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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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niemals.«
    Es war immer die gleiche
Geschichte.
    »Sie haben also niemals
Schlange Lannigan getroffen?« fragte ich nochmals.
    »Niemals, Lieutenant.«
    »Und Sie haben keine Ahnung,
wer Schlange Lannigan sein könnte?«
    »Nicht die geringste«,
antwortete sie. »Ich wüßte es auch gern. Nach dem was Leila zugestoßen ist,
habe ich Angst!«
    »Das kann ich verstehen«,
erwiderte ich. »Ich würde jedoch keine allzu große Angst haben. Wenn Sie etwas
wüßten, das Schlange Lannigan gefährlich werden
könnte, wären Sie schon längst tot, meine Liebe.«
    Ihr Gesicht rötete sich noch
mehr. »Es tut mir leid, daß ich Sie vorher angelogen habe, Lieutenant. Aber Sie
werden verstehen, wie peinlich es für ein Mädchen ist, so etwas zuzugeben.«
    »Sicher«, sagte ich.
    Ich ging zur Tür. »Sollte Ihnen
noch irgend etwas einfallen — irgend
etwas , so geringfügig es Ihnen auch scheinen mag«, sagte ich, die alte
Platte wieder laufen lassend, »dann rufen Sie mich bitte an.«
    »Ja, gern«, antwortete sie
bereitwillig.
    Ich war an die Tür gelangt, als
sie nochmals zu reden begann.
    »Lieutenant!«
    »Ja bitte?« Ich wandte mich um
und sah sie an.
    »Danke«, sagte sie leise.
»Danke, daß Sie in dieser Sache so anständig zu mir gewesen sind.«
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    B evor wir Pine City verließen, nahmen wir noch ein frühes Abendessen zu uns. Es war mir
schließlich gelungen, Jo davon zu überzeugen, daß ich mich tatsächlich nur in
meiner Eigenschaft als Polizeibeamter so plötzlich entfernt hatte. So briet sie
mir also doch noch ein Steak. Ich legte eine kleine Flasche Whisky in das
Handschuhfach des Wagens, so daß die Expedition gut ausgerüstet war.
    Etwa um Viertel vor acht
gelangten wir nach Vale Heights. Ich durchquerte die Stadt, und der Healy nahm
mühelos die Steigung auf der anderen Seite.
    Ich fuhr an Kaufmans Haus
vorbei; dann wendete ich den Healy auf der schmalen Straße, stellte den Motor
ab und ließ den Wagen die Steigung wieder hinabrollen.
    Etwa hundert Meter von Kaufmans
Einfahrt entfernt stoppte ich ab und lenkte den Wagen auf die Böschung hinauf,
bis die Stoßstange fast einen Baum streifte.
    Wir stiegen aus, und ich ließ
den Wagen ohne Parklichter dort stehen. Er stand ja nicht mehr auf der Straße,
und stellte daher für andere Fahrer keine Gefahr dar. Kaufman würde ihn nicht
bemerken, es sei denn, er führe an ihm vorbei — aber das konnte er nur, wenn er
sich nicht in Richtung auf Jos Haus, sondern in entgegengesetzter Richtung
entfernte.
    Wir gingen weiter, traten dann
unter einen Baum und warteten. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war zehn
Minuten nach acht.
    »Wer könnte, wenn die beiden
gegangen sind, noch im Haus sein?« fragte ich Jo.
    »Das weiß ich nicht genau«,
antwortete sie. »Ich glaube nicht, daß er irgendwelche Bediensteten dort hat.
Er hatte immer nur Personal, das den Tag über arbeiten kam und abends nach
Hause ging. Wenn er eine Gesellschaft gibt, überläßt er die Organisation einem Manager, der für alles sorgt. Andererseits scheint er
immer ein paar Männer im Haus zu haben. Sie waren neulich abends auch auf der
Gesellschaft; und jedesmal , wenn ich Eli in L. A.
gesehen habe, waren diese Männer dabei. Ich denke, sie sind eine Art Leibwache
oder dergleichen.«
    »Eins ist jedenfalls sicher«,
erklärte ich. »Er wird sie heute abend nicht
mitnehmen. Wir müssen also davon ausgehen, daß sie noch immer bei ihm im Haus
sitzen.«
    »Wahrscheinlich hocken sie in
der Küche und saufen«, erklärte Jo zuversichtlich.
    »Oder vielleicht irgendwo oben
im Haus. Wir müssen ins Haus gelangen, ohne sie zu belästigen — beziehungsweise
ohne daß sie uns belästigen.«
    Weitere zehn Minuten
verstrichen, dann wurde das Tor an der Ausfahrt des Grundstücks in grelles
Scheinwerferlicht getaucht. Ein paar Sekunden später brummte der prächtige
Lincoln Continental auf die Straße hinaus und entschwand in der Richtung auf
Jos Haus.
    »Komm!« sagte ich leise.
    Ich ergriff Jos Hand und trabte
los. Als wir ans Tor kamen, war ich schon außer Atem. Die einzige körperliche
Übung, der ich mich für gewöhnlich hingebe, ist das Auswechseln der Platten auf
dem Plattenspieler.
    »Von hier aus gehen wir lieber
in normalem Tempo«, erklärte ich. Wir gingen die Anfahrt entlang, bis sich das
Haus vor uns abzeichnete. Die Vorderfront lag in völliger Dunkelheit.
    »Was habe ich dir gesagt?«
flüsterte Jo triumphierend. »Sie hocken bestimmt in der Küche und saufen!

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