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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Das
habe ich doch gewußt!«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte ich.
»Und wenn du alles weißt, dann sag mir bitte doch noch: Wie kommen wir hinein?«
    Zehn Sekunden lang herrschte
Stille. »Irgendwo wird doch wohl ein Fenster offenstehen«, meinte sie
schließlich ein wenig unsicher.
    Ich knirschte mit den Zähnen.
»Fangen wir einmal mit dem Fenster links vom Eingang an, ja? Wir brauchen kaum
mehr als eine halbe Stunde, bis wir von der anderen Seite her wieder am Eingang
angelangt sind. Wenn wir bis dahin kein Glück haben, kannst du ja in die Luft
springen und es einmal mit den Fenstern im oberen Stockwerk versuchen!«
    »Ich dachte, du wüßtest, wie
man in ein Haus einbricht«, entgegnete sie. »Wissen denn Polizisten mit so
etwas nicht Bescheid?«
    »Du verwechselst mich wohl mit
einem Fassadenkletterer«, meinte ich. »Aber ich habe eine viel bessere Idee.
Wir läuten an der Eingangstür.«
    »Bitte?« stieß sie
verständnislos hervor.
    Ich ergriff ihren Arm und
drängte sie zum Eingang. »Meinst du, seine Leibwächter würden dich erkennen?«
    »Wohl nicht gleich«, antwortete
sie. »Nach einer Weile vielleicht — aber ich bezweifle es. Warum?«
    »Wenn jemand die Tür öffnet,
strahlst du ihn mit einem großzügigen Lächeln an«, erklärte ich ihr. »Du sagst,
du seist eines von Schlanges Mädchen; der Chef hätte
angerufen und gesagt, zwei Mädchen sollten heute abend kommen und seinen Freunden Gesellschaft leisten, solange er aus sei.«
    »Und was dann?« fragte sie
nervös.
    »Du erklärst ihm, dein Wagen
stände gleich am Tor, und das andere Mädchen säße noch drin. Einer von den
beiden wird hingehen, um zu helfen, und den übernehme ich.«
    »Und was wird aus mir? Ich
stehe ja dann mit dem anderen da.«
    »Mit dem mußt du so lange
herumalbern, bis ich zurück bin. Es dürfte nicht lange dauern.«
    »Wie willst du denn ins Haus
gelangen, wenn du zurückkommst?«
    »Ich klingele — Schlaukopf.«
    »Al?« Ihre Stimme klang
unsicher. »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    Aber ich drückte bereits mit
dem Finger auf die Klingel und hörte das Läuten im Innern des Hauses.
    Als ich schwere Schritte in der
Diele vernahm, verzog ich mich rasch und versteckte mich hinter dem nächsten
Busch.
    Der Mann, der die Tür öffnete,
war untersetzt und breitschultrig; er trug ein Hawaiihemd und sandfarbene
Leinenhosen. Er musterte Jo von Kopf bis Fuß. »Was ist?« fragte er
erwartungsvoll.
    »Ich bin eins von den
Schlange-Mädchen«, sagte Jo. Sie legte die Hände auf die Hüften und holte tief
Atem. Das überzeugte ihn.
    »Hast dich im Abend geirrt«,
erklärte der Mann. »Der Chef ist aus.«
    »Was du nicht sagst!« erwiderte
Jo. »Er hat Schlange angerufen und ihn beauftragt, er sollte ein paar nette
Mädchen zur Gesellschaft für die Männer herschicken, die heute
abend nicht ausgehen können.«
    »Tatsächlich?« Der Mann
strahlte. »Donnerwetter! Das ist doch wirklich anständig von ihm!«
    »Meine Freundin aber hat
Schwierigkeiten mit ihrem Wagen, draußen am Tor«, fuhr Jo fort und kaute an
einem Kaugummi, den sie gar nicht im Mund hatte. »Wie wär’s, wenn einer von
euch den Kavalier spielte und ihr den Wagen wieder in Gang setzte?«
    »Aber natürlich!«
    Er wandte den Kopf und brüllte:
»He, Mac! Komm mal her und sieh dir an, was der Nikolaus uns hier beschert
hat!«
    Schritte dröhnten auf dem Gang,
und Mac erschien. Er war groß und breitschultrig, das schien mir aber auch der
einzige wesentliche Unterschied zwischen den beiden. Der erste erklärte ihm die
Situation.
    »Völlig klar!« sagte Mac. »Ich
helfe der Kleinen, ihren Wagen auf die Anfahrt zu bringen, und du sorgst
inzwischen für Getränke! Mann!« rief er begeistert, »das ist ein Job! Dafür
bezahlt zu bekommen, daß man sich um eins von Schlanges Mädchen kümmert.«
    Der erste Kerl legte seinen Arm
fest um Jos Taille und führte sie ins Haus. Mac begann mit langen Schritten
davonzutraben, und gerade als er am Busch vorbeistrich, versetzte ich ihm mit
dem Kolben meiner Pistole einen Schlag auf den Hinterkopf.
    Blieb noch die weniger wichtige
Frage, was mit ihm zu tun sei. Für den Augenblick ließ ich ihn einfach liegen
und eilte zum Eingang hinauf. Die Tür war noch immer offen; so trat ich ein und
ging den Gang entlang. Vom großen Wohnzimmer her hörte ich das Getrappel
rascher Schritte. Ich warf einen Blick hinein.
    Jo zog sich um den Tisch
zurück; sie hatte einen etwas verzweifelten Ausdruck im Gesicht.
    Der untersetzte Kerl

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