Der Unheimliche
Lieutenant kaufen. Ein Wachtmeister kam auf hundert.
Bei diesem System würde der Sheriff wahrscheinlich auf rund dreihundertundfünfzig zu stehen kommen.
»Hören Sie mal zu, Frankie«,
sagte ich. »Ich werde Ihnen das nicht noch einmal sagen: Ich will Ihr Geld
nicht haben, ich will auch nicht umsonst in der Stadt umhergeführt werden, und
ich möchte nicht einmal Sie haben! Mich interessieren nur ein paar
Informationen. Ist das nicht ganz einfach? Sie erzählen mir, was ich wissen
möchte, und ich komme mit Ihnen dann schon zu einem für beide Teile
befriedigenden Ergebnis.«
Ich trat wieder an den Tisch
und nahm ihre Handtasche.
»He!« rief sie besorgt. »Das
ist meine Tasche!«
»Ich habe gar nicht angenommen,
daß es meine wäre«, antwortete ich. »Schwarz ist keine Farbe, die ich schätze!«
Ich öffnete sie, kehrte sie um
und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Es war die übliche Sammlung, die jede
Frau in der Tasche bei sich trägt, einschließlich eines ganzen Bündels Scheine,
die weit mehr ergaben als einhundertfünfzig Dollar. Außerdem fand sich noch ein
Notizbuch. Während sie mich beobachtete, blätterte ich es durch.
Da waren unter verschiedenen
Daten Namen und Adressen eingetragen. Niemals waren es weniger als drei in der
Woche und zuweilen sieben oder acht. Eine immer wiederkehrende Eintragung
lautete: »Nachfragen Strandräuber, Joe.« Joe war sicherlich der Barmixer. Eine
Eintragung für den nächsten Tag: »Einladung in Kaufmans Haus, großes
Abendkleid.«
Ich steckte das Notizbuch ein
und stopfte alles andere in die Handtasche zurück. Frankie beobachtete mich mit
mürrischem Ausdruck.
»Wie sieht denn nun das befriedigende
Ergebnis aus, von dem Sie vorhin sprachen?« fragte sie.
»Informationen. Sie beantworten
mir einige Fragen und können dieses Zimmer ebenso ungehindert verlassen, wie
Sie es betreten haben.«
»Was für Fragen denn?«
»Das Schlangenzeichen — die Tätowierung
auf Ihrem Arm. Was hat das zu bedeuten?«
»Das wissen Sie doch«, sagte
sie. »Sie kennen doch das Zeichen, es bedeutet nichts weiter, als daß ich zu
Schlange Lannigans Mädchen gehöre.«
»Und wer ist Schlange Lannigan ?«
»Ich weiß es nicht.«
Ich zuckte die Achseln. »Ein
erfreuliches Ergebnis hängt davon ab, daß ich Antworten bekomme, Frankie. Das
ist keine Antwort.«
»Ganz ehrlich, Lieutenant, ich
weiß es nicht!«
»Sie sind eins von Schlange Lannigans Mädchen, haben ihn aber niemals kennengelernt —
wollen Sie mir das einreden?«
»Aber es ist die Wahrheit«,
versicherte sie. »Ich bin nicht einmal sicher, daß es überhaupt einen Mann
namens Schlange gibt!«
»Versuchen Sie doch mal, ein
bißchen vernünftig zu sein, Frankie«, sagte ich. »Erzählen Sie mir etwas, das ich
möglicherweise glauben könnte.«
Sie trank ihren Whisky auf
einen Zug aus. »Ich habe erst in den letzten drei Monaten für ihn gearbeitet«,
erklärte sie mit einer Stimme, die beunruhigt klang. »Davor habe ich als
Serviermädchen in einem Auto-Restaurant gearbeitet. Gleich außerhalb der Stadt.
War kein besonders schönes Leben, heiße Würstchen und Eis zu verkaufen und mit
den Tabletts unaufhörlich zwischen den Autos hin und her zu laufen. Wenn man
dann eine Bluse und enge Hosen tragen muß, glaubt jeder Kerl, der nur fünfzig
Cent ausgibt, es wäre im Preis inbegriffen, einen auch anfassen zu dürfen.«
»Die Tränen darüber spare ich
mir für morgen auf«, erwiderte ich. »Was ist denn nun mit Schlange Lannigan ?«
Sie sah mich empört an. »Dazu
komme ich ja noch! Eines Tages war ich also im Schönheitssalon, ließ mir das
Gesicht behandeln, wie es eben in einem Schönheitssalon so üblich ist, und
dabei geriet ich dann mit dem Mädchen, das mich behandelte, in ein Gespräch.
Ich erzählte ihr, wie schwer man es als Serviermädchen in einem Auto-Restaurant
hätte.«
»Wie hieß denn das Mädchen, das
Sie im Salon behandelt hat?« fragte ich, »vielleicht Leila Cross?«
»Nein.«
»Dann also Olga Kellner?«
»Wenn Sie schon soviel wissen, verstehe ich nicht, warum Sie mich überhaupt
fragen.«
»Ich höre Sie so gern reden,
Frankie.«
Sie zuckte die Achseln.
»Jedenfalls habe ich ihr erzählt, wie schwer es sei und wie sehr ich mir
wünsche, einen Mann mit etwas Geld zu finden. Mir wäre es gleich, ob er
verheiratet sei oder nicht. Und da sagte sie, das ließe sich schon machen, wenn
ein Mädchen nur wüßte, was es wollte. Ich dachte zuerst, es sei ein Scherz,
aber als ich in ihr Gesicht
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