammte, mußte er für eine Sekunde die Augen schließen. Dann riß er sie wieder auf und starrte blinzelnd auf den Eindringling. Es war ein etwa fünfzigjähriger Mann, den er noch niemals vorher gesehen hatte. Der Unbekannte verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ernst, aber keineswegs überrascht auf den sitzenden Ashton. Der Mann war groß und schlank. Er trug einen dunklen, unauffälligen Flanellanzug mit einer karierten Schottenkrawatte. Auf seinem Kopf saß ein sportlicher Hut aus grauem Velour. Das schmale, gut geschnittene Gesicht wurde von dunklen, etwas stechend wirkenden Augen beherrscht. Der Nasenrücken war schmal und gerade, das Kinn kantig und fest. Die Lippen bildeten einen blassen, nahezu farblosen Strich.
    „Sir Macolm, nehme ich an?" fragte Ashton mit einem höhnischen Grinsen. Jetzt, wo er der Gefahr Auge in Auge gegenüber saß, war er völlig ruhig.
    „Stimmt. Ich bin Sir Macolm."
    Ja, das war sie . . . die kühle, sachliche Stimme mit dem metallischen Klang! Die Stimme des „Unheimlichen". Aber er sah keineswegs unheimlich aus. Er war ein gut gekleideter, seriöser Endvierziger, ein Gentleman, der Träger eines Adelstitels . . .
    „Sehr erfreut", sagte Ashton spöttisch. „Ich habe mich auf diese Bekanntschaft seit langem gefreut."
    „Mir ist klar, daß Sie Bescheid wissen. Dabei hätte ich Sie um ein Haar zu bluffen vermocht. Mein Klubkamerad hat seine Sache gut gemacht, nicht wahr? Er tat mir den Gefallen, sich als Sir Macolm auszugeben. Ich konnte ihm einreden, daß es sich dabei um eine Wette handelt. Der Gute hatte keine blasse Ahnung, worauf er sich da einließ."
    Wenn ich schieße, wird der Butler wach, überlegte Ashton. Aber das muß ich notfalls auf mich nehmen. Ich kann noch immer behaupten, einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt zu haben . . .
    „Sind Sie nicht überrascht, daß ich Ihnen so schnell auf die Schliche gekommen bin?"
    „Sie hatten das Glück, sich eine Serie banaler Zufälligkeiten zunutze machen zu können."
    „Keineswegs. Ich konnte nur feststellen, daß Sie durchaus nicht der große Meister sind, für den Sie sich hielten."
    „Als mir der Butler von Ihrem Besuch berichtete, wußte ich sofort, was passiert war. Mit Hilfe meines Freundes gelang es mir, Sie zu täuschen. Trotzdem war mir klar, daß Sie den Bluff früher oder später bemerken würden. Darum entschloß ich mich, heute Nacht persönlich nach dem Rechten zu sehen."
    Ashton führte eine kleine, auffordernde Geste mit der Pistolenmündung aus. „Nehmen Sie die Hände hoch!"
    Sir Macolm gehorchte.
    „Setzen wir den Fall", sagte er dabei ruhig, „daß in diesem Moment mein Freund hinter einem der Fenster steht und mit einer Pistole genau auf Ihren Rücken zielt..."
    Ashtons Hände waren feucht. Er brachte es jedoch fertig, sich soweit zu beherrschen, daß er den Kopf nicht zur Seite drehte, sondern den Gegner im Auge behielt.
    „Mich legen Sie mit Ihren billigen Tricks nicht herein!"
    „Tüchtig, tüchtig!" lobte Sir Macolm spöttisch. „Es ist in der Tat schwer, Sie aus der Ruhe zu bringen."
    „Wo haben Sie das Geld?"
    „Welches Geld?"
    „Fragen Sie nicht so dumm! Wo sind die zwanzigtausend Pfund, die Sie mir heute morgen abgenommen haben?"
    „Sie werden sich denken können, daß ich das Geld nicht bei mir trage."
    „Weshalb sind Sie hier eingedrungen?"
    „Es war meine Absicht, mit Ihnen zu sprechen."
    „Sie lügen! Um mich zu sprechen, bedarf es keines Einbruches. Sie wollten mich töten!"
    „Warum?"
    „Weil ich Sie demaskiert habe! Weil es in meinen Händen liegt, Sie zu ruinieren!"
    „Ich

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