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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sah, wußte ich Bescheid. So habe ich mich also an
jenem Abend mit ihr getroffen; es war gerade mein freier Abend. Wir tranken in
einer Bar ein paar Glas, und dann gingen wir hinauf in ihre Wohnung, und dort
hat sie mir alles erzählt.«
    Frankie schlug ihre Beine
übereinander und ließ ihr Kleid ruhig über die Knie hinaufrutschen. Sie hatte
ja auch schöne Beine. Manchmal, dachte ich, ist es doch eine starke
Behinderung, Polizist zu sein.
    »Da hat sie mir also erzählt,
daß sie für Schlange Lannigan arbeite«, fuhr Frankie
fort, »und daß er die größte Call-Girl-Organisation an der Westküste betreibe.
Sie sagte, es sei ganz einfach — die Organisation stellt die Verbindungen her
und gibt den Mädchen Namen und Adresse der Kunden an. Die Mädchen verlangen
hundert Dollar für eine Nacht — Schlange bekommt davon vierzig, und das Mädchen
behält den Rest für sich. Zwei Nächte in der Woche, und ich würde sehr viel
mehr Geld verdienen, als wenn ich sechs Abende in der Woche im Auto-Restaurant
bediente; außerdem schont es ja auch die Füße.«
    Ich sagte ihr, das höre sich
gar nicht übel an, und da fuhr sie fort, es gäbe nur noch eins: Dieser Lannigan ließe nicht mit sich spaßen. Behandele man ihn
reell, sei er auch reell; versuche man, ihm eins auszuwischen, mache man sich
einen gefährlichen Feind. Und dann erzählte sie mir von der Tätowierung, »Alle Schlangemädchen müßten sie haben«, sagte sie, »denn
Schlange meint, niemand würde es versuchen, ihm ein Mädchen auszuspannen, weil
man zuviel Angst vor ihm hat. An der Tätowierung
erkennt man eben, daß ein Mädchen Schlange gehört.«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an. »Ich sehe schon klarer.«
    »Es hilft ja auch den Kunden«,
meinte sie. »Wenn sie auf Reisen sind und in eine fremde Stadt kommen, in der
ihnen die Mädchen nicht bekannt sind, brauchen sie nur dieses Zeichen
vorzuweisen und schon sehr bald werden sie in Kontakt kommen — ebenso wie Sie heute abend . Die meisten Barmixer in der Stadt gehören mit
zu dem Ring, und noch viele Hotelboys und Taxifahrer. An der ganzen Westküste
ist es dasselbe, hat mir Olga erzählt.«
    »Ihre Verbindungen nehmen Sie
direkt über die Barmixer und die Hotelboys auf?«
    »Manchmal so und manchmal durch
Olga. Oder früher war es jedenfalls Olga — sie hat vor ein paar Tagen die Stadt
verlassen und mir eine andere Nummer gegeben, die ich anrufen soll. Ich rufe
jeden Tag um elf dort an, es sei denn, daß er mir einige Tage im voraus meine Verpflichtungen mitteilt.«
    »Wer befindet sich am anderen
Ende der Leitung?«
    »Das weiß ich nicht, Lieutenant,
und das ist die ganze Wahrheit! Am Ende der Leitung ist die Stimme eines
Mannes. Wenn er sich meldet, nenne ich ihm meinen Namen, und dann sagt er mir,
welche Aufträge er hat. Wenn nichts Bestimmtes vorliegt, bekomme ich eben eine
Aufgabe wie heute abend . Dann melde ich mich hier
beim Barmixer oder in einigen der anderen Bars in der Stadt. Wenn ich auf diese
Weise kein Geschäft mache, soll ich wieder nach Hause gehen und die Nummer
nochmals anrufen. Von da ab stehe ich auf Abruf zur Verfügung... Es kann vorkommen,
daß noch zu später Stunde ein paar Männer anrufen, die irgendwo eine Party
geben oder etwas dergleichen.«
    Ich trank mein Glas aus, wollte
mir noch eins eingießen und fand dann, es hätte noch Zeit. »Haben Sie Leila
Cross gekannt?«
    »Hat sie nicht im
Schönheitssalon gearbeitet?«
    »Ja, das hat sie.«
    »Sie hat mir ein paarmal die
Haare gelegt, aber ich könnte nicht behaupten, daß ich sie wirklich gekannt
hätte.«
    »Wußten Sie, daß sie auch zu
den Schlange-Mädchen gehörte?«
    »Nein«, und sie schüttelte sehr
bestimmt den Kopf. »Das wußte ich nicht.«
    »Haben Sie auch niemals ein
Mädchen mit Namen Angela Markon kennengelernt?«
    »Nein. Die einzige, mit der ich
Verbindung hatte, war Olga Kellner.«
    »Wie steht es nun mit den
vierzig Dollar von den hundert, die Sie als Honorar erhalten? Wie kommen die zu
Schlange?«
    »Jede Woche schicke ich sie
durch die Post. An ein Postfach im Hauptpostamt in Pine City. Sie gab mir die Nummer an, und ich notierte sie mir.«
    »Was ist mit der Telefonnummer,
die Sie anrufen?«
    »Sie werden doch niemals wissen
lassen, Lieutenant, daß Sie diese Nummern von mir haben? Die würden mich ja
umbringen!«
    »Bestimmt nicht«, antwortete
ich. »Jedenfalls solange Sie mit mir zusammenarbeiten. Wie ist also die
Telefonnummer?« Sie nannte sie mir, und ich schrieb sie ebenfalls auf.

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