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Der unmoegliche Mensch

Der unmoegliche Mensch

Titel: Der unmoegliche Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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an Columbine Sept Heures heran, und schließlich entschlossen sich Mallory und Leonora, in eine kleine Raffineriestadt fünfzehn Kilometer weiter westlich umzuziehen. Halliday hatte erwartet, Leonora würde mit ihm in Columbine bleiben, aber sie fuhr mit Mallory in dem Peugeot ab. Sie saß im Rücksitz und wartete, als Mallory das letzte Bartokquartett im Auditorium abspielte, bevor er die Batterie löste und zum Wagen zurücktrug.
     Sonderbarerweise war es Mallory, der versuchte, Halliday zum Mitkommen zu überreden. Im Unterschied zu Leonora erweckten die noch ungeklärten Elemente ihres Verhältnisses in ihm den Wunsch, mit dem jungen Mann in Verbindung zu bleiben.
     »Halliday, Sie werden sehen, es ist schwierig, hier zu bleiben.« Mallory zeigte über den Fluß auf die Dunkelheit, die wie eine ungeheure Woge über der Stadt hing. Schon hatten sich die Farben der Wände und Straßen in das dunkle Zyklamenrot der Dämmerung verwandelt. »Die Nacht kommt. Ist Ihnen klar, was das bedeutet?«
     »Natürlich, Doktor. Ich habe auf sie gewartet.«
     »Aber, Halliday…« Mallory suchte nach Worten. Der große Mann, die Augen wie immer hinter den dunklen Gläsern versteckt, sah über die Hoteltreppe zu Halliday hinauf. »Sie sind doch keine Eule oder irgendeine verdammte Wüstenkatze. Sie müssen mit dieser Sache bei Tageslicht fertig werden.«
     Mallory gab es auf und ging zum Wagen zurück. Er winkte, als sie aufbrachen und im Rückwärtsgang in einer rosaroten Staubwolke eine der Dünen erklommen, aber Halliday erwiderte nichts. Er sah Leonora Sully nach, die im Rücksitz saß, mit ihren Leinwänden und Staffeleien und dem Stapel von bizarren Gemälden, den Echos ihrer ungesehenen Träume.
     Was für Gefühle er für Leonora auch gehabt haben mochte, sie waren schnell vergessen, als er einen Monat später eine zweite schöne Nachbarin in Columbine Sept Heures entdeckte.
     Einen Kilometer nordöstlich von Columbine, auf der anderen Seite des trockenen Flusses, war eine leere Kolonialvilla, die früher von den Direktoren der Raffinerie an der Flußmündung bewohnt worden war. Als Halliday auf seinem Balkon im siebenten Stock des Hotels Oasis saß und das unmerkliche Vorrücken der Dämmerungsgrenze zu beobachten versuchte, während die antiken Uhren um ihn herum mechanisch durch die Minuten und Stunden ihrer falschen Tage tickten, sah er manchmal, wie die weißen Wände des Hauses durch das von den Sandstürmen reflektierte Licht kurz beleuchtet wurden. Die Terrassen waren mit Staub bedeckt, die Säulen der Loggia ins Schwimmbecken gekippt. Obzwar das Haus nur vierhundert Meter weiter östlich stand als das Hotel, schien das leere Gemäuer schon von der kommenden Nacht erfaßt zu sein.
     Kurz vor einem seiner Versuche zu schlafen sah Halliday die Scheinwerfer eines Autos, das um das Haus kam. In den Lichtkegeln erblickte er eine einsame Gestalt, die langsam auf der Terrasse auf und ab ging. Halliday gab den aussichtslosen Schlafversuch auf, stieg auf das zehn Stockwerke höher gelegene Dach des Hotels und legte sich auf die Selbstmörderbrüstung. Ein Chauffeur lud Koffer aus dem Wagen aus. Die Gestalt auf der Terrasse, eine große Frau in einem schwarzen Kleid, ging mit den unregelmäßigen, unsicheren Bewegungen eines Menschen, dem kaum bewußt ist, was er tut. Nach einigen Minuten nahm der Chauffeur die Frau am Arm, als wolle er sie aus einer Art Schlaf wecken.
     Halliday beobachtete sie vom Dach aus und wartete auf ihr Wiederauftauchen. Die merkwürdigen tranceähnlichen Bewegungen dieser schönen Frau – schon jetzt hatten ihm ihr dunkles Haar und die blasse Aureole ihres Gesichts, die wie eine Laterne vor der ankommenden Dunkelheit schwebte, die Überzeugung gegeben, daß sie die geheimnisvolle Lamia all seiner Träume war – erinnerten Halliday an seine ersten Spaziergänge über die Dünen zum Fluß, die Erkundung eines Geländes, das ihm fremd und doch aus seinem Schlaf vertraut war.
     Als er wieder unten in seinem Apartment war, legte er sich auf das Brokatsofa im Wohnzimmer, umgeben von den Landschaften von Delvaux und Ernst, und fiel plötzlich in tiefen Schlaf. Da sah er seine ersten echten Träume. Er träumte von klassischen Ruinen unter einem mitternächtlichen Himmel, wo vom Mond beleuchtete Gestalten sich in einer Totenstadt aneinander vorbeibewegten.
     Die Träume kamen wieder, sooft Halliday schlief. Er erwachte auf dem Sofa am Aussichtsfenster, unter ihm das sich verdunkelnde

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